Obstbäume pflegen

Juniriss: Baumkrone zügig auslichten

Der Juniriss gehört zu den sommerlichen Pflegemaßnahmen an Obstbäumen. Mit dieser Methode sorgen Gärtner für Übersicht in den Obstbaumkronen. Das gelingt auch Laien.

Es spricht sich nur langsam herum: Obstbäume brauchen mehrmals im Jahr eine Kronenpflege. Und zwar nicht nur im Winter. „Die Sommerschnitt-Maßnahmen sind mindestens genauso wichtig wie der Winterschnitt“, betont Georg Fels, Inhaber der gleichnamigen Baumschule in Westerkappeln. In seiner gärtnerischen Ausbildung hat Fels sich auf Obstgehölze spezialisiert. So liegt hier auch ein fachlicher Schwerpunkt der Baumschule, die er gemeinsam mit Ehefrau Christiane führt.

Baumschulchef Georg Fels gibt sein Wissen über Obstbäume in Seminaren an Hobbygärtner weiter. (Bildquelle: Laarmann)

Über den Obstbaumschnitt kursieren viele Irrtümer. Ihnen tritt Georg Fels mit folgenden Grundregeln entgegen:

  • Obstgehölze können grundsätzlich das ganze Jahr über geschnitten werden, ohne zu „verbluten“ oder sonstige Schäden zu erleiden.
  • Der Effekt des Schnitts hängt von der Jahreszeit ab. Sie bestimmt die hormonell gesteuerte Entwicklungsphase der Obstgehölze.
  • Während der Winterschnitt auf einen anschließenden starken Neuaustrieb der Bäume abzielt, dient der Sommerschnitt der Wachstumsberuhigung.

Von Hand ausdünnen

Im Juni sind die Bäume hormonell auf Wachstum gepolt. Das Pflanzenhormon Auxin, das sich vor allem in den Triebspitzen in größerer Konzentration befindet, treibt das Längenwachstum der Zweige voran. „Wer jetzt die Baumkrone kontrolliert und unerwünschte Triebe entfernt, kann sich beim späteren Sommerschnitt viel Arbeit ersparen“, ermuntert Georg Fels zum frühzeitigen Handeln. Noch sind die frischen Triebes dieses Jahr weich. Sie lassen sich von Hand mit einem gezielt Ruck von den größeren Zweigen abreißen. Das Ziel dieser Maßnahme: Die Baumkrone soll gut belichtet bleiben, damit die Früchte reichlich Licht und Luft bekommen und sich bestens entwickeln. Erwünscht sind beim Obstbaum flach gestellte, nach außen gerichtete Triebe. Welche frischen Triebe sollten entfernt werden? Im wesentlichen geht es um die folgende Zweige:

Wasserschosser – das sind aufrecht stehende, stark wachsende Triebe. Meist bildet der Baum sie als Reaktion auf einen starken Rückschnitt im Winter.

Störende Triebe – das sind Zweige, die sich mit anderen kreuzen, zu dicht stehen oder nach innen statt nach außen gericht sind.

Das Ausreißen von Hand geht fix, wenn man einmal verstanden hat, welche Triebe unerwünscht sind. „Beim Reißen bin ich viel schneler als beim Schneiden und entferne auch gleich schlafende Augen an den Ansatzstellen der Triebe“, erklärt Fels. Mit der Schere sind diese Knospen kaum zu erreichen. Daher würden sie nach einem Rückschnitt im Juni sofort austreiben und das unerwünschte Wachstum fortsetzen.

Mit einem Ruck reißt die Hand gleich mehrere weiche Triebe ab, die an dieser Stelle unerwünscht sind. (Bildquelle: Laarmann)

Reißen ist gründlicher als Schneiden. Die kleinen Verdickungen an den Triebansätzen enthalten schlafende Augen, die entfernt werden sollen. (Bildquelle: Laarmann)

Entstehen beim Reißen kleine Wunden an den älteren Trieben ist das kein Problem, weil sie schnell abheilen. (Bildquelle: Laarmann)

Kürzen verboten

Nicht immer gelingt ein glatter Riss. Wird die Rinde des größeren Triebes geschädigt, ist das in der Regel kein Problem. „Solche kleinen Wunden heilen um diese Jahreszeit innerhalb weniger Wochen“, weiß Georg Fels. Keinesfalls dürfen lange Triebe einfach an irgendeiner Stelle abgeschnitten werden. „An dieser Stelle treibt der Baum neu aus und bildet noch in diesem Jahr zwei oder mehrere neue Triebe. Mit der Zeit kommen immer mehr Verzweigungen hinzu, sodass regelrechte Besen entstehen“, mahnt der Obstbaumkenner. Wasserschosser des Vorjahres, die bereits verholzt sind und sich nicht mehr ausreißen lassen, schneidet er an der Austrittsstelle ab. Aber das steht erst ab Mitte August an, wenn der Zeitpunkt für den Sommerschnitt gekommen ist.

Sommerschnitt an Obstbäumen

Der Juniriss zählt zu sommerlichen Pflegemaßnahmen. Der eigentliche Sommerschnitt mit dem Ziel, den Obstbaum in seinem Wachstum zu beruhigen, indem man ihm belaubte Zweige abnimmt, steht von Mitte August bis Ende Oktober an, sagt Georg Fels. Er bezeichnet einen Sommerschnitt bei Kernobst also nötig, wenn die Triebe dann einen Zuwachs von 30 bis 50 cm haben, bei Steinobst einen Zuwachs von 50 bis 80 cm. Durch den Schnitt werden zu dicht oder zu steil gewachsene, unerwünschte Zweige entfernt. Somit bleibt dem Baum weniger Grünmasse, aus der er Reservestoffe für den Winter einlagern kann. Zeitige Rückschnitte nehmen dem Baum mehr Energie als späte Rückschnitte. Tipps zur praktischen Umsetzung des Sommerschnitts gibt ein Video des Bundesinformationszentrums für Landwirtschaft (BZL) bei youtube.

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