Pflanzen als Klimaverbesserer

Dachbegrünung passt zu Photovoltaik

Pflanzen schlucken und verdunsten Wasser. Das sorgt auch auf Dächern für gutes Klima. Der Kühleffekt verbessert den Wirkungsgrad von Solarstromanlagen, sagt Landschaftsgärtner Bernhard Kruckenbaum.

Zu Hause pflanzt ein Gärtner nur, wovon er überzeugt ist. Auch bei Bernhard Kruckenbaum ist das so. Der Meister im Garten- und Landschaftsbau lebt mit seiner Familie auf einem Hof in Ascheberg-Herbern, Kreis Coesfeld. Hier ist ebenfalls sein Betrieb ansässig. Kunden führt er durch den großzügigen Privatgarten und lenkt ihre Blicke dabei nach oben. Denn auf Hundezwinger, Hühnerstall und Laube sind weitere Pflanzen zu entdecken. Der Landschaftsgärtner hat die flachen Dächer dieser Gebäude extensiv begrünt. „Ich habe Pflanzen mit geringen Pflegeansprüchen verwendet. Dazu gehören Bodendecker wie Mauerpfeffer und andere Sedumarten, Wolfsmilchgewächse, aber auch Kräuter wie Thymian“, erklärt der Profi. Vom Nutzen der Begrünung ist er überzeugt. Eine wachsende Zahl an Privat- und Geschäftskunden sieht das ebenso und fragt nach Pflanzkonzepten für Dachflächen.

Landschafts­gärtner Bernhard Kruckenbaum zeigt Pflanzen, die aufs Dach passen. Auch höher werdende Stauden und Gräser sind dabei. (Bildquelle: Laarmann)

Messbare Vorteile

Eine Dachbegrünung speichert Wasser und verdunstet es dann wieder. So fließt weniger Regenwasser ungenutzt ab. Bei fachgerechter Ausführung müssen nur etwa 30% des Niederschlagswassers vom Dach geleitet werden, sagt der Bundesverband Gebäudegrün.

Der Pflanzenbewuchs wirkt außerdem wie ein zusätzlicher Dämm- und Schallschutz. Er bindet Feinstaub und bietet Insekten Nahrung. Etliche Städte und Gemeinden fördern eine Dachbegrünung in Verbindung mit einer Photovoltaik-Anlage. Bernhard Kruckenbaum findet das richtig: „Beim Verdunsten sorgt die Dachbegrünung für einen Kühleffekt und verbessert den Wirkungsgrad der Photovoltaikanlage an heißen Tagen.“

So lebendig kann ein professionell begrüntes Dach aussehen. Auf geneigten Flächen verhindern Schub­siche­rungen, dass Mauer­pfeffer und Dach­wurze ins Rutschen kommen. (Bildquelle: Verband der Landschaftsgärtner NRW/Grünes Presseportal)

Meist extensiv

Die meisten Kunden entscheiden sich für eine extensive Dachbegrünung mit niedrig bleibenden, trockenheitsangepassten Pflanzen. Sie erhalten sich ohne gärtnerische Eingriffe und bedecken das Dach beizeiten komplett. „Eine extensive Dachbegrünung fängt mit einem Gewicht ab 50 kg/m2 Dachfläche an“, erläutert der Gärtnermeister.

Einschichtige Dachbegrünung: Auf die tragfähige Dachunterkonstruktion 1) kommt eine wurzeldichte Abdichtung 2), darüber Vlies oder Gummigranulat 3), ein Mineralsubstrat4) und dann die Pflanzen 5). (Bildquelle: Bundesverband Gebäudegrün/Cirkel)

Bei passender Traglast des Daches ist eine intensive Begrünung mit Stauden, Gehölzen und Rasen möglich. Sie erfordert eine aufwendigere Unterkonstruktion und mehr Pflege. Das zusätzliche Gewicht beginnt laut Bundesverband Gebäudegrün bei 320 kg/m². Extensive Dachbegrünungen kosten nach Auskunft des Verbandes etwa 20 bis 40 €/m². Intensivbegrünungen fangen bei 60 €/m² an.

Mehrschichtige Dachbegrünung: Auf die tragfähige Dachunterkonstruktion 1) kommt eine wurzeldichte Abdichtung 2), darüber Vlies oder Gummigranulat 3), als zusätzliche Schicht folgt eine Dränage aus zerkleinerter Lava o.ä. oder eine Festkörperdränage aus Kunststoff 4), dann ein Filtervlies 5), darüber Mineralsubstrat für Mehrschicht-Bauweise 6), in das die Pflanzen gesetzt werden 7). (Bildquelle: Bundesverband Gebäudegrün/Cirkel)

Wurzelfest und dicht

Bei Flachdächern mit bis zu 5° Dachneigung und einer extensiven Bepflanzung muss der Landschaftsgärtner die Drainage und Entwässerung so gestalten, dass sich bei Regen keine Pfützen bilden. Schrägdächer brauchen ab 10° Dachneigung eine Schubsicherung, die das Abrutschen von Pflanzen und Substrat verhindert.

Profis wie Bernhard Kruckenbaum halten sich an die Richtlinien der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL), die detaillierte Vorgaben etwa zur wurzelfesten Dachabdichtung, Anschlusshöhen und Randeinfassungen begrünter Dächer machen. Der Kunde erkennt die Einhaltung der professionellen Standards an Hinweisen wie „gemäß FLL“ oder kann nachfragen, ob sie zugrundeliegen.

Dränage und Substrat

Wichtig für die Pflanzengesundheit sind spezielle mineralische Substrate. Sie sorgen für eine gute Drainage, bleiben im nassen Zustand leichter als Erde und bieten vergleichsweise wenig Nährstoffe, was für maßvolles Wachstum sorgt. Bei extensiven Begrünungen ist das erwünscht. Ein Rundgang über Kruckenbaums Hofanlage zeigt: Gut gemachte extensive Dachbegrünungen halten viele Jahre. „Anfangs muss ich schauen, dass die Pflanzen gut starten und in Trockenzeiten während der Bewurzelungsphase wässern. Später entfällt das komplett“, erläutert der Gärtnermeister. In den ersten Jahren entfernt er in zwei Pflegedurchgängen jährlich unerwünschte Beikräuter. Ist die Pflanzendecke dicht, fällt das Zupfen weg. Bei der Pflanzenauswahl fürs Gründach lassen Kunden sich am besten von versierten Gärtnern beraten. Kruckenbaum kann reichlich Erfahrungen beisteuern: „Von Schnittlauch und ähnlich versamungsfreudigen Arten rate ich ab. Sie verdrängen andere Pflanzen und können lästig werden.“ Auch von rhizombildenden Pflanzen ist eher abzuraten. Inzwischen bieten Gartenbau-Unternehmen auch vorgefertigte Pflanzmodule mit einem Artenmix an. Diese Kassetten oder Matten werden auf die vorbereitete Unterkonstruktion verlegt.

Spezialisten wie Gärtner Thomas Viehweg aus Issum vermehren Mauerpfeffer-Arten (Sedum) für die Dachbegrünung in Kassetten, die Pflanzarbeit sparen. (Bildquelle: Grünes Medienhaus)

Gründach-Infos

  • Die Verbraucherzentrale NRW informiert online und durch Seminare über Gründächer, auch in Verbindung mit Photovoltaik.
  • Etliche Städte und Gemeinden haben Förderprogramme zur Dachbegrünung. Vor Baubeginn nachfragen kann sich lohnen

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