Neulich auf dem Land

Die Frage nach Alkohol

Alkohol gehört auf vielen Partys quasi zum guten Ton. Doch was, wenn man mal keinen trinken will?

Mit 15, 16 war ich uncool, wenn ich auf einer Party nichts getrunken habe. Die „Bewertung“ der Freunde kippte abrupt, als ich meinen Führerschein hatte und nach nächtlichen Partys alle heimbringen konnte.

Heute, mit Mitte Dreißig verhält es sich wieder wie vor zwanzig Jahren. Da heißt es erneut: „Warum willst Du nichts trinken“, wenn man mal einen Abend ohne Alkohol im Glas verbringen möchte. Mir schießt dann schnell die Frage durch den Kopf: „Warum willst DU etwas trinken?“ Doch ich spreche sie selten aus. Schließlich will ich mein Gegenüber nicht bloßstellen oder unangenehm in Erklärungsnot bringen. Andersherum betrachtet hat der- oder diejenige nur ein paar Sekunden zuvor genau das mit mir gemacht.

Gleiches also mit Gleichem bekämpfen? Ich habe für mich entschieden, dass ich das nicht möchte. Die Gegenfrage „Warum sollte ich?“ könnte ich mir jedoch gut vorstellen. Dann erhält mein Gesprächspartner die Möglichkeit, sofern der Alkoholpegel es zulässt, über die Sinnhaftigkeit seiner Frage nachdenken.

Obwohl Alkohol eine „weiche“ Droge ist, scheint er gesellschaftlich akzeptiert und gewollt. Erst wenn er zur harten Droge wird und eine Abhängigkeit entsteht, ändern wir unsere Meinung. Dann hören wir auf, die Menschen auf ihren Konsum anzusprechen. Wir haben das Gefühl, eine Grenze zu überschreiten, wenn wir unser Gegenüber auf seinen vermeintlich zu hohen Alkoholkonsum ansprechen.

Da bleibt in meinem Kopf unweigerlich die Frage zurück, warum sich im Gegenzug Menschen für ihren „zu geringen“ Konsum erklären sollten.

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