Mähdrescher im Modellbau

Claas Matador Gigant aus Holz

3000 Stunden hat Heinz Wunderlich aus Wilnsdorf schon an seinem Claas Matador Gigant gewerkelt. Fertig ist der Modellbaumeister trotzdem noch nicht.

Konzentriert blättert Heinz Wunderlich durch die vergilbten Seiten des Ersatzteilkatalogs. Seine schwarze Brille rutscht ihm auf die Nasenspitze. „Da ist das Teil“, sagt Heinz lächelnd und zeigt erst auf den Katalog, dann auf das Armaturenbrett des hölzernen Mähdreschers vor ihm. Die Nachbildung gleicht der Katalogzeichnung in Heinz’ Händen bis ins Detail.

Explosionszeichnungen wie diese dienten als Basis für alle 10.000 Einzelteile. (Bildquelle: Nienhaus)

Vor gut zwei Jahren begann der gelernte Modellbaumeister mit dem Bau des Claas Matador Gigant, eines Mähdreschers aus den 1960er-­Jahren. „Ursprünglich sollte er ein Spielzeug für meine Enkelkinder werden“, erzählt Heinz, „dafür ist er nun zu filigran.“ Theoretisch könnten Kinder auf dem extra massiv gebauten Stuhl des Gefährts sitzen. „Meine Enkelkinder sind mittlerweile nur etwas zu groß“, sagt der 70-Jährige schmunzelnd.

Wahr gewordener Traum

Heinz ist auf einem Milchviehbetrieb mit einigen Hektar Ackerland aufgewachsen. Einen Matador Gigant hatten die Wunderlichs zwar nicht zu Hause, dafür aber einen Claas Columbus. „In den 60er-Jahren war der Gigant für mich der absolute Traum“, sagt Heinz. Diesen Traum hat er sich nun selbst erarbeitet: Über 3000 Stunden werkelt der Wilnsdorfer, Kreis Siegen-Wittgenstein, bereits an seinem Mähdrescher.

Heinz Wunderlich hat einen Claas Matador Gigant im Maßstab 1 : 3 nachgebaut. (Bildquelle: M. Nienhaus)

In den Wintermonaten verschanzt er sich im Schnitt neun Stunden am Tag in seiner Werkstatt im Keller des Hauses. „Entweder ich mache Dinge richtig oder ich lasse es“, sagt er. Das spiegelt sich in den zahllosen Details des Kunstwerks wider. So kann man das Entleerrohr ausklappen wie im Original, der Werkzeugkasten ist befüllt mit einer hölzernen Ölkanne und eine Mini-Fettpresse – und zur Krönung sind im Gigant 13 Modellbau-Motoren verbaut. Ein befreundeter Elektroingenieur und ein Programmierer haben einige Hundert Stunden mitgetüftelt.

Zum Leben erweckt

Heinz betätigt einige Tasten und Hebel einer Fernsteuerung. Ein Motorengeräusch erfüllt die Werkstatt, die Reifen des Matadors beginnen sich zu drehen, die Scheinwerfer leuchten auf. Doch damit nicht genug: Als führe der Matador übers Feld dreht sich die Haspel und in den Korntank fällt Getreide – das natürlich auch abgetankt werden kann.

20 Minuten braucht der Matador, um seinen Korntank zu befüllen. (Bildquelle: M. Nienhaus)

Als Basis für den Modell-Drescher diente Heinz vor allem der Ersatzteilkatalog, den er gebraucht kaufte. Jedes daraus nachkonstruierte Einzelteil besteht aus vielen Schichten aufeinander gepresstem und geleimten Eschenholzes. Die dünnsten Lagen sind dabei nur 0,5 mm dick.

Jedes Rad ist zum Beispiel mit 96 Stollen bestückt und besteht mit Felge aus 136 Einzelteilen – da kommen 10.00 Einzelteile für den ganzen Matador schnell zusammen – und es werden täglich mehr. „500 Stunden könnte ich locker noch weiter basteln“, erklärt Heinz und deutet auf einige Stellen des Dreschers, an denen er noch Leitungen anbringen will.

Das neuste Detail des Modells: Frisch verleimte Dieselleitungen. (Bildquelle: M. Nienhaus)

Und nicht nur Zeit hat der Rentner investiert. „Mein Modell hat mich ungefähr so viel gekostet, wie das Original damals: 34.000 DM, also umgerechnet 16.000 €“, erzählt Heinz. Gelohnt es sich für ihn allemal. „Ich bin ein Fantast und ein Spielkind“, sagt er, „hier kann ich meine Kleinjungenträume voll ausleben.“ Mit dem 3,20 m langen und 1,15 m breiten Mähdrescher ist das allerdings nicht getan. Wenn dieser vollendet ist, wird Heinz sich ins nächste Projekt stürzten. Was genau kommen wird, weiß er noch nicht. „Mir macht alles Spaß, das mit Holz und Metall zu tun hat – und natürlich mit Landwirtschaft“, sagt Heinz Wunderlich strahlend. Da bliebe noch die ein oder andere Maschine übrig …

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