Melken in Brandenburg

Investition in viel Wohl für Kuh und Mensch

Familie Zijlstra hält rund 1700 Kühe an einem Standort. Die Tiere stehen in neuen Laufställen und werden im 60er-Außenmelker-Karussell gemolken.

Die Milsana- Handels- und Produktionsgesellschaft hat 1760 Kuhplätze an einem Standort im Landkreis Oder-Spree in Brandenburg. Die Tiere stehen in zwei großen, 2021 neu gebauten, Laufställen mit viel Tierkomfort: Große Tiefboxen, eingestreut mit einem Stroh-Kalkgemisch, etliche Ventilatoren sowie Kuhduschen über dem Futtertisch. Der Boden ist planbefestigt, ein Schieber hält ihn sauber. An den Seitenwänden des Stalles sind Jalousien angebracht, sie können komplett geöffnet werden. Die beiden Ställe sind je 173 m lang und 37 m breit.

Der Schieber hält den planbefestigten Boden sauber. (Bildquelle: Schmidtmann)

Die Holstein-Friesians haben glänzendes Fell. Sie sind einheitlich in Größe und Form. Zwischendrin ist eine Jerseykuh zu sehen. „Das ist was für´s Herz“, schmunzelt der Chef des Betriebes. Im Sommer haben die Kühe Weidegang. Der Betrieb ist QM++-zertifiziert, also entsprechend der Haltungsform 3. Die Milch holen Fude & Serrahn und Heinrichsthaler ab.

Lust auf Landwirtschaft

Zur Unternehmensgruppe gehören zwei Milchviehbetriebe, ein Mutterkuhbetrieb, zwei Biogasanlagen, 3000 ha landwirtschaftliche Fläche und 1000 ha als Dienstleistungen. Für Inhaber Erik Zijlstra ein Familienbetrieb. Seine Definition des Familienbetriebs ist sicherlich eine andere als eines Milchbauerns aus NRW.

Erik Zijlstra (rechts) und Rudi Breitsma sind zufrieden mit ihrem neuen Stall. (Bildquelle: Schmidtmann)

Der Niederländer ist vor 25 Jahren nach Ostbrandenburg gekommen. Seine drei Kinder haben Lust auf Landwirtschaft und wollen weitermachen. Doch auch im Osten Deutschlands ist es kompliziert: Für die Genehmigung der beiden neuen Laufställe brauchte es drei Jahre, berichtet Zijlstra. Dabei wollte er „nur“ die alten Ställe ersetzen. Diese haben nicht mehr den aktuellen Tierwohlansprüchen genügt.

13 Stunden melken

Momentan melkt er seine Kühe zwei Mal täglich im 60er-Außenmelker-Karussell. „Künftig wollen wir aber auf drei Melkzeiten gehen“, erklärt Herdenmanager Rudi Breitsma. Sie haben das neue Karussell allerdings erst im Januar 2023 eingeweiht. Zuvor melkten sie zwei Mal täglich in einem 40er-Innenmelker. „Dort haben wir rund 18 Stunden gemolken, im 60er benötigen wir aktuell 13 Stunden.“

Hier im beheizten Melkhaus arbeiten Kuh und Mensch gerne. (Bildquelle: Schmidtmann)

Besonders lobt Breitsma den Komfort: Die Kühe müssen nur in das Karussell laufen. Er gibt zu bedenken, wie wichtig es ist, dass die Kühe gerne zum Melken kommen und es ihnen gut geht: „Sie müssen jeden Tag drei Mal zum Melken laufen und haben nie frei.“

Höfetour
Das Melktechnikunternehmen Lemmer-Fullwood lud die Fachpresse Ende Januar zu einer Höfe- und Infotour im Berliner Umland ein. In diesem Rahmen besuchten wir auch den Agrarbetrieb Agrarprodukte e.G. Altreetz und die Milsana Handels- und Produktionsgesellschaft. Beide Höfe melken mit Systemen von Lemmer Fullwood.

Im Schnitt verbringt jede Kuh acht Minuten im Karussell, ist aber etwa 40 Minuten bei jeder Melkzeit unterwegs. Momentan haben die Kühe eine Milchleistung von rund 35 kg je Tag. Neben noch mehr Milchleistung, ist das selektive Trockenstellen ein gestecktes Ziel von Breitsma.

Bestes Arbeitsklima für Kühe und Mitarbeiter

„Unser Ziel ist das Bestmögliche für unsere Kühe und unsere Mitarbeiter zu erreichen“, betont Zijlstra. So stehen die Melker im beheizten Melkhaus und haben feste Arbeitsschichten. Momentan habe der Betrieb keine Schwierigkeiten Mitarbeiter zu finden. Zusätzlich arbeiten die Kuhkenner mit Pedometern, welche die Daten der Tiere automatisch in das Herdenmanagementprogramm spielen.

Die Kühe sind mit Pedomertern ausgestattet (rechtes Hinterbrein). Über dem Futtertisch ist die Sprenkelanlage für die Kuhdusche zu erkennen. (Bildquelle: Schmidtmann)

Die Kühe bekommen ein Mal täglich eine TMR aus Mais- und Luzernesilage, Häckselstroh, Biertreber, Rapsschrot und Getreideschrot. „Wir bauen alles selber an, außer Rapsschrot und Biertreber“, erklärt Zijlstra. Immer 180 Kühe bilden bei ihm eine Gruppe.

Die Liegeboxen sind geräumig und großzügig eingestreut. (Bildquelle: Schmidtmann)

Die Nachzucht verkauft der Betriebsleiter an einen anderen Betrieb und kauft die tragenden Tiere zwei Monate vor der Kalbung zurück. Die Holstein-Bullenkälber gehen an das Unternehmen Denkavit. Hier gibt es eine Preisstaffelung für besonders gute und schwere Kälber. Außerdem setzen die Betriebsleiter Charolais-Bullen ein. Die Kreuzungstiere verkaufen sich gut und die Kalbungen sind unkompliziert.

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