Milchviehhaltung

Neuseeländisches Modell: Ein Monat melkfrei

Matthias und Wiebke Icken führen ihren Milch­vieh­betrieb auf die neuseeländische Art. Von Januar bis Mitte Februar stehen alle Kühe trocken.

"Heiligabend melken wir einmal, dann alle zwei Tage und ab 5. Januar stehen alle Kühe trocken – und zwar alle 220“, sagt Matthias Icken. Der 51-Jährige führt gemeinsam mit seiner Familie einen 220 ha Naturlandbetrieb mit 220 Milchkühen und 80 bis 100 Schweinen in Offenstall­haltung in Sievern im Landkreis Cuxhaven. Seit 2017 setzen die Norddeutschen auf das neuseeländische Modell. Dazu gehört nicht nur die saisonale Abkalbung, sondern vor allem die konsequente Weidehaltung, Tag und Nacht. Wenn die Witterung es zulässt, startet die Weidesaison bereits im Februar.

55 ha Grünland liegen arrondiert um den Kuhstall am Ortsrand von Sievern. Die Marschwiesen bieten qualitativ gutes Futter. Damit die Kühe möglichst früh im Jahr auf die Weide können, „verkleinern“ Ickens ihre Herde und kreuzen gezielt Jersey und schwarzbuntes Niederungsrind ein. Beide Rassen sind leichter sowie kleiner und damit trittfester. Sie gelten auch als gute Gras­verwerter.

30 Ammenkühe

Die Abkalbesaison startet Mitte Februar und bis Ende März haben alle Kühe ihre Kälber geboren. Mit Beginn der Kalbezeit teilen Ickens die Herde in fünf Gruppen: Trockensteher, Abkalbegruppe, Frischmelker, Ammenkühe mit weiblichen Kälbern, melkende Gruppe. Die ersten melkenden Kühe gehen in den meisten Jahren bereits ab Mitte Februar auf die Weide, die letzten Trockenen ab Ende März bei ­richtig gutem Wetter. „Die letzten Kalbungen sind dann auch draußen“, erklärt ­Matthias Icken.

Die ersten 70 weiblichen Kälber ziehen Ickens auf. Dazu steht eine Herde von rund 30 Ammenkühen bereit – „erfahrene Muttertiere“, keine Erstkalbinnen. Gesextes Sperma setzen Ickens nicht mehr ein, weil die Trächtigkeiten bei der ersten Belegung zu schlecht waren. „Bei der saisonalen Abkalbung ist entscheidend, möglichst viele...