Methanausstoß

Welche Kühe für das Klima?

Irische Forscher haben den Methanausstoß bei Holsteins und Jerseys in der Weidesaison verglichen. Die Ergebnisse zeigen, welche Rasse effizienter ist.

Kühe auf der Weide sind von Verbrauchern ein gern gesehenes Bild. Zudem ist „Weidemilch“ in Supermärkten extra ausgezeichnet. Doch wie sieht es mit der Klimabilanz dieser Milch aus?

In einer irischen Studie haben Tierwissenschaftler von März bis Oktober 2021 erfasst, wie viel Methan (CH4) Kühe im Vegetationsverlauf während der Vollweidehaltung bei saisonaler Abkalbung ausstoßen. Dabei spielen vor allem die Grasqualität, die Menge an ­zusätzlichem Kraftfutter und das Laktationsstadium eine Rolle.

Holstein-Kühe und Jerseys haben unterschiedliche Rassemerkmale. Die Jerseys gelten als effizienter und klimafreundlicher. Doch wer punktete im Versuch? (Bildquelle: Püning)

Zudem hat das Team untersucht, ob es einen Unterschied zwischen Jersey- und hochleistenden Holstein-Kühen gibt. Die Kühe gehören der Dairygold Research Farm in Irland und werden für nationale Forschungsprojekte genutzt.

Weide und Kraftfutter

Eine typische irische Milchkuh steht etwa 260 Tage pro Jahr auf der Weide (Vollweidebedingung) und produziert etwa 5500 kg Milch. Da der Weidegrasaufwuchs der Hauptfaktor für die Milchproduktion ist, stehen die meisten Kühe ab November/Dezember trocken.

In dem Versuch wurden die beiden Gruppen in einem rotierenden Weide­system gehalten mit etwa 2,6 Kühen je ha. Das Forscherteam hat den Aufwuchs, der hauptsächlich aus Weidelgras bestand, wöchentlich für jede Koppel erfasst. Während des gesamten Versuchszeitraums haben sowohl die Jerseys als auch die Holsteins 565 kg Kraftfutter je Tier über eine spezielle Futterstation erhalten, die gleichzeitig den Methanausstoß über die Atemluft der Tiere gemessen hat.

TM-Aufnahme schwankt

Während des Versuchszeitraums variierte nicht nur die verfügbare Grasmasse, sondern auch die Qualität. In Übersicht 1 sind die veränderten Futterqualitäten abhängig von der Jahreszeit dargestellt.

Der Rohproteingehalt nahm von Frühling bis Sommer ab und bis Herbst wieder zu. Erwartungs­gemäß wuchs der Rohfasergehalt, dargestellt in NDF, von Frühling bis Herbst kontinuierlich.

  • Die tägliche Trockenmasse (TM)-­Aufnahme von Gras gemittelt über beide Rassen war im Frühjahr mit 13 kg am niedrigsten. Während der Sommermonate war sie mit 15 kg am höchsten und im Herbst eher im mittleren Bereich (14,6 kg).
  • Die Kraftfutterzugabe war zu Laktationsbeginn im Frühjahr höher (2,76 kg/Tag). In den Sommer- und Herbstperioden lag sie bei 1,75 bzw. 1,78 kg je Tag.
  • Jedoch war die Gesamt-TM-Aufnahme im Frühjahr mit 15,76 kg niedriger als im Sommer bzw. Herbst. Eine negative Energiebilanz ließ sich in der Frühlaktation beobachten. Gleichzeitig variierten die Körpermassen der Kühe während des Studienzeitraums.
  • Holsteins haben durchschnittlich 17,1 kg TM gefressen. Das sind 0,032 kg je kg Körpergewicht.
  • Jerseys fraßen im Mittel 15,6 kg TM täglich. Umgerechnet ergeben sich 0,038 kg je kg Körpergewicht.

Milchhoch im Frühjahr

Auch der Milchertrag im Mittel beider Rassen ist in Übersicht 1 eingezeichnet. Er ist als energiekorrigierte Milch (ECM) mit 4,0 % Fett und 3,3 % Eiweiß angegeben und erreichte Anfang April seinen Höhepunkt. Den niedrigsten Milchertrag beobachtete das Forscherteam Mitte Oktober.

Auch bei den Milchinhaltsstoffen ließen sich saisonale Effekte erkennen: Der Fettgehalt war im Frühjahr und Sommer auf ähnlichem Niveau und im Herbst deutlich höher. Der Eiweißgehalt war im Frühjahr am niedrigsten und im Herbst am höchsten.

Leistungsdaten Holsteins:

  • 25,4 kg ECM im Mittel,
  • 5,03 % Fett, 3,87 % Eiweiß,
  • 535 kg Körpermasse (KM).

Leistungsdaten Jerseys:

  • 23,8 kg ECM im Mittel,
  • 6,07 % Fett, 4,32 % Eiweiß,
  • 410 kg Körpermasse.

Wann viel Methan?

Bei der Messung des Methanausstoßes ergaben sich folgende Werte: Die niedrigsten Emissionen pro Kuh ließen sich im Frühjahr nachweisen. Im Durchschnitt beider Rassen lag der tägliche Methanausstoß bei 254 g je Kuh. Im Sommer stiegen die Werte auf 302 g und lagen im Herbst schließlich bei 320 g und waren zu dieser Zeit am höchsten. Der Methanausstoß zeigte die gleichen saisonalen Effekte in Relation zur TM-Aufnahme bzw. zur produzierten Milchmenge (ECM).

Je kg ECM erzeugten Jersey-Kühe etwas weniger Methan als ihre Weidegefährtinnen der Rasse ­Holstein (Übersicht 2).

Signifikante Unterschiede ergaben sich in der mittleren Methan-Emission pro kg Körpermasse (Übersicht 3) zwischen den beiden Rassen:

  • Jerseys: 0,62 g/kg KM im Frühjahr und 0,71 g/kg KM im Herbst,
  • Holsteins: 0,52 g/kg KM im Frühjahr und 0,60 g/kg KM im Herbst.

Holsteins besser als Jerseys?

Die Versuchsergebnisse belegen, dass der Methanausstoß grasender Milchkühe deutlich schwankt. Dabei lassen sich die niedrigsten ­Werte im Frühjahr beobachten, die mit fortschreitender Weidesaison im Jahresverlauf zunehmen. Grund dafür sind die Unterschiede in der Grasqualität, dem Laktationssta­dium und dem Kraftfutterniveau.

Die höhere Futteraufnahme je kg Körpermasse der Jerseys führte zu höheren Emissionen je kg KM im Vergleich zu Holsteins. Relativiert man die Emissionen an der Milchleistung (ECM) bzw. den erzeugten Inhaltsstoffen, hatte die Jerseygruppe einen Vorteil gegenüber den Holstein-Kühen.

Um angemessene Klimaschutzziele in der Milcherzeugung festzulegen und Strategien für die Reduzierung zu finden, ist eine genaue Datenerhebung wichtig. Vergleichbare Studien mit deutscher Genetik sind dafür notwendig.

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