Zuchtwertschätzung

Zuchtwert für Futtereffizienz

Es gibt einen neuen Zuchtwert für Futtereffizienz. Er setzt die erwartete Futteraufnahme ins Verhältnis zur Milchleistung und Fleischzuwachs und bezieht sich auf den Durchschnitt von drei Laktationen.

Der neue Zuchtwert Futtereffizienz (RZFE) beschreibt, wieviel weniger oder mehr Futter (kg TS) eine Kuh für ihre produktive Leistung im Vergleich zu der Erwartung frisst. Dabei wird nicht nur die Milchleistung als energiekorrigierte Milch (ECM) betrachtet, sondern auch der Körperzuwachs, der als Schlachtkörper auch Einnahmen generiert. Der RZFE bezieht sich auf den Durchschnitt von drei Laktationen.

Die Berechnung der erwarteten Futteraufnahme erfolgt anhand von geschätzten Zuchtwerten für die Merkmale TM-Aufnahme (DMI), ECM und Körpergewichtsveränderung (BWC). Für den geleisteten Output eines Tieres (ECM, BWC) wird eine energetische Bewertung vorgenommen, um diesen in „Futteräquivalente“ umzurechnen.

Sicherheit von 40 %

Hierfür wurden Kennzahlen aus der Fütterungsberatung sowie aus Ableitungen herangezogen. Angenommen wurde ein Energiegehalt von 7,0 MJ NEL pro kg TS einer TMR für hochleistende Holstein-Kühe. So benötigt ein Tier 0,4 kg TS für die Produktion von 1 kg ECM bzw. 4,5 kg TS für 1 kg Körperzuwachs. Durch diese Umrechnung wird anschließend die Menge an „eingespartem“ oder „zu viel gefressenem“ Futter bestimmt.

Die Datengrundlage bilden 15  000 genotypisierte Kühe mit phänotypischen Beobachtungen für DMI, ECM (Menge, Inhaltsstoffe) sowie Körpergewicht, aus sechs Ländern (USA, Deutschland, Kanada, Dänemark, Spanien, Schweiz).

Die Erblichkeit für die Futtereffizienz ist moderat bis hoch, da die drei beteiligten Merkmale DMI, ECM und BWC vergleichsweise hoch erblich sind. Obwohl der RZFE auf einer begrenzten Datenbasis beruht, wird dennoch eine Sicherheit des genomischen Zuchtwerts von 40 % erreicht.

Für die Zucht ist neben der Sicherheit auch die genetische Streuung wichtig. Diese liegt für Futtereffizienz bei 247 kg DMI je Laktation. Die genetische Standardabweichung entspricht etwa 3,5 % der Gesamt-Futteraufnahme.

Futtereffizienz ist weitgehend unabhängig von den Gesamtzuchtwerten RZG und RZ€. Dies bedeutet, dass in der Vergangenheit zwar die Milchleistung deutlich gesteigert wurde, offensichtlich auch in gleichem Maße die Futteraufnahme – die Futtereffizienz ist im Wesentlichen gleichgeblieben. Nur zu den Körpermaßen (Gewicht) liegt eine leichte bis moderat negative Korrelation vor. Die Zucht auf eine höhere Milchleistung hat zu größeren und schwereren Kühen geführt. Solche Tiere geben mehr Milch als leichtere. Allerdings benötigen sie mehr Erhaltungsbedarf und haben somit einen höheren unproduktiven Futteraufwand.

Da zwischen der Futtereffizienz und dem RZG keine Korrelationen vorliegen, lassen sich auch bei TOP-Bullen nach RZG große Unterschiede im RZFE finden. So liegen zwischen den 10 % besten und 10 % schlechtesten RZFE-Bullen im Mittel 23,3 Zuchtwert-Punkte Unterschied. Auf der Naturalskala würde dies 1793 kg eingespartem Futter entsprechen.

Und die Gewichtung?

Perspektivisch wird der RZFE nach dem Sammeln weiterer Daten ins Zuchtziel integriert werden. Detaillierte Berechnungen zur Gewichtung des RZFE in die Gesamtzuchtwerte sind noch nicht erfolgt. Jedoch scheint ein relatives Gewicht von bis zu 20 % aufgrund der hohen ökonomischen Bedeutung gerechtfertigt zu sein. Die effektive Gewichtung wäre allerdings basierend auf der noch begrenzten Sicherheit und damit geringen Streuung niedriger als bei anderen Merkmalen. Deshalb wird die Auswirkung auf die Bullen-Platzierung bezogen auf den neuen Zuchtwert als minimal erwartet.

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