Krumme Bäume

Holzqualität: „Schnurgerade Bäume“

Das Baumwachstum hat mitunter Folgen für die Holzqualität. Vor allem Krümmung und Drehwuchs mindern die Wertschöpfung.

Der Standort ist neben der Witterung sicher der wichtigste Einflussfaktor auf das Wachstum und die Qualität eines Baumes. Aber auch Genetik und die Baumpflege entscheiden da­rüber, ob die Stämme krumm oder gerade sind. Dabei können die ­Folgen von Krümmung und Drehwuchs bei der Qualitätssortierung enorm sein.

Einst der „Bestseller“

In früheren Zeiten war krumm gewachsenes Holz sehr gefragt. Im ausgehenden Mittelalter erreichte der Bedarf an Krummholz seinen Höhepunkt. Beim Schiffsbau wurde zu 80 % krummes Holz benötigt. Beispielsweise als Spanten und für den Rumpfbau oder als Träger der Planken. Nur ein Fünftel des Holzes musste gerade sein.

Diese Kiefer ist unschnürig gekrümmt. Selbst wenn die Krümmungen in einer Ebene liegen, ist der Sägeverlust besonders im Erdstammbereich deutlich. (Bildquelle: Sühlfleisch)

Mit dem vermehrten Einsatz von Sägemaschinen änderten sich die Anforderungen an das Holz, weil mit diesen kein Kurvenschnitt möglich ist. Daraus entstanden auch die in der Holzsortierung ­üblichen Begriffe „sägefähig“ und „nicht sägefähig“.

Beim Einschneiden der Stämme erhöht sich durch die Krümmung der Anteil an Seitenware und Säumlingen, wodurch die Schnittholzausbeute sinkt. Negative Auswirkungen haben Krümmungen auch auf die Schnittholzqualität und die daraus gefertigten Holzprodukte. Da die Faser dem Krümmungsverlauf folgt, der Einschnitt aber nicht, verfügt die Schnittware über geringere Festigkeitseigenschaften als gerade gewachsenes Holz. Diese spiegeln sich in den maximal zulässigen Krümmungswerten der einzelnen Qualitäten bei der Holzsortierung wider.

„Schnürigkeit“

Wie krumme Stämme bewertet werden, beschreibt die RVR – die Rahmenvereinbarung für den Rohholzhandel in Deutschland.

Die Krümmung ist dort definiert als Abweichung der Längsachse des Rundholzes von der Geraden. Ist der Stamm gerade, wird er als „zweischnürig“ bezeichnet. Weist er eine Krümmung in eine Richtung auf, nennt man dies eine ­„einschnürige“ Krümmung. „Unschnürig“ ist ein Stamm, der in mehreren Ebenen gekrümmt ist.

Die Bezeichnung „Schnürigkeit“ stammt dabei von einem Schnurlot, welches am Baum herabhängt und entweder anliegt (schnürig) oder nicht (unschnürig).

Gründe für Krümmungen können sehr unterschiedliche sein. Es kann sich um eine Veranlagung zu diesem Wachstum handeln. Ein Beispiel dafür ist der sogenannte Säbelwuchs bei Lärche. Ebenfalls zu Krümmungen führen Krafteinwirkungen, die den Baum aus seiner Senkrechten bringen. Diesen Schiefstand gleicht der Baum wieder aus und wird somit krumm. Auch das Bestreben der Bäume, ­ihren Terminaltrieb in die Richtung des größten Lichtangebotes zu wenden, kann zu Krümmungen führen. Experten nennen das Lichtwendigkeit.

„Windschief“

Auch Drehwuchs kann folgenschwer sein: Bei der Schnittholzerzeugung wirkt sich Drehwuchs negativ auf die Formhaltigkeit der Werkstücke aus. Denn bei der Trocknung des Holzes verwinden sich Balken oder Bretter mit dem Faserverlauf. Schreiner sprechen dann von einem „windschiefen“ Brett. Auch die Festigkeitseigenschaften der Schnittware beeinträchtigt ein gewundener Faser­verlauf.

Die Messung der Krümmung beginnt laut Sortiervorschriften (RVR) 1 m oberhalb des unteren Stammendes. Der größte Abstand P in cm geteilt durch die Länge L in m ergibt die Krümmung in cm pro Laufmeter (Bildquelle: Grafik Cirkel)

Experten bezeichnen als Drehwuchs die spiralförmige Anordnung der Holzfasern um die Markröhre. Für den Baum bedeutet der Drehwuchs höhere Biegefestigkeit sowie Druck- und Torsionsstabilität bei einseitiger Belastung beispielsweise durch Wind. Kurzum: eine höhere Stabilität. Viele Tropenhölzer entwickeln sogar einen wechselnden Drehwuchs (rechts und links im Wechsel), da dieser wie eine Bandage wirkt und sie deutlich unempfindlicher gegenüber Gewitterstürmen macht. Neben dem Windeinfluss führen auch genetische Veranlagung, höheres Alter, Standort und die Art der Zellbildung zu Drehwuchs.

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