Lebensraum Eiche

Vielfaltreiche Eiche

Der Wald bietet unzähligen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum. Dabei leistet besonders die Eiche einen Mehrwert für die Artenvielfalt.

Von der Wurzel bis in die ­Krone leben viele verschiedene Tiere, Pflanzen, Pilze und Flechten an einem Baum. Auf den ersten Blick sind die unterschiedlichen Stockwerke des Waldes nicht sichtbar. Doch für jede einzelne Schicht gibt es Spezialisten, die das Waldökosystem bereichern. Eine Eiche kann besonders viele Organismen beherbergen: ­Etwa 1000 Käferarten wurden in Deutschland bisher an der Baumart nachgewiesen. Und die sind nur ein kleiner Teil des bunten ­Lebens im Wald.

Eichen brauchen Förster

Die Eiche gilt als Försterbaum. Sie konnte sich gegenüber der Buche oft nur mithilfe der Förster durchsetzen, die bedrängende Buchen in der Nachbarschaft ernteten und so der Eiche Licht gaben.

Das Blätterdach ist das oberste Stockwerk des Waldes. Die Kronenschicht schützt die darunter leben­den Pflanzen und Tiere vor Regen sowie zu viel Sonne und ermöglicht so jungen Pflanzen, am Boden behütet zu wachsen. In der Höhe von bis zu 35 m schaffen Eichen­kronen einen wichtigen Nahrungs- und Lebensraum für Fledermäuse, Vögel, Insekten, kletternde Pflanzen und Tiere, wie beispielsweise das Eichhörnchen. Die kleinen Nager leisten wichtige Arbeit für die natürliche Verjüngung: Eichhörnchen legen ihren Wintervorrat meist nahe ihres „Kobels“ an. Das ist der kugelförmige Bau, platziert in einer Astgabel, in dem sie Winterruhe halten. Die tagaktiven Tiere verlassen ihren Bau währenddessen nur zur Nahrungsaufnahme. Da Eichhörnchen die vielerorts im Boden versteckten Nüsse und Samen aber nicht vollständig wiederfinden, können die vergessenen Vorräte im Frühjahr auskeimen.

Stämme voller Leben

Auch der Stamm und das Holz der Eiche sind belebter, als sie auf den ersten Blick erscheinen. Hier siedeln sich vor allem Insekten an. Die dicke und rissige Borke älterer Eichen bietet Platz für Eier und Larven holz- und rindenbrütender Insektenarten, wie etwa von Pracht- oder Bockkäfern. Besonders seltene Käfer wie der Eremit oder der Große Eichenbock leben vor allem im liegenden oder stehenden Totholz der Eiche. Im Rahmen spezieller Projekte, wie der Biotopholzstrategie „Xylobius“ von Wald und Holz NRW, werden solche ökologisch besonders wertvollen Bäume gekennzeichnet, geschützt und dauerhaft erhalten.

Am Stammfuß befindet sich die Moosschicht. Wie der Name schon sagt, wachsen hier vor allem ­Moose und Flechten. Ab und an ragt ein Pilzfruchtkörper hervor. In den Wurzeln durch die sogenannte Mykorrhiza verbunden, finden sich an Eichen beispielsweise beliebte Sommersteinpilze aber auch giftige Grüne Knollenblätterpilze. Für unterschiedliche Baumarten gibt es verschieden spezialisierte Mykorrhiza-Pilze. Durch diese Verbindung der Wurzeln tauschen Baum und Pilz unter anderem Nährstoffe aus.

Eichenwurzeln ragen besonders tief in den Boden, weshalb Förster sie als Tiefwurzler bezeichnen. Dadurch ist sie bei Stürmen weniger gefährdet als flachwurzelnde Baumarten, wie beispielsweise die Fichte. Der Boden dient aber nicht nur dem Halt und der Wasserversorgung des Baumes, auch hier wimmelt allerlei Leben. Durch die fruchtbare Humusschicht ziehen sich verzweigte Gänge von Mäusen oder Dachsen. Regenwürmer arbeiten sich mehrere Meter in die Tiefe und reichern den Boden mit wichtigen Nährstoffen an. In der kälteren Jahreszeit nutzen einige Reptilien und Amphibien den ­weichen Waldboden zum Überwintern. Dorthin zurückgezogen verfallen sie in die Kältestarre.

Bewährte Baumart

Eichen besiedeln bereits seit mehreren Millionen Jahren die Erde. Doch die Eiche ist auch ein wichtiger Baum im Wald der Zukunft. Eichen können die Folgen des Klima­wandels besser vertragen als viele andere heimische Baumarten. Darum haben die Forstleute auf vielen, von Borkenkäfer und Dürre zerstörten Waldflächen Eichen gepflanzt. Da die Bäume in diesem Jahr viele Früchte gebildet haben, hoffen die Förster im Herbst auf eine reiche Saatguternte. In der Baumschule angezogen, wächst aus den Eicheln die nächste Generation des Försterbaumes.

Eichelhäher und Eichenhörnchen legen im Boden Wintervorräte aus Eicheln an. Aus „vergessenen“ Vorräten verjüngen sich häufig Eichen natürlich. (Bildquelle: harri/stock.adobe.com)

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