Kleine Wiederkäuer

Schafe richtig füttern

Den Großteil des Jahres kommen Schafe mit wenig aus. Doch in den drei Monaten rund um die Geburt gilt es, alles zu geben, um die Muttertiere mit ausreichend Energie zu versorgen.

Im Vergleich zu Kühen, reicht es bei Schafen, drei Viertel des Jahres nur den Erhaltungsbedarf zu decken. Das bedeutet: „Neun Monate können Sie die Tiere kosten­günstig füttern“, erklärte Prof. Dr. Josef Kamphues. Nachweiden oder das Füttern von Nebenprodukten sind legitim.

Doch in den letzten sechs Wochen der Trächtigkeit und den ersten sechs Wochen der Laktation gilt es, den Leistungsbedarf zu decken. Drei Monate im Jahr brauchen die ­kleinen Wiederkäuer also besseres Grundfutter, ergänzendes Kraft­futter sowie nach Bedarf Mineral. Das berichtete Kamphues vom Insti­tut für Tierernährung an der Tierärztlichen Hochschule Hannover bei einer Veranstaltung des Tierwohl-Kompetenzzentrums.

Verdaulichkeit entscheidend

Grundsätzlich gilt laut Professor: „Von einem guten Futtermittel kann ein Tier mehr fressen als von einem schlechteren. Von einem schlechteren sollte es mehr fressen, kann es aber nicht.“ Die Verdaulichkeit bestimmt also, wie viel ein Schaf fressen kann. Soll die Futteraufnahme hoch sein, muss die Verdaulichkeit der Futtermittel folglich gut sein.

Zum 30. Laktationstag erreicht ein Schaf die maximale Milchproduktion und die maxi­male Futteraufnahmekapazität. „In der Spitze ihrer Laktation können Schafe etwa 4 % ihrer Körpermasse aufnehmen“, sagte Kamphues.

Zu einer artgerechten Fütterung gehört eine ausreichende Versorgung mit Struktur und Rohfaser. Bei Adulten nannte der Experte den Zielwert von 18 bis 25 % Rohfaser in der Ration. Seine Empfehlungen für eine Ration pro Kilogramm Trockensubstanz:

  • <300 g Stärke und Zucker,
  • ≥180 g Rohfaser,
  • ≥180 g physikalisch effektive Gerüstsubstanzen (Futter mit ausreichender Faserlänge).

Das ist mit einer Kombination von Grob- und Kraftfutter zu erreichen.

Viel Energie für die Frucht

In den drei entscheidenden Mona­ten um die Geburt müssen Landwirte den Leistungsbedarf des Mutterschafes decken. Dabei kommt es darauf an, wie ­viele Lämmer ein Schaf trägt und wie schwer diese sind. „1 kg Fruchtmasse enthält etwa 5 MJ Energie, ein Lamm mit 5 kg Geburtsgewicht also etwa 25 MJ. Bei einer Verwertung der Umsetzbaren Energie (ME) von nur 20 % entspricht das etwa 125 MJ ME, die sich auf die letzten zwei Monate der Trächtigkeit verteilen. Geteilt durch 60 Tage sind das etwa 2 MJ ME je Tag“, erklärte Kamphues. Entsprechend müssen Tierhalter die Schafe mit Energie versorgen.

Der Fachmann unterstellt in der Laktation folgenden Bedarf: 8 MJ ME + 140 g Rohprotein je kg Milch.

Mengenelemente, Vitamine

Außerdem sind beim Zusammenstellen der Ration Calcium und Phosphor zu berücksichtigen. Kamphues nannte den täglichen Bedarf an Mengenelementen eines Schafes mit rund 70 kg Gewicht.

Calcium:

  • Ende der Trächtigkeit: 20 g je Tier und Tag.
  • 30 g während der Laktation.
  • Im Wachstum: 3 bis 10 g, ab­hängig von Alter und Zunahme.

Phosphor: etwa die Hälfte von den genannten Calciumwerten.

Im Erhaltungsstoffwechsel sind Calcium und Phosphor kein Pro­blem, sondern nur während des Leistungsstadiums.

Natrium: Ergänzung ist über einen Salzleckstein zu empfehlen.

Die anderen Mengenelemente wie Magnesium oder Kalium sind zu vernachlässigen, bei diesen gibt es in der Regel keinen Mangel.Der Vitaminbedarf bei Schafen ist laut Professor mit frischem Grün, Heu und Stroh gedeckt.

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