Haus Düsse

Neue Lehrwerkstatt Rind

Vom klassischen Dreireiher mit Melkstand bis zum Tierwohl-orientierten Zweireiher mit Melkrobotern. Dazu eine moderne Kälberhaltung – Haus Düsse bekommt eine neue Lehrwerkstatt Rind mit 170 Kuhplätzen

Wir wollen, dass sich junge Menschen mit innovativen Ideen in der Tierhaltung auseinandersetzen“, sagt Andreas Pelzer. Er ist Leiter der Rinderhaltung im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft auf Haus Düsse, Landwirtschaftskammer NRW. In Bad Sassendorf soll eine neue Lehrwerkstätte Rind entstehen. Ziel ist es, das Bauprojekt 2025 abzuschließen. „Der Bauantrag ist gerade raus“, freut sich Pelzer.

Alles automatisieren

Zum Bauvorhaben gehören:

  • Ein Mehrzonenstall mit 60 Kuhplätzen sowie einem Fischgrätenmelkstand (1 x 12). „Dieser Dreireiher soll einen klassischen Kuhstall mit Offenfront und Satteldach abbilden“, erklärt Pelzer. Im Stall kommen verschiedene Liegeboxensysteme zum Einsatz.

Die Auszubildenden können von einer Plattform aus in den Roboterstall schauen. (Bildquelle: Düsse)

  • Ein Roboterstall mit zwei außen liegenden Futtertischen. „Dieser Stall ist tierwohloptimiert“, beschreibt der Rinderfachmann. Der Stall ist als Doppelzweireiher für 80 Kühe mit zwei Melkrobotern geplant. Außerdem wird es mehr Fressplätze als Tiere geben. Am Stall ist ein strukturierter Auslauf angeschlossen. „Eine Betonfläche als Auslauf bringt den Kühen nichts. Deshalb werden wir dort ­zusätzliche Liegeboxen und Fressplätze integrieren“, sagt Pelzer. Besonders am Stall ist das Sheddach mit frei tragenden Leimbindern. „Eine weitere Zielvorstellung ist, die Herde nicht zu trennen. Das heißt, Frischmelker und Kühe mit niedriger Milchleistung bleiben in der Herde. Dafür sind wir auf der Suche nach intelligenten Fressgittern, an denen verschiedene Rationen vorgelegt werden können.“
  • Der Transitstall wird als Doppeleinreiher gebaut. „Mit Blick der Mitarbeiter auf das Hinterteil der Kuh. Das ist managementoptimiert für eine gute und einfache Tierkontrolle“, berichtet Pelzer. Dies wird der einzige Stall mit Spaltenboden, bei den anderen Gebäuden laufen die Kühe auf planbefestigtem Untergrund. „Die Halle ist zudem sehr innovativ mit Tonnendach. Es lässt sich öffnen und schließen. Wir haben somit einen integrierten Laufhof mit einem Kompostierungsbereich. Dieser schließt sich an den Dreireiher an“, so der Fachmann.

Drei Güllesysteme

In der Lehrwerkstatt lernen die Azubis drei Güllesysteme kennen:

  • klassischer Spaltenboden mit Unterkellerung;
  • autonome Kotsammler auf planbefestigten Laufflächen in Verbindung mit Kuhtoiletten;
  • Kompostierungsbereich.

„Besonders die Kotsammler sollen die Emissionen reduzieren“, erklärt Pelzer. Zudem ist ein zentrales Futterlager mit vertikalen Hochsilos für Maissilage angedacht. „Wir wollen als Landwirtschaftskammer unseren Auszubildenden innovative Wege aufzeigen.“ Auch das Energiemanagement ist ausgeklügelt: PV-Anlage, Wärmespeicher sowie Energiespeicher sind in Planung. „Wir wollen möglichst alle Prozesse elektrifizieren.“ So ist eine automatische Fütterung für Pelzer selbstverständlich.

Moderne Kälberhaltung

Innovativ wird auch die Kälberhaltung. Pelzer erklärt: „Wir planen einen klassischen Offenfrontstall mit verschiedenen Haltungssystemen.“

  • Kälberhütten: Hier kommen die Kälber direkt nach der Geburt für zwei bis drei Wochen unter.
  • Kälberboxen: Nach drei Tagen kommt die Trennwand heraus und die Kälber stehen erst paarweise und später in Gruppen. „Nach dem Motto „all in, all out“, nehmen wir nach einigen Wochen dann die gesamte Aufstallung heraus. Das Besondere: Die Tiere bleiben vom ersten Lebenstag bis zur 16. Lebenswoche im gleichen Stall.
  • Die Kälber können in überdachte Ausläufe gelangen.

Der Kälberstall bietet Platz für 90 Tiere. Außerdem soll eine Begrünung auf das Dach. „Diese optimiert neben den ökologischen Vorteilen das Klima im Stall. Sie wird von der Landwirtschaftskammer NRW finanziert“, so Pelzer.

Für Andreas Pelzer ist entscheidend, dass Laufhöfe Fress- und Liegeplätze bieten. (Bildquelle: Düsse)

Das Bauvorhaben insgesamt wird mit 3,1 Mio. € vom Land NRW unterstützt. „Die Lehrwerkstatt ist ein Ausbildungsstall“, betont Uwe Mohr, neuer Leiter von Haus Düsse. Pelzer fügt hinzu: „Die Düsse ist kein Bauernhof. Nicht die Kosten pro Kuhplatz, sondern der Nutzen für die Ausbildung ist entscheidend. Unser Auftrag ist es, die Auszubildenden mit verschiedenen ­Erfahrungen und Konzepten zum Nachdenken, zum Priorisieren und zum Differenzieren zu stimulieren.“ Das Bauvorhaben soll insgesamt rund 15 Mio. € kosten.

Das Projekt wird gefördert von:

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