Außerfamiliäre Hofnachfolge

Lohnt sich die Übernahme: Deckungsbeitrag, Cashflow und Verträge

Lange, bevor an den Übergabvertrag geht, sollten Abgeber und Übernehmer über Zahlen reden. Ganz viel sagen der Cashflow und der Deckungsbeitrag über die Wirtschaftlichkeit des Betriebes aus.

Nicht nur Chemie zwischen Übergeber und Übernehmer muss passen, auch die Zahlen müssen stimmen. Sie zeigen, wie rentabel der Betrieb ist. Bevor es also an den Hofübergabevertrag geht, sollten beide Seiten über Geld, Gewinne und ­Geschäfte reden.

Es geht ums Geld

Aus Sicht des Abgebenden ist es nicht belanglos, ob der Kandidat den Sprung in die Selbstständigkeit finanziell packt, und ob er über genug Eigenkapital verfügt. Den Übernehmer hingegen interessiert, ob er mit dem Betrieb, den er übernehmen will, überhaupt seine Existenz aufbauen und sichern kann. Meist werden zunächst die Jahresabschlüsse gewälzt. Aber die sind nicht alles.

Deckungsbeitrag und Break-Even-Point

Die entscheidende Kennzahl ist der Deckungsbeitrag (DB). „Daran erkennt der Landwirt, ob er ein positives ­Ergebnis aus dem Kerngeschäft, etwa der Tierhaltung, erwirtschaftet“, sagt ­Rudolf Schüller von der West­fälisch-Lippischen Versicherungs- und Unternehmensberatungsgesellschaft.

Die Formel für den DB lautet: Erlöse minus variable Kosten.

Damit lassen sich die fixen Kosten des Betriebes decken, beispielsweise Pachten, Zinsen, Abschreibungen und Gehälter.

Ist der DB größer als die Fixkosten, ist das Unternehmen profitabel: Der Betrieb erzielt Gewinne.

Sind Einnahmen und Ausgaben gleich, macht das Unternehmen weder Gewinne noch Verluste. Der Betriebswissenschaftler spricht vom „Break-Even-Point“ – der Gewinnschwelle. „Das ist der Umsatz, der erforderlich ist, um alle fixen Kosten des Betriebes zu decken“, erläutert Schüller und nennt einen ebenfalls wichtigen Indikator für die Finanzlage des Betriebs: Den Cashflow.

Cashflow - das hat der Unternehmer in der Tasche

Das ist die tatsächlich verfügbare Geldsumme, die dem Unternehmer zur Verfügung steht.

Vereinfacht gilt: Jahresüberschuss (bzw. Jahresfehlbetrag) + Abschreibungen – Private Entnahmen (u.  a. Kosten für Lebenshaltung, Altenteil, Versicherungen, Steuern) + Privateinlagen – Tilgungen = Cashflow

Ein positiver Cashflow bedeutet, dass der Betrieb nachhaltig wirtschaftet: Das Unternehmen hat also genug Geld, um die laufenden Ausgaben zu decken und zusätzlich Investitionen zu tätigen.

Leistungsfähige Betriebe erhalten

„Das ist das Ziel der Hofübergabe: Einen leistungsfähigen Betrieb zu erhalten und weiterzuentwickeln sowie ein aus­reichendes Einkommen zu ­erwirtschaften“, unterstreicht Hubertus Schmitte. Der WLV-Rechtsanwalt empfiehlt, bei ­jeder Hofübergabe neben der Rechts- auch eine Unternehmens- und Steuerberatung ins Boot zu holen. Denn weder der abgebenden noch der übernehmenden Seite sollen finanzielle Nachteile entstehen.

Passende Verträge abschließen

Schmitte regt an, die Übertragung eines Hofes schrittweise zu vollziehen. Beispielsweise wird der zukünftige Übernehmer erst als Mitarbeiter eingestellt. Andere Möglichkeiten sind die Beteiligung als Gesellschafter, die (Teil-)Pacht oder eine Wirtschaftsüberlassung.

„Über die verschiedenen Vertragsformen nähern sich Abgeber und Übernehmer immer ein Stück weiter und mit jeder Stufe steigt die Verbindlichkeit für beide Seiten“, unterstreicht Schmitte. Gleichzeitig erhält der zukünftige Hofübernehmer immer mehr Einblicke in die Zahlen und kann sehen, wie bisher gewirtschaftet wurde. Das wiederum hilft ihm, beurteilen zu können, ob sich die Übernahme lohnt und wie er „seinen“ Hof in Zukunft führen will und kann, um sein gewünschtes ­Ergebnis zu erwirtschaften.

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