Prophylaxemittel für Geflügel im Test

Ziel: Weniger Antibiotika

Geflügelhalter möchten ihre Tiere gesund halten und weniger Antibiotika verabreichen. Praktiker testeten verschiedene Mittel zur Prophylaxe. Auf den Einsatz von Antibiotika hatte das keinen Einfluss.

Die Verbesserung der Tiergesundheit ist wichtig, um den Einsatz von Antibiotika in der Geflügelhaltung weiter zu reduzieren und damit gleichzeitig die Entwicklung antibiotikaresistenter Erreger in der Haltungsumwelt zu reduzieren. Im „Green Deal“ und der „Farm-to-Fork“-Strategie der Europäischen Kommission ist das Ziel vorgegeben, die Verschreibungsmengen für Antibiotika in der Tierhaltung um die Hälfte zu reduzieren.

Im Rahmen eines von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung geförderten Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz „AntiMin“ wurden verschiedene Prophylaxemittel auf Geflügelbetrieben unter Praxisbedingungen auf ihr Potenzial hin getestet, die Erkrankungshäufigkeit und damit den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren.

Zu Projektbeginn wurde eine Online-Umfrage unter Praktikern durchgeführt. Die Ergebnisse da­raus zeigen, dass Geflügelbetriebe aus unterschiedlichen Gründen alternative Prophylaxemittel einsetzen:

Als wichtigster Grund wurden neben einer veränderten Kotkonsistenz erhöhte Tierverluste genannt. Die teilnehmenden Betriebe hielten etwa zur Hälfte Masthühner und zu gut einem Drittel Legehennen. 30 % davon wurden ökologisch bewirtschaftet. Die Betriebe wandten vorrangig Aromenzusätze, Probiotika und organische Säuren als Alternativen an.

An dem Projekt beteiligten sich fünf Masthühnerbetriebe, vier Putenbetriebe und drei Legehennenbetriebe, von denen je einer pro Produktionsrichtung nach ökologischen Richtlinien wirtschaftete. Auf Basis einer umfassenden und standardisierten Status-quo-Erhebung auf den Betrieben wurden Schwachstellen identifiziert.

Auf deren Basis wurden Qualitätskontrollsysteme sowie betriebsindividuelle Maßnahmenpläne erstellt und in der anschließenden Praxiserprobungsphase umgesetzt. Hier sind die eingesetzten Prophylaxeprodukte und deren Wirkprinzipien dargestellt:

Positive Effekte waren da

Die Praxiserprobung fand auf den Masthühnerbetrieben über 3 x 3 Durchgänge statt und schloss einen baugleichen Vergleichsstall als Kontrollgruppe ein. Bei den Putenbetrieben wurden die Prophylaxemittel über drei Mastdurchgänge und bei den Legehennenbetrieben über eine Legeperiode eingesetzt.

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Die Ergebnisse wurden in allen Fällen retrospektiv auf dieselbe Anzahl an Durchgängen bezogen. Neben den Verschreibungsmengen wurden zusätzlich noch ausgewählte Leistungs- und Tierwohlparameter erhoben.

Zusätzliche Apparaturen

Aufgrund des Versuchsaufbaus konnte nur für die Masthühner eine statistische Auswertung erfolgen. Die Auswertung der Mastputen- und Legehennenbetriebe ist rein deskriptiv. In der Ge-samtschau konnten einige gezielt eingesetzte alternative Prophylaxemittel sowohl einzelne Leistungs- als auch Tierwohlparameter positiv beeinflussen, wobei diese von Durchgang zu Durchgang variierten.

Die Effekte waren jedoch nicht so stark, dass sich diese auf die Krankheitshäufigkeit und damit die Verschreibungsmengen an Antibiotika ausgewirkt hätte. Die Gründe hierfür sind multifaktoriell und schließen Genetik, Haltung, Futterqualität, Wasserqualität, betriebsindividueller Gesundheitsstatus, Stallklima und Haltungsmanagement mit ein.

In einigen Fällen verbesserte sich die Gesundheit der Fußballen. (Bildquelle: Drießen)

Nach Aussage der Betriebsleiter beeinflusst bei den Masthähnchen vor allem die Kükenqualität oder anders ausgedrückt der Gesundheitsstatus der Küken die spätere Erkrankungshäufigkeit. Die praktische Umsetzung der Prophy­laxemaßnahmen erfordert teilweise die Anschaffung apparativer Ausstattungen wie Zudosierer oder Vorrichtungen zur Wasserhygienisierung. Zudem können beim Ausbringen von Einstreuzusätzen zusätzliche Arbeitsschutzmaßnahmen aufgrund der Staubentwicklung erforderlich werden.

Kosten und Arbeitsaufwand

Die Ergebnisse zeigen, dass sich mit alternativen Prophylaxemaßnahmen betriebsindividuell Verbesserungen in der Tiergesundheit erzielen lassen. Die Ergebnisse können jedoch nicht verallgemeinert werden und gehen nicht mit einer Reduktion des Antibiotika-Einsatzes einher.

Die Durchführung alternativer Prophylaxemaßnahmen ist kostenintensiv und geht für die Betriebe zum Teil mit einem erhöhten Arbeitsaufwand einher. Dies gilt sowohl für Managementmaßnahmen als auch für den Einsatz der Prophylaxemittel selbst, abhängig von der Art der Verabreichung. Eine ­intensive Tierbeobachtung ist für den Erfolg der Maßnahmen unerlässlich.

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