Reportage: Deckzentrum umgebaut

So gelingt extensive Sauenhaltung

Das Deckzentrum umbauen oder eine andere Perspektive finden? Anneke Kreißig aus dem niedersächsischen Drakenburg ist beides gelungen – als Betriebsleiterin und Spezialberaterin für Schweinehalter.

Gemeinsam mit ihrem Vater und einer Mitarbeiterin betreut Anneke Kreißig rund 280 Sauen im 5-Wochen-Rhythmus. Die Herausforderung: Schon mittags muss Feierabend sein. Denn alle drei gehen nachmittags anderen Aufgaben nach. Die Betriebsleiterin selbst ist dann als Spezialberaterin für Schweinehalter unterwegs.

Deckzentrum neu gebaut

Für ihr neues Deckzentrum hat sie deshalb auf ein arbeitsextensives System gesetzt. Den Betrieb stellte sie vergangene Woche beim Praktikermeeting der Besamungsgenossenschaft GFS vor.

Ihr 1998 ausgesiedelter Standort besteht mittlerweile aus drei Gebäudeteilen: Vorne der ursprüngliche Stallkomplex, hinten der Wartestall – eine Halle mit Hütten, Fressständen und Außenklima. Dazwischen ist das neue Deckzentrum entstanden – in Verlängerung des alten Stalls.

Problemlos umnutzen

Die Grundlage bildet auch hier eine Halle mit Außenklima. Dank vier Metern Traufhöhe ließe sie sich jederzeit umnutzen, sollte die Ferkelerzeugung an diesem Standort doch einmal auslaufen. In den Seitenwänden sitzen wettergesteuerte Jalousien.

Zwei Tore öffnen den Giebel. Dahinter liegt je eine großzügige Strohfläche, eingerahmt von insgesamt 70 Kastenständen. Darin setzen Kreißigs die Sauen zum Besamen fest. Am besten gelingt das nach dem morgendlichen Füttern.

Leider einige Läsionen

Ansonsten laufen alle Tiere frei. So verlangt es das Gesetz spätestens ab 2026. Klar, dass dadurch Rangkämpfe und Geräuschpegel zunehmen. Trotz mittlerweile einem Jahr Erfahrung treten während der Rausche noch oft Verletzungen auf.

Ausgemistet wird deshalb nur alle zehn Wochen. Die so entstehende Mistmatratze puffert das gegenseitige Aufspringen der Sauen ab und schont deren Gelenke. Jungsauen haben einen separaten Laufbereich, abgetrennt durch ein Gitter.

Boden gibt Halt

Alle Kastenstände sind auf einem 30 cm hohen Betonsockel installiert. Der lässt sich gut sauber halten und erleichtert das Besamen, birgt aber auch Rutschgefahr. Daher empfiehlt sich ein sogenannter Besenstrich beim Betonieren oder ein nachträgliches Einfräsen einer Rillenstruktur.

Anneke Kreißig hat baubedingt nur 1 % Gefälle realisieren können. Besser würden ihr jetzt 2 bis 3 % gefallen.

Pro Platz hat der Umbau vor zwei Jahren rund 3300 € netto gekostet – abzüglich 40 % BLE-Förderung.

Stroh als Strukturelement

Der Strohbedarf liegt aktuell bei etwa 150 Rundballen mit 1,80 m Durchmesser pro Jahr. Das Verteilen übernehmen die Sauen selbst. Gleichzeitig dienen die Strohballen als Raumteiler und schaffen Rückzugsorte bei Rangkämpfen. Dank sauberer Einstreu bleiben die Ohrmarken lesbar. Das ist wichtig, denn statt auf Sauenkarten vermerken Kreißigs die Belegungen anhand der Nummer in einer Liste – beim Freilauf unumgänglich.

Flexibel bleiben

Durch die halben Arbeitstage passt der Abstand zwischen zwei Besamungen nicht optimal. So verliert der Betrieb nach eigenen Berechnungen etwa 0,4 lebend geborene Ferkel pro Sau. Für die Flexibilität im Arbeitsalltag nimmt Anneke Kreißig das aber gern in Kauf.

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