Ein Zusammenschluss von Landwirten übergab den Molkereien am 11. November ein Positionspapier. Darin enthalten war die Forderung nach einer Preiserhöhung von 15 Cent/kg Milch.
Der Milchindustrieverband (MIV) bewertet die aktuelle Lage als Herausforderung für Landwirte und Molkereien. Denn beide Seiten kämpfen mit Kostensteigerungen, die am Markt nicht honoriert werden. Hinzu kommt, dass die Pandemie die Rentabilität der Molkereien geschwächt hat: „Die Organisationsaufwendungen sind durch Corona enorm gestiegen und Pandemiepläne kostenintensiv“, erklärte Peter Stahl, Vorsitzender des MIV in der heutigen digitalen Pressekonferenz.
Gemeinsam – auch jetzt!
Stahl betonte, dass Molkereien und Landwirte gemeinsam das Problem lösen müssen, denn beide befinden sich in einem schwierigen Marktumfeld. Möglichkeiten sieht er in der Stärkung von Vermarktung und Kommunikation von Milch. Eine Chance dabei sei die Branchenkommunikation.
Eindeutig positionierte Stahl sich gegnüber der Forderung zur Mengenreduktion: „Wir setzen auf Marktwirtschaft, nicht auf staatliche Mengensteuerung.“ Der MIV-Vorsitzende sagte, dass Deutschland kein abgeschotteter Markt ist und „Molkereien nicht schalten und walten können, wie sie wollen.“
Der Verband setze weiterhin auf den Export, um Märkte zu sichern. Handelskriege, wie mit den USA oder Russland, erschweren die Milchvermarktung. Von der Politik erwartet Stahl: „Die Politik kann der Milchbranche helfen, indem sie dafür sorgt, dass Molkereien nicht von Kostensteigerungen erdrückt werden, wie durch Änderungen im Verpackungsrecht oder Kennzeichnungsrecht. Das alles kostet Geld.“
Die protestierenden Landwirte forderten außerdem, dass alle Molkereien gleichzeitig ihre Preise gegenüber den Abnehmern anheben. „Preisabsprachen sind aber nach deutschem und europäischem Kartellrecht streng verboten“, so Stahl.
Eine Illusion: 15 Cent/kg mehr Milchgeld
Auch Hans Holtorf , stellvertretender Vorsitzender des MIV, machte deutlich, dass die Molkereien die wirtschaftlichen Verhältnisse auf den Höfen kennen und verstehen. Er betonte aber auch, dass der bisherige Milchpreise 2020 mit Blick auf die Corona-Pandemie aus Molkereisicht gut sei.
Eine plakative Forderung der Landwirte von „mindestens 15 Cent mehr pro Liter Milch“ (plus 40 Prozent) hilft in Augen des MIV nicht. Denn die Marktpreise der Rohmilch richten sich nach Angebot und Nachfrage. Hinzu kommt, dass die Märkte untereinander verbunden sind: Etwa 15 % der europäischen Milch werden am Weltmarkt zu Weltmarktpreisen abgesetzt. Der deutsche Milchpreis muss zum europäischen Schnitt passen, erklärte Stahl. Rund 50 % der deutschen Milcherzeugnisse werden im Ausland verkauft.
Die geforderte Preiserhöhung ist aus Sicht des MIV nicht zu realisieren. Außerdem beurteilte der Verband den Protest für eine nationale Preiserhöhung als falschen Ansatz. Kurzfristig seien keine drastischen Preissteigerungen, die die geforderte Preiserhöhung folgen lassen könnten, zu erwarten.
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