Milchleistungsprüfung

LKV: Die Leistungen stimmen

Die Kühe geben mehr Milch und die Bilanz des Landeskontrollverbandes NRW liegt im Plus. Jedoch fehlen Fachkräfte für die Milchkontrolle. Braucht das Prüfverfahren ein Update?

Immer mehr Kühe erreichen in Nordrhein-Westfalen die Grenze von 100  000 kg Milch. 2022 waren es insgesamt 1838 Tiere, die 100  000 kg Milch und mehr er­molken haben. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl damit um 169 Tiere gestiegen.

Auch im Leistungsvergleich mit anderen Bundesländern stehen die hiesigen Kuhbetriebe, die an der Milchleistungsprüfung (MLP) teilnehmen, gut da: NRW rangiert auf Platz 7 mit einer durchschnittlichen Milchleistung von 9654 kg. Die Inhaltsstoffe sind auf 4,05 % Fett und 3,44 % Eiweiß gesunken. Im Wirtschaftsjahr 2022 haben 3144 Betriebe an der MLP teilgenommen. Das sind 147 weniger als noch im Vorjahr. Im Mai 2023 waren es noch 3055 Betriebe. Diese Zahlen stellte Stefan Jackenkroll, Geschäftsführer des Landeskon­trollverbandes (LKV) in NRW, auf der Vertreterversammlung ver­gangene Woche vor.

Positive Bilanz

Für MLP-Betriebe gibt es verschiedene Prüfverfahren. Diese teilen sich wie folgt auf:

  • Standardkontrolle: 42,3 %
  • Wechselkontrolle: 26,2 %
  • Besitzerkontrolle: 9,5 %
  • Automatische Melksysteme: 22 %

Die mittlere Herdengröße der ­Prüfbetriebe lag bei 105,7 Kühen. „Dabei wächst der Anteil an automatischen Melksystemen stetig“, sagte Jackenkroll. An der Milchgüteprüfung nehmen 1841 Betriebe teil (Stand: Mai 2023).

Die MLP gehört mit 64 % Umsatzanteil zum Kerngeschäft des LKV. „Das soll auch so bleiben“, wünscht sich der Geschäftsführer. „Wir brauchen die Daten als Grundlage innerhalb, aber auch außer­halb unserer Branche, um fundierte Diskussionen zu führen.“ Der nächstgrößere Baustein beim Umsatz des LKV ist die Tierkennzeichnung.

Bei dem Bericht zum Jahresabschluss freute sich Jackenkroll über das unerwartet positive Ergebnis: „Wir haben im vergangenen Geschäftsjahr einen Gewinn von 413  403 € erzielt. Mit unserem negativ veranschlagten Ergebnis haben wir deutlich daneben gelegen.“

Gründe für das positive Ergebnis sind unter anderem:

  • Geringere Personalkosten, da vier bis sechs Arbeitskräfte ungeplant ausgeschieden sind – bislang gibt es keine Nachfolge.
  • Die Beiträge der Mitgliedsbetriebe wurden ab dem 1. Oktober 2022 um 2 € pro Kuh und Jahr erhöht.
  • Der Gewinn im Bereich Labor und Dienstleistungen (LuD) fiel im vergangenen Wirtschaftsjahr mit 131  000 € gut aus und steht dem LKV zu.
  • Die Erlöse aus der Tierkennzeichnung (260  000 €) waren ungeplant höher.
  • Die Kosten für den Fuhrpark und Raumnutzungen sind gesunken.
  • Es gab Fördermittel, einen hohen Vorsteuerabzug und es wurden weniger Leistungen bezogen.
  • Den positiven Einmaleffekten standen nicht planbare negative Effekte gegenüber wie zum Beispiel eine Sonder-AfA-Vermögensanlage. Nach der Verrechnung bleibt der unerwartete Gewinn.

Die Eigenkapitalquote ist mit 12,23 Mio. € laut des Geschäftsführers gesund und konstant. Für das Wirtschaftsjahr 2023 erwartet der LKV jedoch ein negatives Ergebnis. Das liegt vor allem an steigenden Lohnkosten durch Tarifverhandlungen, weniger Fördermitteln und Inflationszuschlägen.

Fachkräfte fehlen

Das Thema Personal beschäftigt den LKV schon seit Längerem: „Es wird immer schwieriger, gutes ­Personal vom Fach zu finden, vor allem im Außendienst“, erklärte Stefan Jackenkroll. Der geteilte Arbeitstag von Milchkontrolleuren und die Arbeitszeiten spielen der Akquise von neuen Mitarbeitern nicht gerade in die Karten. „Auch Milchkuhbetriebe suchen Personal – vor allem zum Melken. Wir suchen also das gleiche Klientel und stehen in Konkurrenz“, sagte er. Das durchschnittliche Alter der Außendienstmitarbeiter liegt aktuell bei 55 Jahren.

Zudem sinkt die Zahl der Milchvieh haltenden Betriebe und somit die der MLP-Betriebe. Jackenkroll sagte: „Wir müssen unser Konzept neu denken. Beispielsweise un­gelernte Kräfte einstellen und ­unseren Außendienst selbst ausbilden. Oder mit anderen Kon­trollverbänden kooperieren oder sogar die Prüfverfahren umstellen.“ In gemeinsamen Workshops sollen die LKV-Vetreter nun neue Wege erarbeiten.

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