Kälberdurchfall

Kryptosporidien im Zaum halten

Besonders immungeschwächte Kälber sind empfänglich für Kryptosporidien. Um junge Tiere vor einer Infektion zu schützen, sind Hygiene und eine gute Kolostrumversorgung entscheidend.

Kälberdurchfall ist fies. Vor ­allem bei Kryptosporidien. Denn: Der Darm der Tiere ist stark geschädigt und eine Behandlung dadurch schwierig. Zudem sind die einzelligen Parasiten sehr widerstandsfähig in der Umwelt.

Doch zu einer derartigen Infektion muss es nicht kommen. „Kälber kommen kerngesund zur Welt. Es liegt in der Hand der Landwirtinnen und Landwirte, diesen Status aufrecht zu erhalten“, sagte Dr. Mark Holsteg vom Tiergesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer NRW auf den Öko-Milchviehtagen vergangene Woche auf Haus Riswick. Eine Infektion mit Kryptosporidien erfolgt häufig zwischen dem zweiten und 27. Lebenstag. Holsteg bezeichnet sie als typische Jungtierkrankheit. Doch wie lässt sich der Infektionsdruck so gering wie möglich halten?

Symptome und Krankheitsverlauf

Kälber, die an Kryptosporidien erkranken, haben eine Inkubationszeit zwischen zwei und sieben Tagen. Die Symptome reichen von subklinischem bis hin zu unstillbarem Durchfall. Schwere Erkrankungen sind häufig Mischinfektionen mit Viren und Bakterien. Kryptosporidien schädigen den Dünndarm, was zum Verlust der Darmzotten führen kann.

Konsequentes Management

Im Stall ist vor allem Hygiene entscheidend. „Ich empfehle ein konsequentes Rein-Raus-System und ausreichend Zeit für eine Stallbrache“, erklärte Holsteg. Nach jedem Kalb bzw. nach jeder Gruppe sollten Landwirte den Stall reinigen und desinfizieren. Da Kryptosporidien gegen viele Desinfektionsmittel (inklusive Chlor) resistent sind, kommt es auf die richtige Wahl an. Beispielsweise eignet sich Neopredisan.

In einer Kälbergruppe sollten nicht mehr als 15 Tiere sein und diese nicht mehr als 14 Tage Altersunterschied haben. „Erkrankt ein Kalb, muss es separiert werden, um eine Dauerschleife von Erkrankungen zu unterbrechen“, riet der Tierarzt. Für Kälber ist es eine Herausforderung, wenn Rinderhalter schwächere Tiere immer wieder zurückstallen. Das kann zu einer Dauerschleife von Infektionen führen.

Erste Mahlzeit wichtig

„Zudem ist es wichtig, die Versorgungsreihenfolge einzuhalten, um eine weitere Ansteckung zu vermeiden“, so Holsteg. Das bedeutet:

  • Die jüngsten Tiere zuerst tränken.
  • Erst gesunde und anschließend kranke Kälber versorgen.

„Jedes Kalb sollte einen eigenen Nuckeleimer haben und diesen behalten – auch nach der Reinigung.“

Ein weiterer Faktor: das Kolos­trummanagement. „Hochwertiges Kolostrum ist die Basis für gesunde Tiere“, meinte Holsteg. „Neugeborene Kälber brauchen innerhalb von drei bis vier Stunden Kolos­trum. Je schneller, desto besser“, so der Tierarzt. Wenn Landwirte die erste Mahlzeit drenchen, sollten es mindestens 3 l sein.

Je besser die Versorgung mit Kolostrum, desto höher ist die passive Immunität zu Beginn eines Kälberlebens (siehe orangefarbene Kurve). (Bildquelle: LWK NRW)

Das Kolostrum sollte mindestens 22 Brix haben. Der Wert lässt sich schnell und einfach mit einem Refraktometer überprüfen. Je höher der Brix-Wert, desto höher der Gehalt an Immunglobulinen. Die sind wichtig, damit Neugeborene eine passive Immunität aufbauen können. Bei 17 Brix enthält die Milch keine Immunglobuline mehr, verdeutlichte der Fachmann. „Damit überhaupt eine passive Immunität entsteht, muss erstmal Kolostrum in das Kalb hinein“, sagte Holsteg. Die Übersicht zeigt die Immunität von Kälbern. Bei sehr guter Versorgung lässt sich die Immunitätsspitze (orangene Kurve) sogar erhöhen.

Besonders bei Gruppenabkalbungen, zum Beispiel bei Mutterkühen, sollten Rinderhaltende kon­trollieren, ob Kälber Kolostrum aufnehmen.

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