Pferdeernährung

Wie viel Futter für die tragende Stute?

Studierende der Hochschule Osnabrück und die EQUOVIS GmbH untersuchten die Futteraufnahme von Zuchtstuten. Hier sind die daraus abgeleiteten Fütterungsempfehlungen von hochtragenden Pferden.

Die Fütterung von Zuchtstuten ist ein wichtiger Faktor, der für die Geburt eines gesunden und vollentwickelten Fohlens und für die Fruchtbarkeit der Stute verantwortlich ist. Nur gibt es zur Futteraufnahme lediglich Mindestwerte an Grobfutter, die für die Gesunderhaltung der Pferde wichtig sind (1,5 kg Heu/100 kg KM am Tag). Richtwerte für Zuchtstuten im Bereich des Geburtszeitraumes gibt es genauso wenig wie Untersuchungen dazu, wie viel Trockensubstanz sie aufnehmen können und wie sich die Aufnahme vor der Geburt verändert. Auf dieser Problemstellung basiert der Praxisversuch von Yvonne Brüggemann, Julius Pellengahr-Gröblinghoff und Prof. Dr. Heiner Westendarp, Hochschule Osnabrück, in Zusammenarbeit mit Dr. Hans-Peter Karp, Münster, EQUOVIS GmbH. Hier sind die daraus abgeleiteten Fütterungsempfehlungen.

Bedarf steigt am Ende der Trächtigkeit

Es wird zwischen den nieder- und hochtragenden Stuten unterschieden. Die hochtragende Phase beginnt ab dem siebten Trächtigkeitsmonat und in dieser Zeit nimmt der Fötus zirka 50 % seines Geburtsgewichtes zu, womit der Nährstoffbedarf der Stute steigt. Dieser Bedarf zum Ende der Trächtigkeit erhöht sich auf der Energieseite um das 1,2 bis 1,5-fache und auf der Proteinseite um das 1,3 bis 2-fache. Anhand dieses Bedarfs wird eine Ration für die Zuchtstuten zusammengestellt.

  • Zu empfehlen ist es, hochtragenden Stuten (600 kg) 12 kg Heu täglich vorzulegen.
  • Der restliche Energie- und Eiweißbedarf kann über 0,5 kg Hafer, 0,5 kg Sojaextraktionsschrot und 100 g Mineralfutter gedeckt werden. Alternativ können auch 1,5 kg Zuchtstutenfutter, das bereits um Eiweiß und Mineralstoffe ergänzt ist, gefüttert werden.

Gefahr der Unterversorgung erkennen und beheben

In den Wochen vor der Geburt kann es dazu kommen, dass große Mengen des Grobfutters oder auch Teile des Kraftfutters nicht gefressen werden.

  • Um die Gefahr der Unterversorgung des ungeborenen Fohlens zu minimieren, gilt es Heu oder Heulage in allerbester Qualität des ersten Schnittes zu füttern.
  • Zusätzlich sollten bei einer Rationsberechnung für Zuchtstuten die aktuellen Bedarfswerte der GfE (Gesellschaft für Ernährungsphysiologie) beachtet werden: Im achten Trächtigkeitsmonat wird eine Versorgung mit 70 MJ ME und 430 g verdaulichem Rohprotein empfohlen.
  • Im elften Trächtigkeitsmonat steigen die Bedarfswerte auf 90 MJ ME (Megajoule umsetzbare Energie) und 670 g verdaulichem Rohprotein an.
  • Gehalte von 7 MJ ME und 80 g verdaulichem Rohprotein im Grobfutter sollten durch Beprobungen sichergestellt werden, weil ein Unterschied von nur 2 MJ ME schon zu starken Energieunterschieden in der Gesamtration führt.

Schwankungen bei der Futteraufnahme vor der Geburt

In den letzten zwei Wochen vor der Geburt zeichneten sich starke Schwankungen bei der Futteraufnahme ab.

  • Der bei Pferden und Rindern bereits festgestellte Rückgang der Futteraufnahme zwischen 10 und 30 % konnte in der durchgeführten Untersuchung nicht festgestellt werden.
  • In den zwei Wochen vor der Geburt sank die Futteraufnahme tatsächlich um 2 % auf 10,87 kg TM/Tag. Anzumerken ist, dass die Ration auf 12,3 kg TM/Tag begrenzt war.
  • Die Untersuchung zeigte, dass in 46 % der Fälle die Heulage von den Stuten komplett aufgefressen wurde.
  • Das Kraftfutter wurde mit einer Wahrscheinlichkeit von 99 % aufgefressen.
  • Die Energieversorgung durch eine angepasst kalkulierte Kraftfutterration ist somit sehr sicher.

Direkt vor der Geburt wurde eine vermehrte Unruhe bei den Zuchtstuten festgestellt, welche sich u.a. auch in aufgewühlten Boxen zeigten. In der Untersuchung konnte festgestellt werden, dass nach der Geburt eine kontinuierlich ansteigende Fresslust zurückkehrt. Zudem wurden geringere Futterreste zwei Wochen nach der Geburt festgestellt.

Gefahr der Verfettung in der frühen Trächtigkeit

Wird den Stuten zu wenig Heu zur Verfügung gestellt, neigen sie dazu das Defizit durch eine erhöhte Strohaufnahme zu kompensieren. Das kann im schlimmsten Falle eine Verstopfungskolik nach sich ziehen.

Doch gerade in einem frühen Trächtigkeitsstadium ist der Bedarf der Zuchtstuten geringer als viele denken. Hier sollte vor allem vor einer zu üppigen Kraftfutter Gabe gewarnt sein. Bei einer Überversorgung verfetten die Stuten mit der Zeit. Das kann dazu führen, dass sie nicht fit genug für die Geburt sind und sollte daher vermieden werden. Der Bedarf der Zuchtstuten steigt erst ab dem 8. Trächtigkeitsmonat an.

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