Interview

Kaufland: Offen für geimpfte Eber

Wie reagiert der Lebensmitteleinzelhandel auf die Impfung? Wir haben mit Stefan Gallmeier, Geschäftsführer Einkauf Fleisch bei Kaufland, gesprochen.

Wochenblatt: Der Lebensmitteleinzelhandel sah die Immunokastration von Ebern bis zum Herbst skeptisch. Welche Position vertritt Kaufland?

Stefan Gallmeier Geschäfts­führer Einkauf Fleisch bei Kaufland. (Bildquelle: Kaufland)

Stefan Gallmeier: Wir akzeptieren alle gesetzlich zugelassenen Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration, auch die Immunokastration. Wir beobachten die wissenschaftlichen Ergebnisse hinsichtlich der Improvac-Impfung und wollen sie mit eigenen Erfahrungen verknüpfen.

Deshalb beteiligen wir uns an ­verschiedenen Projekten wie dem 100.000 Immunoschwein-Projekt in Norddeutschland oder dem ­Europäischen Innovationsprojekt Baden-Württemberg (EIP).

Wie viel Improvac-Eber hat Kaufland den Schlachtern bisher abgenommen?

Die Verfügbarkeit von Ebern, die mit Improvac geimpft wurden, ist derzeit noch sehr gering. Doch rechnen wir damit, dass der Anteil steigen wird. Unser Schweinefleisch sowie das Fleisch von ­geimpften Ebern beziehen wir von verschiedenen langjährigen Partnern. Voraussetzung ist, dass diese vorab von Kaufland auditiert und zur Belieferung freigegeben wurden.

Wie beurteilen Sie die Verarbeitungs- und Fleischqualität?

Unsere Erfahrungen und Tests sind noch nicht abgeschlossen. Bisher haben wir keine Abweichungen bezüglich der Verarbeitungsqualität und Sensorik festgestellt, wenn unsere Produkte von Improvac-Tieren stammen.

Wie reagieren die Kunden? Wird die Improvac-Impfung thematisiert?

Bisher gab es keinerlei Reklamationen oder Nachfragen. Wir schließen daraus, dass unsere Kunden keine Qualitätsunterschiede bemerken. Artikel von geimpften Ebern verkaufen wir nicht nur in ausgesuchten Filialen, sondern in ganz Deutschland.

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