Kommentar

Wasser zurück ins Moor!

Nasse Moore binden riesige Mengen Kohlenstoff, trockengelegte Moore setzen riesige Mengen CO2 frei. Die Wiedervernässung der Moorflächen könnte ein großer Schritt sein, um unser Klima zu retten!

Der Klimaschutz hat viele Facetten. Moore rücken nun mehr in den Focus. Unsere Vorfahren haben sich im wahrsten Sinn des Wortes “geplaggt“, um die unter Wasser stehenden Flächen trockenzulegen und dann dort Lebensmittel zu produzieren. Klimaforscher sehen das heute allerdings kritisch. Warum?

Kohlenstoff-Binder Moor

Nasse Moore binden riesige Mengen Kohlenstoff, trockengelegte Moore setzen riesige Mengen CO2 frei. Entscheidend dafür ist das Wechselspiel zwischen Torfmoosen und Mikroorganismen.

Auf einem ständig wassergesättigten, eher saurem Untergrund können die unscheinbaren Torfmoose große Mengen CO2 aus der Luft aufnehmen und als organische Masse dauerhaft speichern. Dabei bildet sich etwa 1mm Torf pro Jahr. Das erscheint als verschwindend wenig. Da der Prozess aber seit Jahrtausenden auf weltweit riesigen Flächen stattfindet, sind in den Mooren etliche Millionen Tonnen CO2 gespeichert.

Wasser ins Moor!

An dieser CO2-Senke nagen aber Mikroorganismen. Wenn Moore nicht ständig wassergesättigt sind und genügend Sauerstoff vorhanden ist, zerlegen sie abgestorbene, organische Masse in seine Bestandteile. Wegen der Klimaerwärmung werden sie immer effektiver. Die Mächtigkeit der Moore nimmt folglich ab. Auf landwirtschaftlich genutzten Flächen beträgt der Verlust gar 0,5 bis 4 cm pro Jahr, mit entsprechenden CO2-Emissionen.

Ein möglicher Weg aus dieser Sackgasse ist die Wiedervernässung der Moore. Unser dieswöchiger Einblick zeigt auf, wie sich das in der Praxis auch auf landwirtschaftlichen Flächen umsetzen lässt. Allerdings bricht die Wertschöpfung der vernässten Flächen ein, da die Ertragspotenziale der Alternativen gering und mögliche Absatzwege noch wenig erschlossen sind.

Die Wiedervernässung der Moore muss so schnell wie möglich starten, wird trotzdem Jahrzehnte dauern und Milliarden Euro verschlingen. Einige Ökonomen vergleichen die Dimension des Vorhabens mit dem Kohleausstieg.

Aus Landwirt wird "Moorwirt"

Die großen Sorgen der dort lebenden Menschen, nicht nur die der Landwirte, nimmt der Einblick ebenfalls in den Fokus. Einige Landwirte sehen sich bereits in der Rolle als „Moorwirt“. Für dieses Wagnis sollte die Gesellschaft ihnen Respekt zollen und sie dabei nach Kräften unterstützen.

Dabei wird hoch produktive, landwirtschaftliche Fläche verloren gehen. Um die ohnehin zu hohen Lebensmittelimporte nicht noch weiter steigen zu lassen, müssen die Landwirte auf den verbleibenden Flächen höhere Erträge erzielen. Diese Intensivierung muss die Gesellschaft mittragen.

Eins ist klar: Die Wiedervernässung der Moore allein wird das Klima nicht retten. Aber es könnte ein ganz großer Schritt sein, wenn wir ihn heute gehen. Nutzen wir die Chancen.

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