Kommentar

Landesgartenschau 2023 taucht Höxter in ein neues Licht

Bis Mitte Oktober läuft noch die 19.NRW-Landesgartenschau in Höxter. Sie gibt der Stadt und dem Weserbergland neue Impulse.

Das Horrorhaus von Höxter sorgte vor gut sieben Jahren für bundesweite Schlagzeilen. Sobald ich erwähnte, dass ich aus dem Kreis Höxter stamme, waren die Gräueltaten Gesprächsthema. Dieses Verbrechen tauchte gefühlt die ganze Region in ein dunkles Licht.

Der Öffentlichkeit weitgehend verborgen blieb dagegen, dass an der Weser das einzige UNESCO-Weltkulturerbe Westfalens steht. Nur Kenner verirrten sich zum Corveyer Westwerk. Der östlichste Teil Westfalens ist geschichtsträchtig. Einst führte der Hellweg – eine mittelalterliche Handelsroute – durch die Region. Heute liegt die nächste Autobahn aber eine Stunde entfernt.

Begriff der Landesgartenschau entstaubt

Doch dieses Jahr steht Höxter aus anderen Gründen im Scheinwerferlicht: Passend zum 1200-jährigen Geburtstag der Stadt findet bis Mitte Oktober dort die 19. NRW-Landesgartenschau statt. Sie lässt die Stadt und das Schloss Corvey aufblühen. Trotz fehlender Beschilderung zu Beginn, einer teilweise überforderten Gastronomie auf dem Gelände und einer nicht genehmigten Strohhalle lässt sich die Schau schon jetzt als Erfolg verbuchen Die gesetzte Marke von 400 000 Besuchern wird vermutlich deutlich übertroffen.

Die Organisatoren haben es geschafft, den etwas verstaubten Begriff der Landesgartenschau mit neuem Leben zu füllen. Es ist keine reine Leistungsschau der Gartenbranche, wie vielleicht noch vor 40 Jahren bei der ersten. Heute verbindet sie Themen wie Gartengestaltung mit Ökologie. Sie lässt die Historie im Archäologiepark lebendig werden und bietet der Landwirtschaft und den Dörfern vor Ort die Gelegenheit, sich zu präsentieren. Nicht nur Gartenfreunde finden auf dem weitläufigen Gelände Spannendes.

Turbo für die Stadt

Vor allem hat sich die Gartenschau aber für die Stadt Höxter gelohnt. Vor zehn Jahren bin ich entlang des Weserradweges nach Bremerhaven gefahren und wäre nicht auf die Idee gekommen, in meiner Geburtsstadt zu halten. Höxter war für mich als Dorfkind Krankenhaus und Kieferorthopäde. Jetzt sind Weserpromenade und Bahnhaltestelle neu und einladend. Die Innenstadt hat ein barrierefreies Pflaster, was Einzelhandel und Gastronomie zugute kommt. Mit der Gartenschau löste sich der Renovierungsstau. Nun muss man abwarten, wie die Bilanz – vor allem die finanzielle – nach dem letzten Gast aussieht.

Doch damit ist die Gartenschau noch nicht zu Ende. Spannend wird es sein, was die Stadt aus dem Gelände macht. Mit dem Erhalt des Archäologieparkes und des Remtergartens werden das Weltkulturerbe und der Weserbogen aufgewertet. Auch Gärten am Weserradweg bleiben stehen. Viel wichtiger ist aber das entstandene Wir-Gefühl zu konservieren – zwischen Höxter und Corvey, zwischen der Kernstadt und den Dörfern. Denn so blüht auf Dauer das ganze Weserbergland und bleibt kein weißer oder gar dunkler Fleck auf der Landkarte Westfalens.

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Magdalene Winkelhorst ist Landschaftsarchitektin und koordiniert die Pflanzungen zur Landesgartenschau in Höxter. Wir trafen sie zum Geländerundgang an der Weser.

Unterwegs mit dem Förderverein

Landesgartenschau 2023 lässt Höxter aufblühen

von Patrick Otte

Die Landesgartenschau setzt Höxter auf die Landkarte – für Touristen und die Landesregierung. Dennoch muss die Bevölkerung mitziehen. Ein Aufgabe des Fördervereins um Thomas Schöning.