Fachhochschule Südwestfalen

Soester Agrarforum: Von Agris erhält Agrarpreis

Das Agrarforum in Soest stellte die Anforderungen der Gesellschaft den Realitäten der Landwirtschaft gegenüber. Für sein Engagement erhielt Vincent von Agris den Soester Agrarpreis.

Der Soester Agrarpreis geht in diesem Jahr an Vincent von Agris aus Goch im Kreis Kleve. Das lässt sich einer Pressemitteilung der Fachhochschule Südwestfalen entnehmen. Traditionell wird diese mit 1000 €-dotierte Auszeichnung im Rahmen des Soester Agrarforums Mitte Januar verliehen. Damit zeichnet die Susatia, der Verband der Studierenden und ehemaligen Studierenden der Fachhochschule Soest, Studierende aus, die ihr Studium der Agrarwirtschaft in Regelstudienzeit, mit überdurchschnittlich guten Noten abgeschlossen und sich darüber hinaus in der studentischen Gemeinschaft engagiert haben.

"Klasse statt Masse!"

Vincent von Agris hat sein Bachelorstudium der Agrarwirtschaft an der FH mit der Note 1,2 abgeschlossen und studiert jetzt im Master. Zuvor absolvierte der 23-Jährige seine berufliche Ausbildung zum Landwirt mit besonderem Erfolg. Gemeinsam mit Vater Klaus von Agris leitet er parallel zum Studium den Biolandhof der Familie. Als Student hat er sich in Fachschaft und als Semestersprecher engagiert, darüber hinaus ist er beratend und als Referent für verschiedenen Themenbereiche aktiv und leistet Öffentlichkeitsarbeit als AgrarScout beim Forum Moderne Landwirtschaft.

Getreu der Philosophie des Familienbetriebs „Klasse statt Masse!“, sieht er seine persönlichen Schwerpunkte in der praktischen Landwirtschaft, im Ackerbau und in der Direktvermarktung (bio und konventionell) und möchte sein Wissen auch in Zukunft in beratender und ausbildender Funktion weitergeben. Als junger Agraringenieur blickt er zwar mit gemischten Gefühlen, aber dennoch positiv optimistisch in die Zukunft: „Wir haben in den vergangenen Tagen und auch hier beim Agrarforum gesehen, in welch starker Gemeinschaft Landwirtschaft auftreten kann. Wir arbeiten unter sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und sitzen doch alle in einem Boot. Der Preis ist für mich Ermutigung und Ansporn zugleich, diesen guten und wichtigen Weg gemeinsam weiterzugehen.“

Dilemma der Nutztierhaltung

Herzstück des Agrarforums sind Fachvorträge zu wissenschaftlich und gesellschaftlich aktuell relevanten Themen. Die Versorgung der Bevölkerung mit gesunden und bezahlbaren Lebensmitteln zählt zu den zentralen Herausforderungen für die Landwirtschaft. So referierte Prof. Dr. Britta Renner, Professorin für Psychologische Diagnostik und Gesundheitspsychologie an der Universität Konstanz, zum Thema „Einflüsse auf das Ernährungsverhalten – warum wir faire Ernährungsumgebungen brauchen“. Das Ernährungsverhalten, welche Lebensmittel konsumiert werden, sei nicht nur das Ergebnis von bewussten und reflektierten Entscheidungen, so die Forscherin.

Viele Verbraucher scheitern an dem Vorhaben, sich nachhaltiger und gesünder zu ernähren. Sie plädiert für die Gestaltung einer fairen Ernährungsumgebung, die – unterstützt durch politisch durchdachte Instrumente, verlässliche, transparente Informationen, Werbebeschränkungen und entsprechende Preisanreize – abgestimmt auf Wahrnehmungs- und Verhaltensmöglichkeiten von Verbraucher*innen, mehr und leichtere Wahlmöglichkeiten für eine nachhaltigere Ernährung bietet.

Prof. Dr. Mechthild Freitag, Professorin für Tierproduktion an der FH, skizzierte das Dilemma der Nutztierhaltung in Deutschland. Während auf der einen Seite gesellschaftliche Forderungen nach mehr Tierwohl und mehr Umwelt- und Klimaschutz bei gleichzeitig größtenteils kleinstrukturierter Landwirtschaft stehen, lasse der Ruf auf Verbraucherseite nach preiswerten Nahrungsmitteln von hoher Qualität nicht nach. Hinzu kommen die Forderungen des Lebensmittelhandels nach möglichst günstigen Rohstoffen wie Fleisch und Milch bei gleichzeitig hohen Qualitätsansprüchen.

Prof. Dr. Tanja Schäfer, Professorin für Pflanzenbau mit Schwerpunkt auf nachhaltigen Anbausystemen, legte in ihrem Beitrag den Fokus auf die relevanten Punkte des GAP-Strategieplans (GAP = Gemeinsame Agrarpolitik der EU) für den Bereich Pflanzenbau. Dazu zählen die nachhaltige Entwicklung und effiziente Nutzung von Ressourcen, der Natur- und Landschaftsschutz, der Klimaschutz sowie Anpassung an den Klimawandel, außerdem die gesellschaftlichen Erwartungen an Ernährung und Gesundheit. Die Erweiterung der Fruchtfolgen nannte Prof. Schäfer als eine mögliche Reaktion auf die gesellschaftlichen und politischen Anforderungen. So wird bereits im Versuchsgut der FH in Welver-Merklingsen die acht-gliedrige Fruchtfolge hinsichtlich positiver Effekte in den Bereichen Bodenlockerung, Krankheits- und Unkrautdruck, Risikostreuung und Leguminosen erforscht.

Ideen für Zuckerrübenanbau

Drei Master-Studierende stellten die Ergebnisse ihrer jeweiligen unternehmensbezogenen Projektarbeiten vor. So analysierte Kathleen Afflerbach Kundenbewertungen, Kaufverhalten und mögliche Strategien, um die Wettbewerbsfähigkeit kleinerer, nachhaltig produzierender Unternehmen im US-amerikanischen Rindfleischmarkt zu stärken. Celine Öltjen präsentierte die Ergebnisse einer wissenschaftlich fundierten Evaluation der produktionstechnisch-einzelbetrieblichen Beratung im Bereich Tier, um daraus Maßnahmen für eine wieder wachsende Nachfrage abzuleiten. Peter Pütz erläuterte die Ergebnisse eines Praxisversuchs mit Hilfe von digitalen Prognosemodellen. Ziel ist es, den im Zuckerrübenanbau an Relevanz gewinnenden Pilz Cercospora beticola einzudämmen und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren.

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