Ausflugstipp

Raus aus Roms Lager - neuer Escape Room im Römermuseum

Rätselfreunde finden im Römermuseum in Haltern einen neuen Escape-Room. Eingebettet in einen historischen Fall lässt sich spielerisch erfahren, wie die Legionäre vor 2000 an der Lippe lebten.

Schreie ertönen, Regen prasselt aufs Dach, ab und zu donnert es – das Römerlager Aliso droht von den Germanen überrannt zu werden. Aus dem Off erklingt ein Befehl: Das Team im Inneren des Wachhauses muss den Fluchtplan des Zenturios, einem römischen Offizier, finden. Nur so können die Legionäre fliehen und Hilfe für ihre Kameraden holen.

Das Team stellt sich dem Auftrag. Das Besondere: Es findet an historischer Stelle statt. Da, wo heute das Römermuseum in Haltern ist, lag vor etwa 2000 Jahren vermutlich Aliso, einer der wichtigsten Stützpunkte Roms im damaligen unkontrollierten Germania Magna. Um Christi Geburt waren hier mehrere Tausend Legionäre stationiert. Aliso selbst existierte etwa 30 Jahre. Kurz nach der Varusschlacht, im Jahr 9 n. Chr., fiel auch dieser Außenposten Roms. Die Legionäre zogen sich hinter den Rhein zurück.

Wie ein großer Rätselraum

So ist der Fall des Lagers eine ­Episode aus Roms Geschichte in Germanien, die sich ideal für ein Escape-Game eignet. Diese Art von Spiel lässt sich als großer Rätselraum beschreiben. Aus ihm muss eine Gruppe innerhalb einer bestimmten Zeit herauskommen. Der Weg zu Schlüsseln und Codes führt über zahlreiche kleine und große Rätsel.

Es ist das einzige Escape-Game Europas, das in der Römerzeit spielt.

Seit Mitte September können Teams das Spiel in dem frisch rekonstruierten Wachhaus der Außenanlage des Museums buchen. „Es ist das einzige Escape-Game Europas, das in der Römerzeit spielt“, sagt Dr. Josef Mühlenbrock, Leiter des Römermuseums.

Und damit wären wir auch wieder mitten im Spiel. Das fünfköpfige Team öffnet eine Pergamentrolle. Mit einer Scheibe entschlüsselt es einen Buchstabencode. Dabei wichtig: Immer schön zu Ende ­lesen! Sonst übersieht man wichtige Details. Götterfiguren, Münzen und Waffen aus der Römerzeit helfen der Gruppe, die Rätsel zu knacken. Weiß das Team nicht weiter, unterstützt die Regie aus dem Off. Ein Spielleiter beobachtet den Fortschritt über Kameras, die im Raum installiert sind. Denn die Uhr tickt. Nur eine Stunde bleibt den Legionären auf Zeit, den Plan zu finden.

Mit dem Escape-Game möchte das Museumsteam auch Besucher für die Antike begeistern, die vielleicht nicht auf Anhieb ins Museum kämen. In dem rekonstruierten Wachhaus lässt sich viel rund um das Leben der Legionäre erfahren. Wie haben sie ihren Alltag bestritten? Was haben sie in ihrer Freizeit gemacht? „Latein braucht man übrigens nicht zu können“, beruhigt Josef Mühlenbrock.

Spielerisch lernt das Team Gegenstände aus der Römerzeit kennen. (Bildquelle: Adventurebox Münster)

Gemeinsam mit dem Museumsteam hat das Unternehmen Adventurebox Münster den Rätselraum entwickelt. „Für uns ist es das erste Escape-Game, das an derselben Stelle steht, wo vermutlich auch der Raum wirklich war“, sagt Nora Wieling von Adventure Box.

Eine Herausforderung für die ­Planer war: Es darf nicht alles von außen sofort auffallen, da der Raum auch für normale Museumsbesuche zugänglich ist.

An Ort und Stelle

2013 wurden an dieser Stelle Reste eines Gebäudes entdeckt. Es maß fast 120 m2 und hatte eine vorgelagerte Säulenhalle. Die Nähe zur Wehrmauer und zum Westtor legt nahe, dass es sich um ein Wachhaus gehandelt haben muss. Die Legionäre kontrollierten hier angelieferte Waren und Personen. Im großen hallenartigen Anbau bewahrten sie möglicherweise ihre Geschütze auf, die für die Verteidigung des Lagers notwendig waren. „Wahrscheinlich war auch die Mannschaft, die Dienst auf der Mauer hatte, hier untergebracht“, sagt Josef Mühlenbrock.

Durch die Betten wühlt sich gerade einer aus dem Team. Denn überall können sich Hinweise verbergen. Nachdem die ersten Rätsel gelöst sind, lässt sich die Schreibstube öffnen. Ein großer römischer Schrank, originalgetreu nachgebaut, wartet nun darauf, geknackt zu werden. In ihm verbirgt sich bestimmt der Plan des Zenturios. Auch hier brauchen die Kurzzeitlegionäre Geschick und Kombi­nationsgabe. „Historische Quellen belegen, wie den Legionären im Lager die Flucht gelang“, verrät ­Josef Mühlenbrock. Wer aber die Details wissen möchte, muss das Escape-Game lösen.

Zum Knobeln
Das Escape-Game „Carpe ­Noctem. Flucht aus Aliso“ ist für Besuchergruppen von drei bis sechs Personen geeignet. Teilnehmer sollten mindestens 14 Jahre alt sein.

90 € zahlen drei Personen. Jede weitere Person kostet freitags bis sonntags 15 € und dienstags bis donnerstags 10 €. Zu sechst zahlt man dann 20 € pro Person. Der Eintritt ins Museum ist nicht darin enthalten.

Die Spiele beginnen jeweils um 16 und 17.30 Uhr sowie um 19 und 20.30 Uhr. Online buchbar.

www.escape-aliso.de

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