Leerstand - und nun?

Umnutzung mit System planen

„Plane lange, baue kurz“, lautet für Kammerberaterin Katrin Busch der beste Rat, wenn es um das Thema Umnutzung geht. Mit wenig Aufwand lässt sich in den wichtigen Planungsteil Struktur bringen.

Steht ein Gebäude auf dem Hof leer oder ist der Leerstand absehbar, beginnen die Gedanken zu kreisen: Wofür können wir das Gebäude in Zukunft nutzen? Immer wieder gehen einem bei der Stallarbeit oder abends im Bett Ideen durch den Kopf. So richtig voran geht die ­Planung allerdings oft nicht.

So banal es klingen mag, Katrin Busch von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen empfiehlt, Überlegungen schriftlich festzuhalten, statt sich mögliche Szenarien nur durch den Kopf gehen zu lassen. Wie genau das gehen kann, erläuterte sie kürzlich den Teilnehmern des Seminars „Aus alt mach neu“ in der Außenstelle der LWK Niedersachsen in Bersenbrück im Landkreis Osnabrück.

Betriebszweige im Blick

In einem ersten Schritt empfiehlt Katrin Busch, folgende Fragen schriftlich zu beantworten:

  • Welche Gebäude wollen Sie in Zukunft anders nutzen?
  • Welches Ziel verfolgen Sie mit dem Vorhaben?
  • Welche Motivation haben Sie?
  • Wo liegen Ihre persönlichen Stärken, wo die des Betriebs?
  • Welche Erfahrungen bringen Sie mit?
  • Wann soll es losgehen?
  • Wann soll es fertig sein?

„Stellen Sie die Überlegungen gemeinsam mit Ihrer Familie an“, lautete ein weiterer Tipp. Denn wenn beispielsweise Wohnraum auf dem Betrieb geschaffen werden soll oder zukünftig Gäste auf den Hof kommen sollen, betrifft das ­alle auf dem Hof. Und: „Behalten Sie die zukünftige Entwicklung der aktiven Betriebszweige im Blick.“ Wollen Sie beispielsweise Wohnraum auf dem Hof schaffen, kann sich das negativ auf die zulässigen Emissionswerte auswirken, wenn Sie ein paar Jahre später einen neuen Stall bauen wollen.

Aussicht auf Erfolg?

Bei der konkreten Planung hilft ­eine Betrachtung der Familien- und Betriebs- sowie der Konkurrenzsituation weiter.

Familien- und Betriebssituation
Hier verschafft eine einfache Tabelle Ihnen Überblick. Tragen Sie für die Punkte „Personen im Haushalt/Familienarbeitskräfte“, „Betriebsgröße“, „Bodennutzung“ und „Vieh­haltung“ jeweils eine Spalte für die Ist-Situation ein. Daneben folgen zwei Spalten für den Blick in die Zukunft: für die mögliche Situation in fünf sowie in zehn Jahren.

Konkurrenzsituation
Haben Sie eine erste Idee, wohin die Reise gehen soll? Dann ziehen Sie auf einer Karte einen Radius um Ihren Betrieb, der etwa 10 bis 15 Autominuten entspricht. Stellen Sie sich dabei folgende Fragen:
Gibt es in Ihrer Region Unternehmen, die sich auf dieselbe Zielgruppe spezialisiert haben wie Sie es vorhaben?
Und falls ja, worin liegt der Unterschied zu Ihrem Vorhaben?

Tragen Sie in der Karte die Lage möglicher Mitbewerber ebenso ein wie örtliche Besonderheiten. Das sind zum Beispiel Siedlungen, Wander- und Radwege, Müllde­ponien und Sehenswürdigkeiten. Ebenfalls relevant sind Infrastrukturmerkmale wie Schulen, Ärzte und Einkaufsmöglichkeiten.

Förderliche Faktoren

Eine solche Karte kann Ihnen auch dabei helfen, förderliche Faktoren für Ihre geplante Umnutzung zu identifizieren. Im Umkehrschluss können Sie aber auch zu der Erkenntnis gelangen, dass die derzeitige Idee am Ende wenig Aussicht auf Erfolg hätte. Wenn Ärzte und Schulen beispielsweise sehr weit entfernt liegen, kann das ein K.-o.-Kriterium für den Bau von Mietwohnungen sein. Ferienwohnungen einzurichten, könnte hingegen weiterhin denkbar sein.

Mithilfe einer Tabelle können Sie die Faktoren konkret herausar­beiten. Tragen Sie darin ein, ob folgende Punkte an Ihrem Standort gegeben sind und für welche Art der Umnutzung sie Voraussetzung bzw. hilfreich wären:

  • gute Verkehrsanbindung
  • Großstadtnähe
  • Einzelhoflage
  • Erholungsgebiet
  • gute Infrastruktur
  • leistungsstarkes Internet
  • Parkmöglichkeiten
  • Anbindung potenzieller Gäste/Bewohner an die angestammte ­Familie gewünscht?

Früh einbinden

Egal welche Art der Umnutzung in Ihrem konkreten Fall am Ende am sinnvollsten ist: Denken Sie bei ­Ihren Überlegungen daran, Behörden und Förderstellen frühzeitig mit einzubeziehen. „Je transparenter und respektvoller Sie auftreten, umso erfolgreicher kann Ihr Vorhaben umgesetzt werden“, ist ­Katrin Busch überzeugt.

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