Am 10. September

Tag des offenen Denkmals: Ziele auf dem Land

Am Sonntag, 10. September, ist Tag des offenen Denkmals. Am ganzen Wochenende laden​ Bauten mit Geschichte zum Besuch ein – darunter viele auf dem Land.​

Wer schaut nicht gerne hinter sonst verschlossene Türen? Gelegenheit dazu bietet jedes Jahr am zweiten Sonntag im September der Tag des offenen Denkmals. Mehr als 5500 Objekte in ganz Deutschland sind in diesem Jahr am 10. September dabei.

Die Koordination liegt seit 30 Jahren in Händen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) mit Sitz in Bonn. Als Titel hat sie in diesem Jahr „Talent Monument“ ausgewählt. Sie fragt: Welche bislang unerkannten Denkmal-Talente haben mehr Aufmerksamkeit verdient? Und: Welche Talente sind notwendig, um ein Denkmal zu erhalten?

Denkmalschutz live

Vielerorts warten Führungen und ein buntes Rahmenprogramm auf Kulturinteressierte. „So lässt sich in allen Regionen Deutschlands ­einen Tag lang Denkmalschutz live erleben“, verspricht die DSD.

Wer sich auf den Weg macht, kann Restauratoren über die Schulter schauen, archäologische Ausgrabungsstätten erkunden oder sonst verschlossene Kellergewölbe einer Burg bestaunen. Wir haben Ziele auf dem Land zusammengestellt, die zum Besuch einladen.

Wohin auf dem Land?

Bad Bentheim-Gildehaus: Auf dem westlichen Teil des Bentheimer Hoherückens steht die 1750 erbaute Gildehauser Ostmühle. Von 11 bis 17 Uhr gibt es Führungen und Vorführungen. Adresse: Mühlenberg 6, 48455 Bad Bentheim.

Bielefeld: Zum ehemaligen Sattelmeyerhof Meyer zu Heepen gehört ein 200 Jahre alter Vierständerbau mit ungewöhnlicher Umnutzung. Das Dachgeschoss dient als Boulderhalle. Weitere Räume sind als Lager, Büro und Sauna herge­richtet. Von 12 bis 16 Uhr laden die Naturfreunde Bielefeld ein, neben Bouldern auch einige Outdoorsportarten auszuprobieren. Adresse: Heeper Straße 364, 33719 Bielefeld.

Dieser 200Jahre alte Vierständerbau in Bielefeld bietet heute unter anderem Platz für eine Kletterhalle. (Bildquelle: Frauke Erfkamp)

Burbach-Gilsbach: Wie im 18. Jahrhundert im Siegerland fürs Wohnen gebaut wurde, ist an einem mitteldeutschen Fachwerkhaus abzulesen. Mit viel Eigenleistung erfolgt seit 2018 die denkmalgerechte Sanierung. Das Haus ist von 10 bis 17 Uhr geöffnet (auch schon am Samstag). Adresse: Wilnsdorfer Straße 57, 57299 Burbach.

Burscheid: Die Lambertsmühle wurde im 12. Jahrhundert als Bannmühle, also als zwangsweise zu nutzende Mühle, gebaut. Seit 1766 steht sie in ihrer heutigen Form. Bis 1942 gab es eine Brotbäckerei, bis 1956 Mühlenbetrieb. Heute ist die Lambertsmühle Heimatmuseum. Am Sonntag gibt’s von 11 bis 17 Uhr Mahl- und Schmiedebetrieb. Auch der Bauerngarten, die Schusterwerkstatt und die Imkerei sind geöffnet. Adresse: Lambertsmühle 1, 51399 Burscheid.

Die Lambertsmühle in Burscheid: Bis 1956 lief der Mühlenbetrieb. (Bildquelle: Margarete Laars)

Damme-Ihlendorf: Das 1797 erbaute Zweiständer-Niedersachsenhaus der Familie Börger in Ihlendorf mit repräsentativem Giebel wird seit 2021 schrittweise renoviert, saniert und zum Veranstaltungsraum umgenutzt. Es ist von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Es treten unter anderem Jagdhornbläser auf. Adresse: Ihlen­dorf 6, 49401 Damme.

Espelkamp: Der Büttemeyer-Hof wurde von 1999 bis 2001 res­tauriert und saniert. Der Nordgiebel des Vierständer-Hallenhauses stammt aus dem Jahr 1806. Die Berufsbildung der Ev. Stiftung Ludwig-Steil-Hof aus Espelkamp führt im Büttemeyer Hof unter anderem die Ausbildung der Fachpraktiker für Holzverarbeitung durch. Von 11 bis 17 Uhr gibt es Führungen, dazu auch ein Unterhaltungsangebot mit Minigolf und Schnitzeljagd. Adresse: Lübbecker Straße 14, 32339 Espelkamp.

Gütersloh: Der Meierhof Rassfeld ist eine historische westfälische Hofanlage, die 1088 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Von 11 bis 17 Uhr stehen Führungen über die Hofanlage und eine „Tour de Flur“ durch das „Putenparadies“ auf dem Programm. ­Adresse: Meier-zu-Rassfeld-Weg 19–23, 33330 Güters­loh.

Harsewinkel: Am Abrocksbach liegt die Sägemühle Meier Osthoff. Seit 2009 engagiert sich ein Förderverein. Von 11 bis 18 Uhr lässt sich die Säge in Aktion erleben (bei genügend Wasserkraft) und selbst Papier herstellen. Adresse: Steinhäger Straße 22a, 33428 Harsewinkel.

Ein Blick in die Sägemühle Meier Osthoff in Harsewinkel. (Bildquelle: Friedhelm Schmitz)

Kalletal-Talle: „Tempelhaus“ nennen die Menschen in Talle das Fachwerkhaus mitten in ihrem lippischen Dorf. Dabei lockt der Name auf eine falsche Fährte. Zurückzuführen ist dieser offenbar auf das Wort „Timpken“. Es bedeutet Zipfel und spielt auf die Lage des Hauses auf einem Grundstückszipfel an. Das Haus wurde 1838 erbaut und 2018 nach drei Jahren Leerstand von der Dorfgemeinschaft erworben. Von 14 bis 17 Uhr ist es zur Besichtigung geöffnet. Adresse: Am Knapp 2, 32689 Kalletal.

Kierspe: Der Schleiper Hammer, seit 1989 im Besitz des Heimatvereins, zeigt die Tradition der Breitwarenschmiederei im oberen Volmetal. Auch Bakelit, ein früher Kunststoff, wurde in dem Gebäude einst verarbeitet. Von 11 bis 17 Uhr gibt es Vorführungen. Adresse: Schleipe 3, 58566 Kierspe.

Leichlingen: 40 Jahre stand die typisch bergische Fachwerkhofanlage aus dem 18. Jahrhundert leer. Aktuell wird sie restauriert und energetisch saniert. Von 10 bis 18 Uhr ist sie geöffnet, Führungen nach Bedarf. Adresse: Windfoche 1, 42799 Leichlingen.

Nach vier Jahrzehnten Leerstand wird diese Fachwerkhofanlage im bergischen Leichlingen jetzt saniert. (Bildquelle: Adrian Sonnenberg)

Lüdinghausen: Über 500 Jahre Agrargeschichte sind auf dem Gräftenhof Grube zu entdecken. Das Vierständer-Hallenhaus stammt von 1517, mit wiederverwendeten Hölzern eines Vorgängerbaus von 1362. Um 11, 14 und 16 Uhr gibt es Führungen. Bereits ab dem 2. September um 14 Uhr ist die Ausstellung „Malerisches Westfalen zwischen Idyll und Realität“ auf der Tenne zu sehen. Die Werke aus drei Jahrhunderten gehören der Ems-Vechte-Stiftung. Geöffnet ist die Ausstellung Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr sowie von Montag bis Freitag von 14 bis 18 Uhr. Adresse: Tetekum 39, 59348 Lüdinghausen.

Auf dem Hof Grube in Lüdinghausen: Mitglieder des Zentrums für historische ländliche Baukultur im Münsterland e.V. laden ein zur Ausstellung "Malerisches Westfalen zwischen Idyll und Realität". Von links: Dr. Dietrich Maschmeyer, Lea Höne, Johannes Busch und Liane Schmitz. (Bildquelle: privat)

Meschede-Schüren: Die ehemalige Segelfliegerschule ist bedeutend für die Geschichte des westfälischen Flugsports. Vereinsmitglieder führen am Sonntag ab 11 Uhr durch das Gebäude. Die letzte Führung beginnt um 15.30 Uhr. Adresse: Otto-Lilienthal-Straße 3, 59872 Meschede.

Die Geschichte des westfälischen Flugsports lässt sich in Meschede-Schüren nachvollziehen. (Bildquelle: Historischer Flugsportverein)

Metelen: Der Bahnhof Metelen-Land an der Strecke Münster–Gronau wurde 1875 eröffnet. Das historisches Fachwerkgebäude ist heute Eisenbahnmuseum. Von 11 bis 16 Uhr gibt’s Führungen und die Möglichkeit zur Mitfahrt entweder auf einer historischen Diesellok oder Handhebeldraisine. Adresse: Naendorf 74, 48629 Metelen.

Münster-Handorf: Haus Pröbsting hat sich in den vergangenen Jahrhunderten mehrfach gewandelt. Schon im 19. Jahrhundert entwickelte sich das um 1770 gebaute Bauernhaus zum Ausflugslokal. Inzwischen wurde die gesamte Anlage zu Wohnungen umgebaut. Um 10 Uhr gibt es eine Führung. Adresse: Pröbstingstraße 30–50, 48157 Münster.

Münster-Hiltrup: Scheunen, Torhaus und eine anspruchsvoll gestaltete Kapelle aus dem Jahr 1964 sind Bausteine der vielfältigen Geschichte Haus Heidhorns. Es war unter anderem Gutshof, Erholungsheim für Ordensschwestern und Altersheim. Um 10 Uhr und um 14.30 Uhr finden Führungen über die gesamte Anlage statt, um 11.30 und 13 Uhr geht es um den Speicher und um 12.30 Uhr um die „Schiefe Scheune“. Adresse: Westfalenstraße 490, 48165 Münster.

Rees-Mehr: Einen Hof und eine Molkerei hat der 1914 erbaute Transformatorenturm in Mehr einst mit Strom versorgt. Er lässt sich von 11 bis 17 Uhr erkunden. Adresse: Hanenkroitstraße, 46459 Rees.

Rees: Auf dem Holthuishof steht mittig innerhalb der Vierseitenhofanlage ein Taubenturm aus dem 19. Jahrhundert. Er ist von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Adresse: Ecke Wilhelmstraße, Blumenstraße 77, 46459 Rees.

Senden: Schloss Senden hat sich über fünf Jahrhunderte immer wieder verändert. Aktuell entwickelt es sich zu einem besonderen Lern- und Kulturort. Von 11 bis 18 Uhr zeigen junge Menschen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Denkmalpflege absolvieren, was sie können. Um 12 und 15 Uhr gibt es Baustellenführungen. Adresse: Holtrup 3, 48308 Senden.

Schloss Senden soll zu einem "Schloss für alle" werden. Wie, das ist am Tag des offenen Denkmals zu sehen. (Bildquelle: Philipp Foelting, Münsterland e.V.)

Senden-Ottmarsbocholt: Der Hof Höwische besteht aus einem Bauernhaus von 1836 und einer Scheune aus dem Jahr 1908. Von 10 bis 18 Uhr sind Rundgänge durch die Privaträume möglich. Dazu gibt es eine Ausstellung mit Dokumenten und Fotos, ein Oldtimertreffen und das Naturschutzzentrum Coesfeld informiert über Streuobstwiesen und den Steinkauz. Adresse: Dorfbauerschaft 32, 48308 Senden.

Steinfurt: Auf dem Hof Floer, im Jahr 1235 erstmals urkundlich dokumentiert, stehen von 11 bis 17 Uhr die Türen des denkmalgeschützten Speichers offen. Adresse: Ostendorf 29, 48565 Steinfurt.

Telgte: Mitten in der Altstadt findet sich versteckt eine der ältesten Landsynagogen Westfalens. Der kleine Fachwerkbau wurde Anfang des 18. Jahrhunderts zur Synagoge umgebaut und ging in den 1930er-Jahren in nichtjüdischen Besitz über. Die „Alte Synagoge“ geriet in Vergessenheit, wurde nun aber restauriert. Von 15.30 bis 18 Uhr ist Gelegenheit zum Besuch. Adresse: Steinstraße, 48291 Telgte.

Weitere Informationen

Alle Informationen bündelt die Internetseite zum Tag des offenen Denkmals. Dort können Sie auf einer Karte nach Zielen in der Nähe suchen oder auch für eine Stadt oder einen Kreis anzeigen lassen, welche Denkmäler dabei sind. Besonders aktuell sind die Informationen in einer App, die kostenlos heruntergeladen werden kann.

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