50 Jahre Interessengemeinschaft Bauernhaus
Alte Bauernhäuser retten statt anzünden
Die Interessengemeinschaft Bauernhaus – kurz IgB – besteht seit 50 Jahren. Julius H. W. Kraft, der Gründer und erste Vorsitzende, hatte ein klares Ziel. Das ist bis heute aktuell.
Julius H. W. Kraft teilte in den 1960er-Jahren eine Sehnsucht vieler Städter. Er zog aufs Land, genauer gesagt aus Bremen ins 23 km südwestlich gelegene Kirchseelte, heute Landkreis Oldenburg. Mit Ehefrau Trudi hatte der Grafiker dort ein Niederdeutsches Bauernhaus gekauft, im Kern aus dem 16. Jahrhundert und ziemlich baufällig. Tagsüber arbeitete Kraft für seine Kunden, abends und am Wochenende sanierte er das reetgedeckte Haus. Und er beobachtete, wie ringsherum immer mehr alte Häuser aus der Landschaft verschwanden.
Raus aus der Landschaft
Manchmal waren Besitzer einfach der alten Bausubstanz überdrüssig. Aber auch das Baugesetzbuch hatte seinen Anteil. Bei länger leer stehenden Häusern erlosch die Wohnnutzung. Einen Weg zurück gab es dann kaum, auch weil noch kein Denkmalschutzgesetz existierte. Manche Landkreise zahlten Prämien für den Abriss. Feuerwehren zündeten planmäßig ungenutzte Heuerlings- oder Häuslingshäuser an.
Und dann kam „Quimburga“. Im November 1972 fegte das Sturmtief über Norddeutschland – mit fatalen Folgen für einige, die gerade ein altes Haus auf dem Land gekauft hatten. „Weil ihnen der Orkan das Dach geraubt hatte oder Wände umgefallen waren, erklärten die Baubehörden ihr Haus für nicht mehr bewohnbar. Und ein nicht bewohnbares Haus im Außenbereich musste abgerissen werden.“ So erinnert Heinz Riepshoff an die „Geburtsstunde“ der Interessengemeinschaft Bauernhaus (IgB). Riepshoff ist heute Landesbeauftragter des Vereins für Niedersachsen.
Protest gegen Raubbau
Besitzer lädierter alter Häuser suchten bei Julius Kraft Rat und eine Möglichkeit, ihre Immobilien weiter zu nutzen. Am 14. Dezember 1973 hoben 75 Gründungsmitglieder die IgB aus der Taufe. Gemeinsam protestierten sie gegen den grassierenden Raubbau und die Konsequenzen des Orkans. Sie kontaktierten Abgeordnete und schrieben Leserbriefe, tauschten Fachwissen aus und halfen sich praktisch. Anfang 1975 erschien erstmals der „Holznagel“. Die Vereinszeitschrift bündelt bis heute alle zwei Monate Fachinformationen, Forschungs- und Bauberichte.
Hilfe für Hausbesitzer
Aktuell hat der Verein rund 6000 Mitglieder – deutschlandweit. Etwa 150 ehrenamtlich geführte Außen- und Kontaktstellen sind ansprechbar für hilfesuchende Hausbesitzer. Einen ihrer größten Erfolge verbuchte die IgB aber schon in der Anfangszeit. Seit 1976 sind Gebäude im Außenbereich auch dann privilegiert, wenn sie für die Landschaft charakteristisch sind.
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