Rote-Erde-Siedlung

Elisenhof: Ein 100 Jahre altes Dorf

Dörfer im Paderborner Land haben oft eine über 1000-jährige Geschichte. Anders ist das in Elisenhof.

Das Dorf entstand ab 1922 als Rote-Erde-Siedlung auf einem Vorwerk der Domäne Dalheim. Heute zählt Elisenhof – so lautete auch der Name des Vorwerks – knapp 90 Einwohner und ist ein Ortsteil von Bad Wünnenberg.

Mittelpunkt des Dorfes ist die Sturmius-Kapelle, bis heute umringt von den einstigen Stall-, Scheunen- und Verwaltungsgebäuden des Vorwerks. Am Tag der Weihe im Juni 1930 versammelte sich die junge Dorfgemeinschaft zum Foto. 65 Personen sind auf dem Bild zu sehen.

Dieses Bild entstand 1930 bei der Einweihung der Sturmius-Kapelle. Acht Jahre nach der Siedlung zeigt es alle Bewohner des Ortes. (Bildquelle: Fotoarchiv 100 Jahre Elisenhof)

Eine neue Existenz für 16 Familien

Hinter den Bewohnern lagen damals äußerst arbeitsreiche Jahre. Über hundert Bewerbungen hatte es bei der Siedlungsgesellschaft „Rote Erde“ um die Siedlerstellen auf dem knapp 240 ha großen, einst preußischen Vorwerk gegeben. Vorher hatte ein Pächter dort 1000 Schafe gehalten, jetzt bauten sich 16 Familien eine neue Existenz auf. Die meisten kamen aus dem Kreis Büren. Unter ihnen waren auch ein Stellmacher und ein Schmied.

Per Los wurde den Siedlern ein Teil der alten Gebäude oder ein Stück Bauland zugeteilt. Erschwert durch die Inflation verzögerte sich der Bau vieler Häuser. Probleme bereitete auch die Wasserversorgung. Als Umgangssprache bürgerte sich Hochdeutsch ein, weil alle ein anderes Platt mitgebracht hatten.

"Elektrisches Musterdorf"

Das Dorf und die Betriebe entwickelten sich und in den 1930er-Jahren erkoren die Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen Elisenhof als „Elektrisches Musterdorf“. 1939 erhielt jeder Betrieb für ein Jahr kostenlos einen Elektroherd, einen elektrischen Futterdämpfer und einen elektrischen Heißwasserspeicher. „Für damalige Verhältnisse eine Errungenschaft und noch lange Zeit ein ­Vorzeige- und Werbeobjekt des Stromversorgers“, heißt es in der Festschrift zum Dorfjubiläum in diesem Jahr. Auch die national­sozialistische Propaganda nahm das „Musterdorf“ in den Blick.

1954 entstand in Elisenhof ein weiterer besonderer Bau, ein Waschhaus. Im Erdgeschoss konnten die Bewohner bis 1975 eine vollautomatische Waschanlage mit Trockenraum und Heißmangel nutzen.

Dieses Gebäude am Ortsrand wurde 1954 als „Waschhaus“ gebaut. Auch Bäder, Gefrieranlagen und ein Festsaal waren dort vorhanden. (Bildquelle: Fotoarchiv 100 Jahre Elisenhof)

Zwischen Autobahn und Windrädern

Seit Ende der 1960er-Jahre verläuft die Trasse der Autobahn 44 zwischen Elisenhof und Dalheim. Fünf landwirtschaftliche Betriebe wirtschaften heute noch im Haupterwerb, zwei betreiben eigene Hofläden. Dazu gibt es zwei Lohnunternehmen, eine Reitschule und einen Viehhandel. Rund ums Dorf stehen inzwischen etliche Windräder.

Rege ist auch das Vereinsleben. ­Eine Besonderheit sticht dabei ins Auge: Der Heimatverein des 90-Einwohner-Dorfes zählt 367 Mitglieder. Entsprechend groß haben die Elisenhofer im Sommer den 100. Geburtstag ihres Dorfes und wieder eine Einweihung gefeiert. Auf dem neuen Dorfbrunnen sind die Namen der ersten Siedler verewigt.

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