Westfalen nach 1947

Neue Höfe für neue Siedler

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden auch in Westfalen einige neue Siedlungen für Landwirte im Haupt- und Nebenerwerb. Wer aufmerksam durch die Orte fährt, kann sie heute noch erkennen.

Etwa 300  000 Bauern waren unter den 6 bis 8 Mio. Flüchtlingen und Vertriebenen, die sich in der Schlussphase des Zweiten Weltkrieges und danach auf den Weg nach Westen machten. Was sollte künftig ihre Lebensgrundlage werden? Ihnen eine neue bäuerliche Existenz zu ermöglichen, das war das erklärte Ziel zahlreicher Politiker, darunter der spätere Bundespräsident Heinrich Lübke. Viele von ihnen hatten sich schon vor dem Krieg für eine gerechtere Verteilung des Bodens und eine „innere Kolonisation“, also die Gründung neuer Betriebe innerhalb der Landesgrenzen, eingesetzt.

Bodenreformer Heinrich Lübke

Zu den größten Treibern einer ­Bodenreform in Westdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Heinrich Lübke. Von 1959 bis 1969 amtierte er als zweiter deutscher Bundespräsident. Vorher war der CDU-Politiker erst in Nordrhein-Westfalen, dann im Bund ­Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Lübke, als siebtes von acht Kindern eines Schuhmachers und Nebenerwerbslandwirts 1894 in Sundern-Enkhausen im Sauerland geboren, sah sich als Anwalt der Pächter und Kleinbauern, von Heuerlingen und Siedlern. Kein Wunder, dass ihn Großgrundbesitzer, vor allem adelige, als Gegenspieler und „roten Lübke“ sahen.


1949 erreichte er in NRW – auch nach langem Ringen mit der britischen Militärregierung – die Verabschiedung eines Bodenreform-Gesetzes. Es sollte Großbetriebe dazu zwingen, in gestaffelter Höhe und gegen Entschädigung Land abzugeben. Weil das nur eine Woche später verabschiedete Grundgesetz aber Enteignungen ausschloss, blieb das Gesetz wirkungslos.

Über 9000 neue Höfe

Zwischen 1947 und 1962 entstanden deshalb in allen vier Besatzungszonen...