Wie giftig ist Jacobskreuzkraut für Menschen?

Kreuzkraut und Konsorten

Jakobskreuzkraut enthält leberschädigende Substanzen, die vor allem für Weidetiere gefährlich sind. Aber auch für die menschliche Gesundheit können diese Substanzen eine Rolle spielen.

Jakobskreuzkraut und etwa 20 weitere Verwandte sind in Mitteleuropa heimische Pflanzen. Da es, wie einige andere Arten, giftige Pyrrolizidinalkaloide enthält, ist das verstärkte Vorkommen auf Weiden vor allem für junge Rinder und Pferde problematisch. Pyrrolizidinalkaloid-haltige Pflanzen spielen aber auch für die menschliche Gesundheit eine Rolle.

Das Alkaloid kommt nicht nur im erwähnten Jakobskreuzkraut vor, sondern beispielsweise auch im Borretsch, Huflattich, Natternkopf, Beinwell, Wasserdost oder in der Ochsenzunge. Nicht ­alle Pyrrolizidinalkaloide (PA) sind giftig, aber einige sind krebserregend und erbgutschädigend. Die Aufnahme von PA ist vor allem in der Schwangerschaft bedenklich, weil es das Ungeborene schädigen kann.

Über die Biene in den Honig

In der Vergangenheit haben Verunreinigungen mit PA-haltigen Pflanzen zu Rückrufen von Rucola-Salat oder zu einem Lieferengpass eines Johanniskraut-haltigen Arzneimittels geführt. PA wurden auch in Kräutertees, Nahrungsergänzungsmitteln, Gewürzen, Kräutern, Honigen und Pollen nachgewiesen. Damit stellen sie ein mögliches Gesundheitsrisiko für Verbraucher dar.

Zu den PA-haltigen Bienennährpflanzen gehören Natternkopf, Borretsch und Wasserdost. Kreuzkraut-Arten sind für Bienen eher unattraktiv. Außerdem ist in Deutschland die Honigernte weitgehend abgeschlossen, wenn im Juli die Blüte des Jakobskreuzkrauts beginnt. Damit sinkt das ­Risiko, dass PA in den Honig gelangen. Dennoch ist es aus Kreuzkraut-Arten auch in Honigen nachzuweisen. Der Gehalt nimmt jedoch mit der Lagerdauer des Honigs ab, dabei werden Abbauprozesse vermutet.

Deutscher Honig ist nach Angaben des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit eher wenig belastet und damit unbedenklich.

Importhonig ist eher belastet

Kritisch sind demzufolge Honige aus Australien, Neuseeland, Südamerika und Spanien. Deutschland ist ein Honig-Importland. Auf vielen Etiketten sind als Herkunft Nicht-EU-Länder genannt.

Das Bundesamt für Risikobewertung BfR empfiehlt, dass eine PA-Aufnahmemenge pro Tag von 1,42 Mikrogramm bei 60 kg Körpergewicht nicht überschritten werden sollte. Wer täglich 20 g Honig isst, darf Ware mit maximal 71 Mikrogramm PA/kg Honig verwenden. Werden nur 10 g pro Tag verzehrt, ist Honig mit höchstens 142 Mikrogramm PA/kg zulässig.

Bei Konsum großer Mengen Honig wird geraten, auf deutschen Honig zurückzugreifen und die Sorte und Herkunft regelmäßig zu wechseln.

Beachten sollte man auch Folgendes: Blütenpollen werden als Nahrungsergänzungsmittel vermarktet oder zum Zufüttern für die Bienen gekauft. Weil hier auch hohe PA-Mengen im Spiel sein können, sollten nur Pollen vermarktet bzw. gekauft werden, von denen die genaue botanische Herkunft oder die PA-Gehalte bekannt sind.

Eine EU-Verordnung sieht ab Juli 2022 ­einen Grenzwert von 500 Mikrogramm/kg vor.

Leber wird durch Jacobskreuzkraut geschädigt

Bisher sind über 660 verschiedene PA aus dem Pflanzenreich bekannt. Sie werden vom Körper gut resorbiert und gelangen zunächst in die Leber. Dort laufen Stoffwechselprozesse ab, die Substanzen abbauen, unschädlich machen oder dafür sorgen, dass sie leichter ausgeschieden werden können.

Nicht so jedoch bei den hochgiftigen PA. Diese haben in ihrem Pyrrolizidin-Grundgerüst bestimmte Strukturen eingebaut. Das hochgiftige Senkirkin aus dem Jakobskreuzkraut hat diese Struktur. Andere, ungiftige PA dagegen nicht.

Bei der Verdauung von hochgiftigem PA findet ein Giftungsmechanismus statt, an dessen Ende ein Bruchstück aus dem ursprünglichen PA-Gerüst mit dem menschlichen Erbgut reagiert. Daraus resultiert die krebserregende und erbgutschädigende Wirkung der PA. Weil diese Reaktion in der Leber stattfindet, kommt es bei der akuten Vergiftung zur Zerstörung des Organs und Leberversagen. Bei chronischer Vergiftung treten Leberzirrhose und -krebs auf.

Zur Botanik von Jakobskreuzkraut

Das leuchtend gelb blühende Jakobskreuzkraut Senecio jacobaea – nach neuer Nomenklatur Jacobaea vulgaris genannt – fällt mit seiner Wuchshöhe von bis zu 1 m schon von Weitem an Straßenrändern und auf Weiden auf.

Es hat nur geringe Ansprüche an den Boden und verträgt auch Trockenphasen, was seine Aus­breitung begünstigt. Im ersten Jahr bildet die Staude eine bodenständige Rosette, die leicht mit Löwenzahn oder Rucola verwechselt wird. Im zweiten Jahr rund um den Jacobi-Tag am 25. Juli – daher der Name – erscheinen die großen gelben Blüten.

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