Stoßwellenthearpie

Die Welle gegen Verkalkungen

Stoßwellen: In der Orthopädie lassen sich damit Ablagerungen an Gelenken zerstören und Schmerzen lindern. Zu den verschiedenen Therapiemöglichkeiten befragten wir Dr. med. Reinhard Gockel, Facharzt für Orthopädie in Soest.

Seit vielen Jahren wird die Stoßwellentherapie genutzt, um Nierensteine zu zerstören. Wo liegen die Einsatzbereiche in der Orthopädie?

Mit der extrakorporalen Stoßwellentherapie (ESWT) lassen sich insbesondere Fersenschmerzen beim Fersensporn gut behandeln. Die Therapie wird aber auch bei vielen andern chronischen Beschwerden eingesetzt. Etwa bei Schulterbeschwerden im Rahmen einer Kalkschulter sowie bei Entzündungen der Sehnen an Ellenbogen oder Hand sowie bei einer chronisch gereizten Achillessehne.

Auch eine Sehnenreizung der Hüfte lässt sich damit lindern. Die Therapie wird ebenfalls bei verhärteten Sehnen an Händen und Fußsohlen, bei Arthrose an Daumen und Fingergelenken sowie Muskelverhärtungen eingesetzt. Auch manche Sportverletzung lässt sich mit der Stoßwellentherapie therapieren.

So gelangen Stoßwellen in den Körper

Stoßwellen sind hoch energetische Schallwellen. In der Medizin werden sie elektromagnetisch mithilfe eines speziellen Geräts erzeugt und über einen Behandlungskopf auf die betreffende Körperstelle gerichtet. Die Druckwellen durchdringen Haut und elastisches Gewebe wie Muskeln und Fett, verletzten diese aber nicht.

Was bewirken sie im Gewebe?

Fokussierte Stoßwellen werden vom Arzt eingesetzt, um punktgenau Körperregionen in einer Tiefe von bis zu 4 cm zu erreichen. Hier bringen die Impulse Zellen zum Vibrieren und können zum Beispiel Ablagerungen an Gelenken destabilisieren und zerstören. Sie regen den Zellstoffwechsel an und fördern die Durchblutung der Zellen, sodass beispielsweise Zellgifte besser abtransportiert werden können und sich das betroffene Gewebe regenerieren kann. Chronische Entzündungen von Sehnenansätzen, aber auch schmerzhafte Verkalkungen lassen sich mit ihnen schonend behandeln. In vielen Fällen sind sie eine Alternative zum operativen Eingriff.

Wie läuft eine Behandlung ab?

Zunächst muss geklärt werden, ob der Patient für eine EWST in Frage kommt. Wer beispielsweise gerinnungshemmende Medikamente einnimmt, sollte nicht mit extrakorporalen Stoßwellen behandelt werden. Das gleiche gilt zum Beispiel auch für Kinder unter 14 Jahren oder für Schwangere sowie für Patienten mit einem Herzschrittmacher.

Die Therapie wird ambulant durchgeführt. Zunächst liegt oder sitzt der Patient in bequemer, stabiler Position. Anschließend wird die zu behandelnde Körperregion mit einem Stift markiert. Die Schallwellen werden mithilfe eines medizinischen Stoßwellengerätes außerhalb des Körpers erzeugt und gelangen über einen Schallkopf auf die zu behandelnde Körperstelle.

Je nach Beschwerdebild lässt sich die Stärke der Intensität stufenweise regulieren. Die Behandlung ist nahezu schmerzfrei. Bei Bedarf, wie etwa bei der Behandlung der Kalkschulter, kann eine lokale Betäubung verabreicht werden. Die Sitzung dauert bis zu 20 Minuten. In der Regel reichen drei Sitzungen aus.

Zwischen den Behandlungen sollte eine Woche liegen. Am Tag nach der Stoßwellentherapie sollte die behandelte Körperregion nicht überlastet werden. Gegebenenfalls können Sie die Hautregion etwas kühlen.

Ab wann ist mit einer Besserung zu rechnen?

Eine Linderung der Schmerzen kann sich erst nach einigen Wochen bemerkbar machen. Am besten besprechen Sie mit Ihrem Arzt vorab, wie hoch Ihre Erfolgsaussichten mit der Therapie sind. Kommen Sie für eine Stoßwellentherapie infrage, kann ein erfahrener Arzt in 80 bis 90 % der Fälle Beschwerdefreiheit erzielen.

Natürlich ist das abhängig von der Dauer der Beschwerden, der Vorgeschichte und weiteren Faktoren. Zumindest sind aber deutliche Besserungen der Beschwerden zu erreichen. Im Idealfall lassen sich Kalkherde im Schulterbereich und beim Fersensporn völlig auflösen.

Ist die Therapie einen Kassenleistung?

Die gesetzlichen Krankenkassen finanzieren die Kosten für die Stoßwellentherapie bei orthopädischen Beschwerden unter bestimmten Voraussetzungen einzig für die Behandlung beim Fersensporn.

Bei allen anderen orthopädischen Diagnosen ist die Behandlung derzeit eine Selbstzahlerleistung. Die Kosten werden zum Teil von Zusatzversicherungen vergütet.

Das vollständige Interview können Sie nachlesen auf den Gesundheitsseiten der Ausgabe 30 im Wochenblatt für Landwirtschaft & Landleben.

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