Corona

Corona-Impfung für Schwangere?

Viele Schwangere würden sich gern gegen Covid-19 impfen lassen. Fachgesellschaften und die Ständige Impfkommission sind sich jedoch nicht einig, ob es für eine Impfempfehlung ausreichend Daten gibt.

Gleich elf Fachverbände, darunter der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) und die Deutsche Gesellschaft für ­Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) haben sich in der vergangenen Woche in einer Stellungnahme dafür ausgesprochen, Schwangere und Stillende gegen Covid-19 zu impfen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hält dagegen aufgrund einer unzureichende Datenlage daran fest, Schwangeren und Stillenden vorerst keine Corona-Impfung zu empfehlen. Das sorgt für Verunsicherung.

Mehr schwere Verläufe bei Schwangeren

Derzeit kann jede Schwangere zwei Kontaktpersonen benennen, die dann Anspruch auf eine Impfung haben. Dadurch sollen die Schwangeren indirekt vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 geschützt werden. Die Fachgesellschaften möchten jedoch die Schwangeren selbst priorisiert mit einem mRNA-basierten Impfstoff impfen.

Die wissenschaftliche Datenlage zeige, dass eine Covid-19-Erkrankung in der Schwangerschaft eine ernsthafte Gefahr für Mutter und Kind darstellen kann, heißt es in der Stellungnahme. Im Vergleich zu Nicht-Schwangeren würde ein Ausbruch der Krankheit sechsmal häufiger eine intensivmedizinische Betreuung nötig machen. Eine Beatmung ist 23-mal häufiger notwendig als bei einer nicht schwangeren Vergleichsgruppe.

Impfung würde auch das Neugeborene schützen

Die Risiken einer Impfung für Mutter und Kind sind nach Ansicht der Experten gering. Nachbeobachtungen aus den USA an über 4700 geimpften Schwangeren hätten keinen Hinweise für vermehrte Komplikationen, wie Frühgeburt oder Fehlbildungen, gezeigt. Das Frühgeburtsrisiko bei Schwangeren, die positiv auf Covid-19 getestet wurden, liege dagegen bis zu 80 % höher als bei gesunden Schwan­geren.

Eine Impfung in der Schwangerschaft würde auch das Neugeborene schützen. Denn die mütterlichen Antikörper können einen ­Infektionsschutz beim Säugling bewirken. „Da nachgewiesen ist, dass durch die Impfung gebildete Antikörper über die Muttermilch transportiert werden, sind gestillte Neugeborene durch eine Nestimmunität geschützt, erklärt Prof. Dr. Ekkehard Schleußer, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für perinatale Medizin.

Stiko hält die Datenlage für unzureichend

Aus Sicht von Prof. Dr. Thomas Mertens, Vorsitzender der Stiko, ist die Datenlage unzureichend für eine Empfehlung der Corona-Impfung für Schwangere, meldet das „Deutsche Ärzteblatt“. Es gäbe keine abgeschlossene Studie zu dem Thema. Dennoch sieht die Stiko für Schwangere im Einzelfall die Möglichkeit vor, sich impfen zu lassen – im Sinne einer freien Entscheidung der Betroffenen. Denn auch Schwangere können einer Risikogruppe angehören.

Impfung auch auf Wunsch schwer zu bekommen

Praktisch ist es für eine schwangere Frau derzeit jedoch äußerst schwierig, eine Corona-Impfung zu bekommen. Klare Regelungen dazu gibt es nicht, sagte Janine Zöllkau, Geburtsmedizinerin und Mitautorin der Stellungnahme, gegenüber „Zeit online“.

Als bisher einziges Bundesland weicht Sachsen jetzt von der Empfehlung der Stiko ab. Die Sächsische Impfkommission hat beschlossen, die Covid-19-Impfung für Schwangere zu empfehlen. Westfalen-Lippe hat dagegen keine eigene Impfkommission. Die Frauenärzte hier sind damit an die Vorgaben der Stiko gebunden, erklärt Dr. Rolf Englisch, Vorsitzender vom Landesverbands Westfalen-Lippe des Berufsverbands der Frauenärzte. Er würde gerne Schwangeren die Impfung anbieten. Solange es jedoch keine Empfehlung vonseiten der Stiko gebe, seien den Gynäkologen schon aus haftungsrechtlichen Gründen die Hände gebunden.

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