Beratungsangebot der Landwirtschaftskammer NRW

Damit es weiter geht

Bei Hofübergabe bewegt sich nichts, die Geschwister mischen sich ein, die Familie ist arbeitsmäßig überlastet: Um Bewegung in verfahrene Lebenssituationen zu bringen, hilft die Landwirtschaftskammer.

In mancher Bauernfamilie scheint ein Streit ausweglos oder wirtschaftliche Schwierigkeiten verlangen schwere Entscheidungen. Um Familien in solchen Lebenssituationen zu begleiten, hat die Landwirtschaftskammer NRW seit einiger Zeit ein spezielles Beratungsangebot, die landwirtschaftliche Mediation. Worum geht es genau?

Lütkenhaus: Wenn wir Mediatoren um Hilfe gebeten werden, ist das Gesprächsklima in der Familie oft festgefahren oder die Betriebsentwicklung stockt. Wir wollen helfen, dass die Kommunikation wieder in Schwung kommt und bestimmte Anliegen oder Konflikte geklärt werden. Es gilt, gemeinsame Ziele zu entwickeln und darüber ins Handeln zu kommen.

Mit welchen Anliegen melden sich Bauern und Bäuerinnen?

Fahlbusch: Oft ist es die Hofübergabe, die Beratung von außen erfordert. Es können auch finanzielle Schwierigkeiten sein, die zu größeren Einschnitten führen, oder Streit mit den weichenden Erben. nWas ist der Vorteil Ihres ­Angebots?

Lütkenhaus: Wir Mediatoren kennen durch unsere langjährige Berufs­erfahrung das Leben auf den Höfen mit all den Vor- und Nachteilen. Wir wissen, dass manchmal Betriebliches und Privates erdrückend eng verflochten ist und der Abstand fehlt. Auch die Rollen­strukturen in der Familie haben wir im Blick. Wir können mitfühlen, wenn ein Hof mit langer Tradition verpachtet wird.

Lesen Sie unsere Beispiele!

Konflikte in Bauernfamilien: Wie Mediation helfen kann

von Bettina Pröbsting

Finanzielle Schwierigkeiten, zuviel Arbeit, Senioren, die der jungen Generation nicht genug zutrauen: Die Mediation der Landwirtschaftskammer kann helfen und beraten.

Wie läuft die Beratung ab?

Fahlbusch: Zunächst sammeln wir mit allen Beteiligten die Themen, die drücken. Oft werden diese das erste Mal besprochen, ohne dass sofort ein Streit ausbricht. Im Anschluss bekommt jeder die Möglichkeit, seine Sichtweise und Interessen darzulegen, während die anderen zuhören.

Dann sammeln wir Punkte, die besprochen werden sollen, schreiben sie auf und be­arbeiten sie in den nächsten zwei bis vier Sitzungen. Meistens geben wir auch noch "Hausaufgaben" mit, über die bis zum nächsten Treffen nachgedacht werden soll, etwa wie die Wohnsituation auf dem Hof aussehen kann oder wie viel Altenteilsleistungen realistisch sind.

Lütkenhaus: Unsere Aufgabe in der Mediation ist es, das Gespräch zu moderieren. Wir stellen Fragen oder fordern auf, die Perspektive zu wechseln etwa: Seit wann verstehen wir uns nicht mehr? Was ist unser Ziel für die Zukunft? Wie würden ich mich als 25-jähriger Hofnachfolger fühlen?
Dann beginnt die gemeinsame Suche nach Wegen und Lösungen, die für die Familie passen. Dabei ist die enge Vernetzung mit der Fachberatung der Landwirtschaftskammer praktisch, denn es gilt häufig, komplexe Fragestellungen zu klären.
Zum Schluss treffen wir schriftlich Vereinbarungen für die Zukunft. Ziel ist es, die Situation in der Familie zu entspannen, Verständnis füreinander zu entwickeln und alle entscheidungsfähig zu machen. Meistens ist der Satz Handlungsauslöser: "Wir wollen, dass es weiter geht."

Warum dauert es, bis Familien sich Unterstützung holen?

Fahlbusch: Vermutlich werden Konflikte oft als persönliches Versagen wahrgenommen und lösen unangenehme Gefühle aus, die jeder gerne vermeidet. Dabei ist die Leidensfähigkeit meist hoch. Viele kennen keinen konstruktiven Umgang mit Meinungsverschiedenheiten und haben Angst, dass es noch schlimmer wird, wenn diese angesprochen werden. Dabei bieten Konflikte auch Positives und zeigen Veränderungsbedarf an.

Welche Kosten kommen auf die Familien zu?

Lütkenhaus: Es gelten die üblichen Gebührensätze der Landwirtschafts­kammer und wir prüfen, ob eine Teilförderung etwa durch die landwirtschaftliche Sozialversicherung möglich ist.

Hier gibt es Hilfe:

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