Preisfindung Mais

Käufermarkt für Silomais

Gutes Wetter für den Mais: Die Bestände sehen vielerorts zufriedenstellend aus. Was sollten Käufer und Verkäufer bei der Preisfindung von Silomais beachten?

Silomais profitiert wie kaum eine andere Kulturpflanze von der feuchtwarmen Witterung der vergangenen Wochen. Doch was sich positiv auf das Wachstum auswirkt, könnte gleichzeitig zu erhöhtem Druck auf die Preise führen.

Mehr Mais im Angebot

Vorläufige Schätzungen gehen für NRW in diesem Jahr von insgesamt etwa 269  600 ha Anbaufläche für Mais als Hauptfrucht aus. Dies entspricht einem Rückgang von 6,2 % gegenüber dem Vorjahr. Auf den Silomais entfallen etwa drei Viertel der Anbaufläche, wobei der Rückgang auf Jahressicht hier nur 2,1 % beträgt. Die Nachteile einer verspäteten Aussaat konnten oftmals durch eine gute Jugendentwicklung wettgemacht werden, ­sodass trotz individueller Unterschiede insgesamt mit mindestens durchschnittlichen Erträgen und dadurch mit einem höheren Angebot als im Vorjahr gerechnet werden darf. Doch es gibt weitere Faktoren, die auf den Preis drücken.

Die Maisbestände sehen vielerorts zufriedenstellend aus. (Bildquelle: Osthues)

Hier kommt der Weizen ins Spiel. Er zieht beim Preis für Silomais die Grenze, weil er sowohl in der Fütterung als auch in der Fruchtfolge konkurrieren kann. Zu Redaktionsschluss lag der Weizenpreis ­etwa 10 € unter Vorjahresniveau. Gleichzeitig ist die weitere Entwicklung nicht absehbar, da die Ernte aufgrund von wochenlangem Schauerwetter ins Stocken geraten ist und schon jetzt Totalausfälle vorprogrammiert sind. Vielfach dürfte geplanter Brotweizen bestenfalls in der Futterschiene landen. Und das Warten auf den Weltmarkt ist auch keine Lösung, da die Entscheidung, ob Silomais ab Feld zu- oder verkauft werden soll, jetzt ansteht.

Wie läuft die Preisfindung?

  • Der Verkäufer möchte mindestens die Anbaukosten decken, darüber hinaus interessiert ihn die beste Verwertung: Kann er den Mais als Silomais verkaufen oder alternativ besser als Körnermais ernten?
  • Der Käufer möchte wissen, ob sich der Zukauf von Mais überhaupt rechnet – und wenn ja, wie viel er maximal bezahlen darf.

Der Preiskorridor für Silomais wird somit von dessen Erzeugungs- und Substitutionswert eingegrenzt.

Werte für die Orientierung

Die folgenden Berechnungen dienen der Orientierung, sie stellen weder eine Marktanalyse noch ­eine Preisvorgabe dar. Die Zahlen dienen lediglich der Illustration, auf jedem Einzelbetrieb sieht die Kalkulation anders aus. Große Unterschiede bestehen zum Beispiel bei den Düngungskosten, den Kosten für die Arbeitserledigung und den Flächenkosten.

Es wird auch kein Bezug auf die absolute Verwertung genommen, also auf die Frage, ob bei derzeitigen Milch- oder Rindfleischpreisen die Zahlung entsprechender Preise sinnvoll ist. Der Weizenpreis als ­Substitutionswert setzt hier die Eckpunkte. Wann die Grenze eines positiven oder negativen Deckungsbeitrages erreicht wird, muss einzelbetrieblich ermittelt werden.

Wichtiger Hinweis: Im Folgenden werden aus Gründen der besseren Vergleichbarkeit alle Werte netto dargestellt. Um den Bruttopreis zu erhalten, müssen Pauschalierer 9 % und Regelbesteuerer 7 % Mehrwertsteuer beim Verkauf hinzurechnen.

Mindestens Kosten decken

Aus Sicht des Verkäufers sollte der für Silomais zu erzielende Preis alle beim Anbau angefallenen Kosten abdecken. Die Ergebnisse für fünf Ertragsstufen sind in Übersicht 1 dargestellt. Hierbei wurden die Düngungskosten auf Basis der mineralischen Ergänzung angesetzt. Somit errechnen sich je nach Standort (500 bzw. 800 €/ha Pachtansatz) notwendige Mindesterlöse für den Silomaisverkauf ab Feld von 1475 bis 1935 €/ha.

Der Verkäufer hat außerdem die Möglichkeit, den Aufwuchs als Körnermais zu ernten und zu verkaufen. Abhängig von der Ertragsstufe müssten bei gleichen Kostenansätzen Nettoerlöse zwischen 24,80 und 36,88 €/dt Körnermais erzielt werden, um in wirtschaftlicher Hinsicht mit dem Silomaisverkauf gleichzuziehen (Übersicht 2).

So rechnet der Käufer

Aus Sicht des Käufers stellt sich die Frage: Lohnt sich der Zukauf von Mais oder können die notwendigen Zukaufmengen besser durch andere Futtermittel ersetzt werden? So könnte beispielsweise statt Silomais mehr Getreide in Verbindung mit Stroh oder Trockenschnitzel eingesetzt werden. Werden zum Beispiel 10 kg Silomais aus der Tagesration einer Milchkuh mit 25 kg Tagesleistung durch 2,05 kg zusätzlichen Weizen und 1,55 kg Stroh ersetzt, fallen für Weizen und Stroh je Kuh täglich 58 Cent Kosten an. Dies entspricht einem Vergleichspreis für Silomais frei Trog von 5,80 €/dt. Um auf die Verrechnungsgröße „ab Feld“ zurückzurechnen, müssen von diesem Wert die Kosten für Ernte, Lagerung und Verluste abgezogen werden.

Analog verfährt man in der Bullenmast. Werden hier 10 kg Silomais durch Weizen, Futterstroh, Trockenschnitzel und einer leichten Reduktion von Sojaschrot substituiert, errechnet sich auf Grundlage der aktuellen Marktpreise ein Vergleichspreis in gleicher Höhe. Es ergeben sich somit je nach Ertragsstufe rein rechnerisch Preisobergrenzen für Silomais ab Feld zwischen 3,67 und 4,02 €/dt, wenn es um den Vergleich mit Weizen in der Fütterung geht (Übersicht 3).

Bei der Preiskalkulation wurde an der bewährten Systematik der Vorjahre festgehalten. Aufgrund des niedrigeren Weizenpreises und einer gegenüber dem Vorjahr größeren Erntemenge ist rein rechnerisch von deutlich rückläufigen Preisen für Silomais auszugehen. Eine Unsicherheit besteht im weiteren Witterungsverlauf und den Erntebedingungen.

Silomais wiegen

Käufer und Verkäufer sind auf der sicheren Seite, wenn der Silomais gewogen und auf Nährstoff- sowie Trockensubstanzgehalt untersucht wird. Die Zusammenstellung von Futterrationen für die Tiere wird durch eine entsprechende Analyse erheblich erleichtert und die Preisfindung wird auf eine sichere Basis gestellt.

Weitere Aspekte wie Futterrationen, Vorfruchteffekte, Arbeitsspitzenentzerrung, Risikosplitting, Mechanisierungsform oder Nährstoffrückführung sind zusätzlich zu berücksichtigen. Letztlich gilt: Käufer und Verkäufer müssen anhand der individuellen Gegebenheiten ihren Verhandlungsspielraum ausloten und auch im nächsten Jahr einen Weg zueinander finden.

Langfristig anders kalkulieren
Die im Beitrag angestellten Überlegungen beziehen sich auf Silomais, der in der Ernte zum Verkauf steht. Wer langfristig Silomais anbauen und anbieten möchte, muss anders kalkulieren. Dabei kommt es darauf an, dass mit dem Silomaisverkauf nicht nur die eigenen Erzeugungskosten, sondern auch der Überschuss der durch den Silomais in der Fruchtfolge verdrängten Kultur gedeckt wird. Vereinfacht gesagt: Die Kulturen treten in Konkurrenz zueinander.


Das hat zur Folge, dass der Silomais in einem klassischen Weizenanbaugebiet mit höheren Nutzungskosten zu kämpfen hat als ein Silomais, der in für Mais prädestinierten Niederungslagen vermarktet werden soll. In Übersicht 4 ist am Beispiel des Stoppelweizens dargestellt, welchen Preis ein Landwirt für Silomais mindestens erzielen muss, um die Konkurrenzfrucht verdrängen zu können.

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