Strukturwandel

Immer weniger Rinderhalter in NRW

Im Herbst 2022 stabilisierten sich die Rinderbestände in NRW. Doch nun gibt es ein neues Rekordtief mit 1,26 Mio. Tieren.

Gab es im vergangenen Jahr noch leicht mehr Rinder in Nordrhein-Westfalen, sank die Zahl in diesem Frühjahr auf ein Tief von 1,26 Mio. Tieren. Seit November stiegen 283 Rinderhalter aus, darunter 135 Milchviehhalter. Die durchschnittliche Bestandsgröße legte auf 81 Kühe zu.

Vom Landesbetrieb Information und Technik erfolgte zum Stichtag 3. Mai 2023 eine Auswertung der HIT-Rinderdatenbank. Dabei handelte es sich um eine Totalerhebung aller Betriebsstätten und Tierzahlen.

Herbst: Strohfeuer

Im November 2022 ermittelten die Statistiker erstmals seit 2016 wieder eine Stabilisierung des Rinderbestands. Dagegen nahm dieser im letzten Halbjahr stark ab. Das führt zu einem Minus von rund 10 % in den letzten fünf Jahren. Seit Beginn der Datenbankerhebung 2008 nahm die Rinderanzahl je Betrieb bis November 2017 jährlich zu, ab 2018 sank sie. Besonders auffällig ist der seit November 2022 errechnete Ausstieg von 283 Rinderhaltern. Im Vergleich dazu gaben seit Mai 2008 halbjährlich im Schnitt 224 Halter auf.

Rinder im Nebenerwerb

Fast 60 % der Rinderhalter in NRW versorgen jeweils weniger als 50 Rinder, vorwiegend im Nebenerwerb. Das sind 9200 Betriebe, die rund 146 130 Rinder halten. Darunter sind etwa 19 % Milchviehbetriebe mit 20 bis 49 Tiere.

Insgesamt werden im Landesteil Westfalen-Lippe etwas mehr als zwei Drittel aller Rinder in NRW versorgt. Im Segment mit weniger als 50 Rindern ist der westfälische Rinderanteil mit rund 73 % noch etwas höher.

Der Schwerpunkt in der Rindermast fokussiert sich auf die Kreise Steinfurt mit rund 38 150 Tieren, Borken mit rund 33 560 Tieren, Warendorf mit 18 760 Tieren und Coesfeld mit 13 120 Tieren. Denn im Regierungsbezirk Münster werden 60 % der NRW-Mastrinder, die älter als ein Jahr sind, gehalten. Das übersteigt den Bestand im Rheinland um mehr als das Vierfache.

Viele Kühe pro Halter

Im vergangenen Halbjahr hörten 135 Milchviehhalter auf. Dabei hatte sich der Ausstieg aus der Milchproduktion von Mai bis November 2022 deutlich verlangsamt. Dividiert man die Zahl der Kühe durch die verbleibenden Betriebe, setzt sich das Wachstum der einzelbetrieblichen Bestände fort. In Herden mit 100 und mehr Kühen stehen mittlerweile rund 250 900 Milchkühe und somit zwei Drittel des NRW-Bestandes.

In diesen größeren Betrieben melken 1417 spezialisierte Milcherzeuger, unter ihnen 350 Höfe mit 200 und mehr Milchkühen. Der Kreis Kleve dominiert in dieser Größenklasse mit 75 Betrieben. Weitere Höfe in der Größenordnung finden sich in den Kreisen Borken (32 Betriebe), Wesel (31 Betriebe) und Viersen (23 Betriebe).

In diesen vier Regionen werden 35 % aller Milchkühe in NRW gehalten. In NRW stehen rund 54 % der Milchkühe in Westfalen-Lippe. Die Herdenstruktur mit durchschnittlich 72 Kühe je Betrieb ist in NRW kleiner als im Rheinland mit durchschnittlich 95 Kühe je Betrieb.

Bayern bleibt Kuhhochburg

In Deutschland gab es bei der letzten Frühjahrszählung noch 10,94 Mio. Rinder. Die meisten Kühe mit 1,07 Mio. Tiere und Milchviehhalter mit 23 746 Betrieben wurden in Bayern ermittelt. Mit einem Durchschnittsbestand von 45 Kühen je Halter sind dort die kleinsten Herden zu finden.

Schleswig-Holstein hat im Vergleich der westdeutschen Bundesländer mit durchschnittlich 108 Kühen die Nase vorn, gefolgt von Niedersachsen mit durchschnittlich 104 Kühe. NRW liegt mit dem dritten Platz über dem Schnitt der westdeutschen Länder, der 65 Kühe je Betrieb umfasst.

Der Schnitt in der Milchviehhaltung ist mit 197 Kühen in den ostdeutschen Ländern deutlich höher. Allen voran Mecklenburg-Vorpommern mit 240 Kühen je Betrieb. Die meisten ostdeutschen Milchkühe stehen in Sachsen. Hier werden 167 979 Tiere gehalten.

Im Vergleich zur Herbstzählung nahm die Zahl der Rinder bundesweit um 1,5 % und die der Kühe um 1,1 % ab. Daran gemessen waren die Abnahmeraten in NRW bei den Rindern mit -1 % niedriger, während sich die Zahl der Kühe mit -1,2 % in vergleichbarem Umfang verminderte (Tabelle).

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Viehzählung

Rinderbestand stabilisiert sich in NRW

von Jürgen Boerman, Ute Bodin, LWK NRW

Entgegen des Trends: In der zweiten Jahreshälfte 2022 gab es wieder mehr Rinder in Nordrhein-Westfalen. Die Zahl der Milchviehbetriebe sinkt allerdings weiter.

Zum 31. März legt die Unternehmensgruppe Tönnies den Rinder-Standort in Legden still. Die Rinderschlachtungen sollen dann in Badbergen stattfinden.