Autogener Impfstoff

BTV-3: Rinder impfen?

Im Juli könnten sich die ersten Rinder mit der Blauzungenkrankheit infizieren. Nun ist für NRW ein autogener Impfstoff zugelassen.

Dr. Holsteg, rechnen Sie in diesem Jahr erneut mit Ausbrüchen der Blauzungenkrankheit des Serotypen 3 (BTV-3) in Deutschland?

Ja, ich rechne im Juli mit den ersten Fällen von BTV-3. Die Ausbreitung des Blauzungenvirus erfolgt über Gnitzen. Diese Stechinsekten benötigen warme Temperaturen, um sich rasant zu vermehren. Die ersten Fälle werden wieder in der Nähe zur niederländischen Grenze auftreten und sich dann nach ­Osten ausbreiten.

Dr. Mark Holsteg, Tiergesundheitsdienst LWK NRW (Bildquelle: Holsteg)

Welche Schäden kann eine Infektion mit BTV-3 bei Rindern verursachen?

Die Auswirkungen bei erwachsenen Rindern sind hauptsächlich Fieber, Leistungsabfall und Reproduktionsstörungen wie Aborte, Fruchtresorption und die Geburt lebensschwacher Kälber. Seltener treten Lahmheiten und starke Allgemein­erkrankungen bis zum Festliegen auf.

Auf dem Markt ist jetzt ein autogener Impfstoff. Welcher Landwirt sollte ­seine Tiere impfen?

Es gibt keine gesetzliche Impfpflicht. Aber bei den Rindern sollten alle Tiere, die im Sommer bzw. Herbst trächtig sind, vor BTV-3 ­geschützt werden. Das bedeutet, Landwirte sollten auch Jungtiere vor der ersten Besamung impfen. Bei Milchkühen sind ebenfalls Schäden durch Fruchtbarkeits­störungen zu erwarten.

Was genau ist ein autogener Impfstoff?

Autogene Impfstoffe werden auch als bestandsspezifische Impfstoffe bezeichnet. In der Regel wird mit Erregern aus einem Bestand individuell ein Impfstoff her­gestellt. Bei BTV-3 hat das Landwirtschaftsministerium in Düsseldorf diese Regel angepasst und gesamt NRW als gefährdeten Bestand definiert. Das Impfvirus stammt aus einem Schaf in Kleve.

Was ist beim Einsatz einer solchen Vakzine zu beachten?

Bestandsspezifische Impfstoffe müssen in jedem Bestand an einigen Tieren vorgetestet werden, um unerwartete Nebenwirkungen zu erkennen. Erst wenn diese biologische Vorprobe gut verlaufen ist, sollte der gesamte Bestand ­geimpft werden. Der Hersteller übernimmt keine Haftung für ­unerwartete Nebenwirkungen.

Mit dem jetzt anlaufenden Einsatz der bestandspezifischen Impfung wird die Erfahrung zur Verträglichkeit schnell steigen und eine Bewertung möglicher Nebenwirkungen leichter.

Welche Nebenwirkungen sind zu ­erwarten?

Grundsätzlich erwarte ich geringe Nebenwirkungen, eventuell Fieber oder Schwellung der Injektionsstelle. In Einzelfällen kann es zu Leistungsabfall, in seltenen Fällen bei hohem Fieber auch zu Aborten kommen. Aktuell haben wir schon erste Erfahrungen bei Rindern und Schafen mit der autogenen Vak­zine, und die Verträglichkeit der ersten Impfung ist bisher gut.

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