"Bei uns werden dieses Jahr mehr als 100 Jungschwalben ausfliegen“, ist sich Wilfried Ahlmann aus Billerbeck, Kreis Coesfeld, sicher. Der Rentner hatte sich aufgrund unseres Aufrufes zum Thema Schwalben in Wochenblatt-Folge 22 telefonisch in der Redaktion gemeldet und von seinen mehrjährigen Erfahrungen mit Rauchschwalben berichtet. Seiner Aufforderung „Kommen Sie mich doch besuchen“, sind wir gerne gefolgt.
Westfälische Pferdezüchter kennen Ahlmann aus seiner Tätigkeit beim Pferdestammbuch. Denn dort war er über viele Jahre als Brennmeister tätig. Privat hat er selbst seit 15 Jahren einen Stall auf dem Nachbarhof gepachtet. In dem ehemaligen Schweinestall hält er Ponys – und viele Rauchschwalben. „Vor 15 Jahren war es nur ein Schwalbenpärchen, das im Stall nistete“, schildert Ahlmann. Doch die „gute Wohnlage“ muss sich unter den Rauchschwalben herumgesprochen haben, denn es wurden immer mehr. In diesem Jahr sind acht Nester besetzt. „Zwei Zuchten sind bereits ausgeflogen. Vier Pärchen versorgen aktuell die dritte But“, freut sich der Rentner.
Der Stall ist ideal für die Vögel. Holzbalken und -decke in etwa 3 m Höhe bieten den Rauchschwalben viele Möglichkeiten, um ihre Nester zu bauen. Alle Stallfenster stehen auf kippe, sodass die Vögel ständig rein- und rausfliegen können. Ebenso verhält es sich mit der zweigeteilten Tür zur Mistplatte, die Ahlmann nur bei Extremwetter schließt. Auf der Platte steht eine alte Krippe, die er als Tränke für die Vögel ständig mit Wasser befüllt. Der Misthaufen bedeutet viele Fliege bzw. Insekten, die den Schwalben als Nahrung dienen.
Um die Rauchschwalben zu unterstützen, hat Ahlmann zudem zwei Kunstnester an den Deckenbalken im Stall befestigt; beide wurden angenommen. „Ich will daher noch drei bis vier weitere Nisthilfen kaufen und aufhängen“, hat sich der Schwalbenfreund vorgenommen. Er erfreut sich unter anderem an dem munteren Gezwitscher der Vögel, das in diesem Jahr bereits Anfang April auf dem Hof erklang. Die ersten beiden Rauschwalben waren da schon in ihr Brutgebiet in Billerbeck zurückgekehrt. „Insbesondere morgens zwischen 6 und 7 Uhr erklingt hier ein wahres Schwalben-Konzert“, freut sich Ahlmann.
Das schrieben unsere Leserinnen und Leser
Wir haben einen landwirtschaftlichen Betrieb in der Warburger Börde. Unser Rauchschwalben-Pärchen hat sich nach Aufgabe der Viehwirtschaft schon vor mehreren Jahren einen neuen Stall gesucht. An unserem Stall nisten außen Mehlschwalben, zeitweise waren sechs bis acht Nester belegt. Nachdem es im vergangenen Jahr nur noch drei Paare waren, sind in diesem Jahr die Schwalben gar nicht mehr zurückgekommen. Möglichkeiten, Nistmaterial zu finden, gibt es rundherum. Wir sind sehr enttäuschend über diese Entwicklung und hoffen, dass vielleicht im nächsten Jahr wieder ein Schwalbenpaar den Weg zu uns findet.
Christine Lemper-Besse, Warburg-Dössel/Kreis Höxter
Das Thema Schwalben-Schwund beschäftigt mich sehr. Bei Bezug unseres Resthofes im Dortmunder Süden vor sechs Jahren gab es noch keine Schwalben. Mit Einzug der Pferde kamen die Rauchschwalben. Wir hatten die beiden folgenden Jahre drei Pärchen. 2021 und 2022 waren es nur noch zwei Pärchen und dieses Jahr kam erst Anfang Juni ein Pärchen, das gebrütet hat. Allerdings ist die gesamte Brut nach zwei Tagen aus dem Nest geworfen worden. Das Nest ist heile; die Jungvögel lagen tot unten. Wild schimpfend sind die Schwalben davon. Jetzt sitzt nur noch eine einzelne Schwalbe im Stall. Alles sehr, sehr traurig. Am und um den Hof ist keine Veränderung erfolgt.
Christine Ossa, Dortmund
Ich wohne auf dem Land in Wittener Stadtteil Herbede-Bommerholz und habe Boxen für Pferde. Wir hatten immer Rauchschwalben. Seit etwa drei Jahren gibt es in unserer Gegend jedoch keine Schwalben mehr. Ich bin deswegen sehr traurig, denn Schwalben haben mich mein ganzes Leben lang begleitet – schon als Kind und jetzt bin ich schon über 80 Jahre alt.
Edelgard Eversberg, Witten/Ennepe-Ruhr-Kreis
Ich wohne seit fast 15 Jahren in einer Mehrfamilienhaus am Rand von Dortmund. Als ich hier eingezogen bin, haben Mehlschwalben vorne und hinten am Haus ihre Nester gebaut. In den vergangenen Jahren sind es immer weniger geworden – nur noch ein Paar vorne am Haus. In diesem Jahr haben zwei bis drei Pärchen angefangen, Nester zu bauen, haben dann aber – aus welchem Grund auch immer – mit dem Bauen aufgehört. Es sind während des Bauens auch Löcher unten am Nest entstanden. Ich habe das Gefühl gehabt, dass die Schwalben Ende Mai nicht genug Schlamm gefunden haben. Leider haben die Mehlschwalben es letztlich nicht geschafft, ein Nest fertigzustellen. Ich persönlich wünsche mir die kleinen Flugakrobaten am Haus wieder.
Lisa Hein, Dortmund-Kurl
Wir bewirtschaften einen Betrieb mit Milchvieh, Nachzucht und Bullenmast. Die Stallgebäude sind alle älter. Was aus Tierschutz und QS/QM weit vom Optimum entfernt ist, ist für die Schwalben die Lebensgrundlage. Seit vielen Jahren kommen Anfang April die ersten zwei bis drei Schwalben. 14 Tage später gesellen sich weitere 10–15 Paare dazu. Im vergangenen Jahr sind mehr als 120 Jungschwalben ausgeflogen, aber auch viele Lebensschwache aus dem Nest geworfen worden. Unser Fazit: Die Schwalben werden nur dort sein, wo Tierhaltung (vornehmlich Rindvieh in älteren Ställen) betrieben wird.
Familie Brömmel, Raesfeld/Kreis Borken
Weitere Beobachtungen aus unserer Leserschaft zu den Schwalben lesen Sie hier:
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