Schweinehaltung

Löst Klimalabeling Tierwohl ab?

Natürlich bleibt das Wohlergehen von Schweinen wichtig. Doch in der Kommunikation mit Verbrauchern könnte die Klimabilanz bald mehr punkten. So oder so sind betriebsindividuelle Konzepte gefragt.

Der deutsche Sauenbestand hat sich in den vergangenen 20 Jahren halbiert. Die Schweineproduktion ist international kaum mehr konkurrenzfähig. Trotz allem blickt der Erzeugerring Westfalen optimistisch in die Zukunft. „Schweinehalter sind Unternehmer“, stellte Geschäftsführer Georg Freisfeld vergangene Woche auf der Generalversammlung in Davensberg fest. „Sie müssen jetzt aktiv werden und sich mit Genehmigungsbehörden auseinandersetzen.“ Nicht jeder könne einen Strohstall bauen. Gemeinsam mit geschulten Beratern ließen sich aber individuelle und nachhaltige Betriebskonzepte finden.

Markt immer volatiler

Hoffnung vermittelte auch Dr. Dirk Köckler, Vorstandsvorsitzender der Agravis, mit seinem Ausblick auf den Futtermarkt. So liefen die Exporte aus der Ukraine bisher deutlich besser als nach Kriegsbeginn erwartet. In den USA werde zwar eine schlechte Weizenernte erwartet, in Europa sei je nach Wetter aber ein Produktionszuwachs möglich. Die Versorgung mit Sojabohnen dürfte laut Schätzung des US-Landwirtschaftsministeriums im kommenden Wirtschaftsjahr um 17 Mio. t ansteigen.

Zur Wahrheit gehört laut Köckler allerdings auch, dass die Erntemengen eine immer kleinere Rolle für den Markt spielen werden. Das Wetter und politische Entscheidungen rücken in den Vordergrund. Langzeitkontrakte seien immer schwieriger abzuschließen.

CO2-Label fürs Schwein

Die Differenz zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreis betrug für Schweinefleisch Anfang des Jahres rund 5,60 € – trotz immer größerer Tierwohlbestrebungen.
Könnte ein Klimalabel mehr Wirkung erzeugen? Laut Agravis schon. „Unser Mischfutter besteht fast zur Hälfte aus Nebenprodukten“, verdeutlichte Köckler. Ihren Sojaverbrauch habe die Genossenschaft in den vergangenen zehn Jahren um 40 % gesenkt. Alternativ kommen mehr Getreide, Rapsschrot und Körnerleguminosen zum Einsatz. Die Klimabilanz ihres Futters könne die Agravis jedem Landwirt bescheinigen.

Über den Erzeugerring

  • Als neue Beraterin für den Erzeugerring Westfalen wurde Hanna Bettermann vorgestellt. Die 24-Jährige ist gelernte und studierte Landwirtin. Sie betreut Betriebe in den Regionen Hamm und Soest.
  • Zum Jahresende 2022 hatte der Erzeugerring 907 Mitglieder. Das waren 24 weniger als im Vorjahr.
  • Aus dem Vorstand schied Werner Lödige nach 30 Jahren auf eigenen Wunsch aus.
  • In ihrem Amt als Aufsichtsrat bestätigt wurden Markus Lehmenkühler, Heinrich Lohmann, Theresa Ungru und Benedikt Hansmeyer.
  • Neu in den Aufsichtsrat wählte die Versammlung Philipp Gersmann, Christian Möllmann und Alexander Kleuter.

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