Im Mastbereich der Firma Illucens türmen sich links und rechts insgesamt 4200 waagerechte Schächte auf – bis knapp unter die Decke der 7,50 m hohen Halle. Das Bild erinnert an ein modernes Hochregallager mit unzähligen Schubladen. Nur die DIN-A5-Blatt-großen Fronten der Schächte sind sichtbar. Jeder Schacht ist bis auf zwei kleine runde Öffnungen geschlossen. Die Larven sind nicht zu sehen.
Alles läuft vollautomatisch. Im Mittelgang bewegt sich der Roboter auf Schienen. Er kann jede Öffnung millimetergenau ansteuern. Vor Mastbeginn bestückt er jeden Schacht einmalig mit einem flüssigen Futterbrei. Im zweiten Schritt setzt er die Junglarven darauf ab. Am Ende leben und fressen in jedem Schacht rund 140.000 Individuen.
Fußbodenheizung für die Larven
Die Larven brauchen kein Licht und fühlen sich bei 28 °C wohl. Daher verfügt jeder Schacht über eine Fußbodenheizung. Das System ist zwangsbelüftet und mit Abluftwäscher ausgestattet.
Nach einer Mastdauer von nur zehn Tagen werden die Larven geerntet. Zunächst werden sie mit Wasser aus ihren Schächten gespült. Über eine Rohrleitung gelangt die pumpfähige Masse zu den nächsten Stationen. Mittels Sieben werden die fetten Larven von Kot, Futter- und Häutungsresten getrennt. Dann landen sie in einem Becken mit 70 °C heißem Wasser, wo sie deaktiviert werden. Anschließend geht es in die Trocknung. Die getrockneten Larven kommen in eine Presse. Übrig bleiben Insektenöl und das proteinreiche Insektenmehl.
„Kein Schweinefutter!“
Seit 2021 darf Insektenprotein wieder an Hühner und Schweine verfüttert werden. Das Spektrum der essenziellen Aminosäuren von Insekten passt gut zu ihrem Bedarf. Doch gleich zu Beginn unseres Gesprächs stellt Insektenmäster Dirk Wessendorf klar:
Der Bauingenieur sieht die Schwarze Soldatenfliege vielmehr als weiteres Nutztier auf einer Stufe mit Rind, Schwein und Geflügel. Vorteil der Schwarzen Soldatenfliege (BSF): Sie braucht deutlich weniger Futter, Wasser und Fläche. Das spart Kosten. Auch Tierarztbesuche, Medikamente und Impfungen sind überflüssig, prognostiziert Wessendorf. Im adulten Stadium, also als Fliege, lebt die BSF nur wenige Tage und nimmt keine Nahrung mehr zu sich. Einziger Daseinszweck sind Fortpflanzung und Eiablage.
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