Corona-Pandemie

Molkereien müssen flexibel reagieren

Milchprodukte sind zwar im Lebensmitteleinzelhandel gefragt, die Nachfrage von Großverbrauchern ist aber eingebrochen.

Die private Nachfrage nach Milch und Milchprodukten wie Butter, Sahne oder Käse ist im Zuge der Corona-Krise gestiegen. Davon profitiert der Lebensmitteleinzelhandel (LEH). Im Gegenzug ist die Nachfrage von Großverbrauchern wie Kantinen und Gastronomie fast vollständig zum Erliegen gekommen.

Kein Verständnis für Preisrücknahmen von Seiten des LEH

„Die Molkereien reagieren auf diese Veränderungen und setzen alles daran, die Regale in den Geschäften kontinuierlich aufzufüllen“, sagt Jan Heusmann, Vorsitzender im Milchausschuss des Landvolkes Niedersachsen. Er könne nicht nachvollziehen, dass von einzelnen Unternehmen des LEH der Ruf nach Preisrücknahmen für Milchprodukte geäußert wird. „Dafür haben die Milcherzeuger absolut kein Verständnis“, sagt er.

Molkereien müssten jetzt flexibel auf die Verschiebungen im Milchmarkt reagieren. Dazu könne bei Unternehmen, die vorrangig Großverbraucher bedienen, eine Drosselung der Verarbeitungsmengen zählen. „Diese Entscheidung muss jede Molkerei mit ihren Milcherzeugern individuell besprechen und zu Lösungen kommen, die auch die Landwirte mittragen“, schildert Heusmann. Pauschale Mengenkürzungen wurden aber bereits in der Vergangenheit kontrovers diskutiert und waren weder mehrheitsfähig noch mit dem EU-Recht vereinbar.

Molkereien in Verantwortung

Auch der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV), Hubertus Beringmeier, zieht die Molkereien zur Verantwortung: Sie sollen, wenn möglich, auf die Absatzverschiebungen reagieren. Unternehmen, die den Großverbraucherbereich beliefern, müssten ihre Warenströme entsprechend umleiten oder Rohmilch, die sie nicht verarbeiten können, an andere Molkereien verkaufen. WLV-Vizepräsident und Vorsitzender des Milchausschusses Wilhelm Brüggemeier fordert, den Druck der Coronaverwerfungen im Großverbraucher- und Exportgeschäft nicht an die Bauern weiterzugeben. Brüggemeier appelliert an betroffene Molkereien, staatliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Die kürzlich gestellte Forderung nach Eröffnung der Privaten Lagerhaltung an die EU ist aus Sicht des WLV wichtig, wenn auch ein zweischneidiges Schwert.

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