Halbjahrespressekonferenz LV Milch NRW

Milchmarkt: Halbjahresbilanz mit Corona

Die Preise für Milch pendeln sich schätzungsweise auf 30 Cent/kg ein. Insgesamt wird die Milchbranche aber gestärkt aus der Krise gehen. Das war das Fazit der Halbjahrespressekonferenz der LV Milch NRW.

Die Corona-Krise bringt Chancen und Sorgen für die Milchwirtschaft: "Positiv ist, dass regionale Ware, Hofläden, Direktvermarkter und Milchtankstellen einen Aufschwung erleben. Die Bereiche Gastronomie und Export hingegen leiden an einer Durststrecke", erklärt Hans Stöcker, Rheinischer Vorsitzender der Landesvereinigung für Milchwirtschaft NRW (LV Milch NRW), auf der Halbjahrespressekonferenz am Mittwoch.

Auch Dr. Rudolf Schmidt, Geschäftsführer der LV Milch NRW, sieht einen engen Zusammenhang zwischen den Auszahlungspreisen der Molkereien und ihrer Ausrichtung. "Kleine, spezialisierte Molkereien, die die Gastronomie beliefern, haben es schwerer als Molkereien, die breit aufgestellt sind oder Trinkmilch produzieren."

Zu der Preisentwicklung in diesem Jahr stellt Schmidt die Vermutung: "Die Milchpreise werden sich im Schnitt bei 30 Cent/kg einpendeln. Einige Molkereien werden weniger zahlen, andere können den Preis länger halten." In den beiden Vorjahren lag der durchschnittliche Auszahlungspreis bei etwa 33 Cent/kg Milch.

Mehr Milch aus NRW

Insgesamt wurden in Deutschland im Jahr 2019 etwa 32 Mio. t Milch produziert, das entspricht etwa der Menge aus 2018. Weiter stellte der Geschäftsführer die Entwicklung des Milchmarkts im ersten Halbjahr 2020 vor: "Die Milchanlieferung ist in den ersten vier Monaten gestiegen. In NRW im Vergleich zum Vorjahr sogar um 3 %. In Deutschland nur um 1,4 %." Erklären kann die Entwicklung in NRW keiner so richtig. Denn der Strukturwandel setzt sich auch in NRW weiter fort: Im ersten Halbjahr gab es noch knapp 16.000 Rinderhalter, rund 2 % weniger als im Vorjahr.

Hans Stöcker macht sich aber keine Sorgen um die gestiegene Milchmenge und lehnt einer Mengenregulierung strikt ab: "Bisher hatten wir kein Problem die Trinkmilch auf dem Markt unterzubringen. Eine Angebotssteuerung führt nicht zum Ziel!" Der Vorsitzende der LV Milch sei stolz, wie die Branche die Krise bisher gemeistert habe.

Der Absatz von Trinkmilch hat im März eine Steigerung um 20 % erlebt. "Das ist ein klarer Corona-Effekt", wertet Schmidt die Entwicklung. Bio-Trinkmilch und Weidemilch verzeichnen ebenfalls eine enorme Absatzsteigerung, wenngleich das Niveau immer noch niedrig ist. Der Anteil der Bio-Milch an der gesamten Trinkmilch entspreche etwa 11 %, der der Weidemilch rund 4 %.

Der Butterpreis scheint sich im ersten Halbjahr bei etwa 3 €/250 g zu stabilisieren. "Der Preis ist aber auch schlecht genug", kritisiert der Geschäftsführer.

Export atmet auf

"Nach weltweiten Exportschwierigkeiten durch Corona, belebt sich das Geschäft langsam wieder - besonders mit China", sagt Schmidt. Die Sorgen vor einer zweiten Welle bleiben aber als fader Beigeschmack erhalten.

Druck spürt der Geschäftsführer auch durch die gesellschaftlichen Anforderungen: "Die gesellschaftlichen Diskussionen sind oft undifferenziert. Das Geschehen um Tönnies färbt auf die ganze Branche ab." Hinzu kommen Maßnahmen auf Bundes- und EU-Ebene, wie "Farm to Fork" oder die Dünge-Verordnung.

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