Ackerbaustrategie: Schulze prescht vor
Eine eigene Ackerbaustrategie hat Bundesumweltministerin Svenja Schulze präsentiert. Sie fordert einen Wandel.
Am Donnerstag dieser Woche hat das Bundeslandwirtschaftsministerium eine Ackerbaustrategie vorgestellt:
Bereits vergangene Woche hat das Bundesumweltministerium eigene Eckpunkte für eine Ackerbaustrategie vorgelegt.
Das vor allem von Experten aus nachgeordneten Behörden des Umweltressorts, einer Hochschule und dem Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL) erarbeitete Papier nennt sowohl übergeordnete Aufgaben für Politik und Gesellschaft als auch konkrete Anforderungen zur „Umsetzung eines Ackerbaus mit Systemverständnis“. Zum Schutz von Boden, Wasser, Luft, Klima und biologischer Vielfalt sei mehr Nachhaltigkeit im Ackerbau notwendig, erklärte das Umweltministerium.
Für Ressortchefin Svenja Schulze zeigen sowohl die Initiativen zum Insektenschutz als auch die derzeitigen Bauernproteste, „dass Landwirtschaft und Umweltschutz erhebliche Wechselwirkungen haben.“ Für den Ackerbau der Zukunft brauche man einen Dialog mit allen Beteiligten. Schulze forderte erneut „einen grundlegenden Wandel in der Landwirtschaftspolitik und -förderung“. Öffentliches Geld und Politikanreize müssten stärker auf die öffentlichen Leistungen der Bauern ausgerichtet werden.
Aus für Totalherbizide
Zu den konkreten Anforderungen zählt das Bundesumweltministerium eine Weiterentwicklung der Bodenbearbeitung mit einem besonderen Augenmerk auf konservierenden Verfahren, eine vielfältige Fruchtfolgengestaltung sowie ein optimiertes Nährstoffmanagement. Nähstoffkreisläufe müssten künftig so gut es geht geschlossen, Ackerbau- und Tierhaltung gekoppelt sowie Festmistsysteme gefördert werden.
Für nicht zukunftsfähig halten die Autoren die derzeitige Intensität des Einsatzes chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel. Kurzfristig sei ein Ausstieg aus der Anwendung von Totalherbiziden durch einen Systemwechsel im Ackerbau „möglich und wichtig“, heißt es in dem Papier. Für Schutzgebiete, Gewässer- und Ackerrandstreifen, Säume und Feuchtgebiete müsse ein generelles Verbot für biodiversitätsschädigende Pflanzenschutzmittel gelten.
Leistungen honorieren
Zu den Aufgaben der Politik gehöre ein grundlegender Umbau der Agrarförderung „hin zu einer möglichst weitgehenden Förderung der Erbringung ökologischer und gesellschaftlicher Leistungen“. Das bisherige Gießkannenprinzip müsse einem „Honorierungsprinzip“ weichen.
Betont wird, dass die Landwirte ein „auskömmliches Einkommen“ benötigten. Zukünftig müsse der Preis für Lebensmittel über ihre naturverträgliche Qualität definiert werden. Erforderlich sei eine transparente Kennzeichnung nachhaltiger Produkte. Grundvoraussetzung sei ein staatlich verpflichtendes Nachhaltigkeitslabel. Der Einzelhandel müsse sein Angebot so anpassen, „dass Produkte, die dem Natur- und Klimaschutz dienen, gezielt vermarktet werden können“.