180 Mio. € Beihilfen

Verteilung der Beihilfen: Entsteht ein falscher Eindruck?

Laut Özdemir sollen die Kleinbeihilfen die Betriebe erreichen, die bei den Anpassungsbei­hilfen durch das Raster gefallen sind. Doch wo bleiben die Rinderhalter?

Auf dem Tisch liegen 180 Mio. €. Das Hilfsprogramm ist in zwei Teile gegliedert: In die Anpassungs- und Kleinbeihilfe. Mit dem Geld will der Bundes­minister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, landwirtschaftliche Betriebe unterstützen, die besonders unter den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges leiden.

Praktiker enttäuscht

Laut Özdemir sollen die Kleinbeihilfen die Betriebe erreichen, die bei den Anpassungsbei­hilfen durch das Raster gefallen sind. Doch wo bleiben die Rinderhalter?

Diese sind weder bei dem einen, noch bei dem anderen Programm erwähnt. Die Kosten für Dünger, Futter und Energiemittel sind jedoch auch bei Milchviehhaltern, Bullen- und Kälbermästern erheblich gestiegen. Kein Wunder, dass Praktiker enttäuscht sind.

Das Thünen-Institut hat in seiner Stellungnahme für das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) untersucht, welche Betriebe besonders hart unter den Folgen des Ukraine-Krieges leiden. Als Referenzpreis wählten die Wissenschaftler ein Preisniveau direkt vor Beginn des Krieges. Der Vergleichszeitraum enthält Preise vom 28. März bis zum 3. April dieses ­Jahres. Sprich: Kurz vor Ostern. Es ist völlig außer Frage, dass sich Milchviehhalter sowie Rindermäster in dieser Periode über gute Erzeugerpreise freuen konnten. Allerdings hängen diese doch mit vielen Effekten, auch unabhängig vom Kriegs­geschehen, zusammen:

  • Der deutsche Rinderbestand sinkt. Das macht die Inlandsware knapp.
  • Lockerungen der Corona-Maß­nahmen. Die Gastronomie hat wieder geöffnet.
  • Einfuhrbeschränkungen von südamerikanischen Gütern.
  • Kühlcontainer sind extrem knapp und teuer.

Insgesamt bleibt das Gefühl, dass der ausgewählte Zeitraum für die Referenzpreise für Rinderhalter ungünstig gewählt ist . Deshalb der Appell an das BMEL: Beim nächsten Hilfspaket auch die Rinderhalter beachten! Das wäre nur fair.

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Die Bundesregierung will landwirtschaftliche Betriebe unterstützen, die besonders hart von den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs betroffen sind.


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