Angesichts von Krisen, Inflation und mickrigen Renten liegt es nahe, sich nicht auf Versicherer zu verlassen, sondern sich ein eigenes Finanzpolster zu schaffen. Breit streuende ausschüttende Aktien-ETFs sind für den langfristigen Vermögensaufbau sowie Renten mit und ohne Kapitalverzehr geeignet. Dabei sollten Anleger ein gewisses Vorverständnis für ETFs haben.
Exchange Traded Funds
Das beinhaltet, häufige Missverständnisse und Halbwissen rund um den Begriff „ETF“ auszuräumen, nicht jedem Trend hinterherzulaufen und auch Alternativen abseits der Börse in Betracht zu ziehen.
Vorwissen ist gut
Wahrscheinlich kennen Sie ETFs (ausführlich „Exchange Traded Funds“) bereits bzw. setzen diese sogar schon für Ihren Vermögensaufbau und zur finanziellen Vorsorge ein. Erzählt Ihnen jedoch jemand, ETF sei die Abkürzung für „Extrem Teure Fonds“, lassen Sie ihn stehen. Und möchte man Ihnen erklären, dass Anlagezertifikate die besseren ETFs seien, lächeln Sie nur milde.
Sie wissen ja, dass Sie bei ETFs einen Insolvenzschutz genießen, bei Anlagezertifikaten nicht.
Mit diesem Grundlagenwissen gehören Sie zu den 10 % der Bestinformierten in unserem Lande zum Thema ETF. Durch diesen Beitrag schaffen Sie es schnell auf die besten 1 %.
Zwei Missverständnisse über ETFs
Da „ETF“ lediglich die englische Abkürzung für „börsengehandelte Investmentfonds“ ist, handelt es sich nachfolgend um zwei zwar häufig genannte, aber trotzdem falsche Aussagen.
1. Missverständnis: „ETFs sind stets Aktien-ETFs und beziehen sich immer auf Aktien.“ Diese Vorstellung von einer Gleichsetzung von ETFs mit einer Anlage in Aktien ist ebenso weit verbreitet wie falsch.
Richtig ist: ETFs sind nur eine Umverpackung für verschiedene Anlageklassen. In der Verpackung können Aktien sein, aber ebenso auch Anleihen und Geldmarktpapiere. Genauso können auch Währungen, Gold und andere Edelmetalle sowie Rohstoffe enthalten sein. Für Rohstoffe werden die Umverpackungen korrekt als ETCs (Exchange Traded Commodities) bezeichnet. Das ist eine leicht unterschiedliche Variante. Jedoch konzentriert sich dieser Text ausschließlich auf Aktien-ETFs.
2. Missverständnis: „ETFs folgen einem Wertpapierindex. Sie sind also stets ein Instrument des passiven Investierens.“ Auch diese Gleichsetzung von ETFs mit passivem Investieren ist ebenso weitverbreitet wie falsch.
Die nachfolgende Vier-Felder-Matrix im Download zeigt die Zusammenhänge von Fondsprodukten auf einen Blick.
2 x 2 Möglichkeiten bei Fondsprodukten
„Indextracker“ (grünes Feld in der Matrix): Wenn Sie in der Presse Beiträge über ETFs lesen, beziehen sich diese fast immer auf Index-Tracker-ETF. Zwar gibt es viele ETFs, die als sogenannte „Indextracker“ konstruiert sind. Das heißt sie bilden einen Wertpapierindex wie beispielsweise den DAX oder den MSCI ab und versuchen, dessen Wertentwicklung möglichst exakt zu folgen.
Hier sei erwähnt, dass Anleger auch mit einem passiven ETF spekulieren können. Etwa wenn sie einen ETF auf einen sehr engen Index wählen. Oder wenn sie durch kurzzyklisches Kaufen und Verkaufen von ETFs auf das Steigen oder Sinken des gesamten (Aktien-)Markts setzen. ETFs lassen sich nämlich im Millisekundenbereich handeln. Seriöse Anleger benötigen das aber nicht.
Demgegenüber stehen aktiv gemanagte ETFs (graues Feld). Hier entscheiden Fondsmanager ohne Bezug zu einem Index darüber, welche Wertpapiere – meist Aktien und/oder Anleihen – in das Fondsvermögen aufgenommen werden. Lediglich in der jüngsten Vergangenheit kommen aktiv gemanagte ETFs verstärkt ins Gespräch. Zum einen können dies traditionelle Investmentfonds sein, die eine Börsenzulassung erhalten haben. Zum anderen sind das angeblich „intelligente“ ETFs. Der Fachausdruck lautet Smart Beta-ETFs.
Diese sind auch Index-Tracker, versprechen jedoch durch die Verwendung besonderer Teilindizes eine im Vergleich zu den marktbreiten ETFs eine kleine Überrendite. Ob diese eintritt, ist ungewiss, sicher sind jedoch die höheren Kosten.
Die vergleichsweise teuren klassischen Investmentfonds (rotes Feld, links unten) werden von Banken intensiv beworben, da die Institute bestens daran verdienen. Sie sollen hier nicht weiter thematisiert werden.
Nicht börsenfähige Indexfonds (gelbes Feld): Diese sind kaum bekannt und führen zu Unrecht ein Schattendasein, können aber eine Alternative zu den Index-Tracker-ETFs sein.
Alternative zu passiven ETFs
Wenn Sie ein Anlageprodukt suchen, mit dem Sie langfristig, preiswert und transparent einen langfristigen Vermögensaufbau bzw. eine zusätzliche Altersvorsorge anstreben, benötigen Sie hierfür keinen passiven ETF (Index-Tracker-ETF, grünes Feld), den Sie im Millisekundenbereich handeln können.
Ein nicht börsenfähiger Indexfonds (gelbes Feld) genügt völlig. Diesen können Sie bei Bedarf einmal pro Tag kaufen und vielleicht einige Jahre oder Jahrzehnte wieder verkaufen. Der Preis orientiert sich am Substanzwert (Fachausdruck „Nettoinventarwert“). Ihr Handelspartner ist das Finanzinstitut, das den (nicht börsenfähigen) Indexfonds herausgibt und betreut.
Die nicht börsenfähigen Indexfonds sind also auch sehr empfehlenswert und zum Teil sogar noch etwas preiswerter als entsprechende passive ETFs (grünes Feld). Der einzig kritische Punkt ist, dass manche Depotbanken nicht bereit sind, Indexfonds für Privatanleger zugänglich zu machen. Dann müssten Sie entweder die Depotbank wechseln oder eben doch auf ETFs (aktiv oder passiv gemanaged) ausweichen, obwohl Sie die Börsenfähigkeit gar nicht benötigen.
Mode-ETFs ins Depot?
Die zentralen Vorteile von ETFs, aus Sicht des Verbrauchers, sind insbesondere Transparenz und geringe Kosten, was zu einem guten Ruf dieser Umverpackungen (Vehikel) führt. Diesen möchte die Branche natürlich gerne ausnutzen und bietet immer mehr spezielle ETF auf Einzelbranchen oder Themen an. Ich empfehle jedoch klar die preiswerten und möglichst breit streuenden „Brot- und Butter-ETFs“. Mit diesen haben Sie – vereinfacht gesprochen – die weltweiten Modeprodukte in der EFT-Welt direkt automatisch im Korb, aber mit viel geringerem Gewicht und zu kleineren Kosten.
Die Begründung ist einfach: Indem Sie Ihre Reserven möglichst breit streuen, verteilen Sie Ihre Risiken so gut wie nur irgend möglich. Sie haben sich damit abgefunden, dass wir die Zukunft ohnehin nicht vorhersagen können und spekulieren daher nicht. Würden Sie hingegen auf Modebranchen wie Rüstungsaktien, Cyber-Security oder Hersteller von Elektroautos setzen oder auf Themen wie Wasserversorgung, alternde Weltbevölkerung oder Klimawandel, fangen Sie an, zu spekulieren.
Auch die Branchen- und Themenspekulation kann sehr gefährlich sein. Zumal Sie nicht der/die Einzige wären, der dieser Mode hinterherläuft. Folglich sind die Modebranchen und Themen im Vergleich zu „Brot und Butter“ erheblich teurer. Regelmäßig liegen deren Kosten beim doppelten bis dreifachen im Vergleich zu den marktbreiten Alternativen. Und was bereits im Preis hoch gestiegen ist, kann schnell wieder fallen.
Also lautet die Empfehlung, den Spieltrieb, den wir ja alle haben, lieber auf andere Bereiche wie Sport oder Kartenspielen zu lenken. Bei der Langfristanlage sollten Verbraucher auf unaufgeregte, brave ETFs zu setzen. Wie sagte doch eine kluge Kollegin: „Ich liebe Langweiler in meinem Depot – die bringen bei geringen Schwankungen die höchste Rendite!“
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