Mehr tun für den Klimaschutz im Moor und gleichzeitig Photovoltaik (PV)-Strom erzeugen? Milchviehhalter Hauke Möller ist dabei. Er bewirtschaftet im niedersächsischen Ahlen-Falkenberg zwischen Elbe und Weser einen Betrieb mit 180 Milchkühen und 140 ha Acker- und Grünland. Davon sind 85 ha klassisches Hochmoorgrünland. Aktuell steckt der 41-Jährige in der Planung für einen Solarpark im Ahlen-Falkenberger Moor. Die Rede ist von einem Erprobungsgebiet mit insgesamt 250 ha. Auf einem Teil soll schwimmende PV verlegt werden.
"Moor muss nass" - einfach gesagt
Zusammen mit 21 Landeigentümern hat Möller bereits vor zweieinhalb Jahren mithilfe des Landvolkverbandes Land Hadeln eine Interessengemeinschaft gegründet. Diese hat damals angefangen mit der Planung eines Windparks und ist dann schlussendlich bei „Wiedervernässung und Solar“ gelandet. „Unser Ziel war und ist, eine Wertschöpfungsalternative zur klassischen Milchviehhaltung zu generieren“, erklärt Möller und betont: „Die Devise ,Moor muss nass‘, ist so einfach gesagt. Da hängt viel mehr dran.“
Wiedervernässung: Folgen für Landwirte
Der Milchviehhalter nennt zum einen die enormen Kosten für die Wiedervernässung und den Schutz der umliegenden, teils tieferliegenden Dörfer vor zu viel Wasser. Zum anderen die Folgen für die Landwirte: Grünlandumbruchverbot, Düngeverordnung, Wertverlust der Flächen, was Folgen für die Kreditwürdigkeit eines Landwirts haben könnte, und Probleme bei der Bewirtschaftung. Ein Beispiel: Reichen Zwillingsreifen dann noch? Oder müssen Moorbauern in neue Maschinen investieren? Möller und seine Berufskollegen fürchten um ihre Existenz als Milchviehhalter.
Immer mehr Auflagen
„Werden die Grünlandflächen im Ahlenmoor wiedervernässt, wird es für Milchviehbetriebe dramatisch“, mahnt Thomas Knabe. Sein Milchviehbetrieb liegt ebenfalls in Ahlenfalkenberg. 85 % der Flächen sind Hochmoorgrünland. Auch wenn seine Flächen auf der anderen Seite des Moores im ehemaligen Torfabbaugebiet liegen und deswegen nicht zu dem 250 ha großen Erkundungsgebiet gehören, befürwortet der 54-Jährige die Pläne für den Solarpark. „Die Viehhaltung wird immer schwieriger, die Auflagen immer mehr. Wenn sich dadurch eine neue Einkommensquelle oder Wege zur Absicherung für den Betrieb ergeben, warum nicht?“ Möller jedenfalls ist von der Idee überzeugt: „Dann wird auf den Moorflächen eben keine oder weniger Milch mehr produziert und dafür Energie.“
Photovoltaik und Wiedervernässung als gute Partner
Dass Photovoltaik und Wiedervernässung gute Partner sein können, findet auch die Bundesregierung. Im der jüngsten Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetztes, dem EEG 2023, hat sie mit der sogenannten „Moor-PV“, also mit Photovoltaikanlagen auf ehemals entwässerten, landwirtschaftlich genutzten und dann dauerhaft wiedervernässten Mooren ein neues Segment geschafften. Anlagen dieser Art erhalten einen Bonus von 0,5 Cent/kWh Strom.
Chance für Klimaschutz und als Einkommensquelle
Auch Monika Hohlbein vom Greifswalder Moor Centrum findet, dass Photovoltaik auf Moorflächen eine Chance für den Klimaschutz und als Einkommensquelle bietet. Allerdings, so sagte sie im Rahmen des Deutschen Landschaftspflegetages, sei noch vieles unklar. Bisher gebe es keinerlei Erfahrungen mit PV-Freiflächenanlagen auf wiedervernässten Mooren. „Bis wir genau wissen, was wir tun und was passiert, sollte die Fläche für Moor-PV begrenzt bleiben“, forderte sie. Und weiter:
- PV-Anlagen gehören vorrangig auf Dächer, versiegelte oder vorbelastete Flächen.
- Moor-PV sollte nur innerhalb einer festgesetzten Flächenkulisse entstehen: auf degradierten, ehemals landwirtschaftlich genutzten Moorböden ohne naturschutzrechtlich einschränkende Auflagen. Dabei sollte immer eine einzelfallbezogenen Prüfung des Standortes erfolgen.
- Es bedarf rechtlich verbindlicher Kriterien auf kommunaler (Bauleitplanung) und Bundesebene. Baumaßnahmen müssen boden- und torfschonend erfolgen.
- Vor Genehmigung und Bau sind ein verlässliches hydrologisches und ein bodenkundliches Gutachten erforderlich. Photovoltaik auf Moorflächen darf es nur mit Wiedervernässung geben. Und zwar für den Torferhalt mit einem Wasserstand dauerhaft auf Flurhöhe.
- Für den Torferhalt ist eine geschlossene, möglichst torfbildende Vegetation erforderlich.
- Nach der Wiedervernässung verringert sich die Tragfähigkeit des Bodens. Das erschwert und verteuert Wartung- und Pflegearbeiten sowie den Rückbau.
- Bisher ist nicht bekannt, wie sich eine Wiedervernässung auf die technische Anlage (ständige Feuchte, pH-Wert) und wie sich die technische Anlage auf die Biodiversität auswirkt.
- Erfahrungen zum Bau fehlen. Funktionieren schwimmende Module? Hält ein Ständerwerk?
- Damit das Ständerwerk stabil steht, muss es in den Untergrund unter dem Moorboden gerammt werden. Bei bis zu 2 m Moorbodendicke, so Annahmen, geht das gut. Aber was ist, wenn das Moor tiefgründiger ist? Was ist mit dem Wasser, wenn die tiefere, wasserhaltende Schicht durchstoßen wird? Versickert es dann?
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