Kampagne 2022/23

Zuckerrüben: Besser als gedacht?

Die Kampagne startete in diesem Jahr früher als sonst. Zwar ist das Jahr von Trockenheit und Energieunsicherheit geprägt, dennoch sind bereits viele Rüben aus NRW in den Zuckerfabriken verarbeitet.

Die Trockenheit hat bei einigen Landwirten zu verheerenden Ertrags- und Qualitätsverlusten geführt. Hinzu kam vor dem Hintergrund steigender Energiepreise und einer gegebenenfalls eintretenden Gas-Knappheit die Sorge, dass nicht einmal alle Rüben verarbeitet werden können.

Wie die Ernte und die Verarbeitung bisher laufen, verrieten Dr. Stefan Brinker, Leiter Abteilung Landwirtschaft Region Lage, sowie Heinz Leipertz, Leiter Landwirtschaft für die Region Rheinland (Appeldorn) von Pfeifer & Langen, und Moritz Vorholzer, Leiter Landwirtschaft am Standort Wabern der Südzucker AG, in einem Interview zur Zwischenbilanz der Kampagne 2022/23.

Die Verarbeitung läuft

Die Rübenkampagne ist in Wabern am 5. September, in Lage am 10. September und in Appeldorn am 27. September gestartet. Dabei läuft es bislang nicht immer reibungslos.

Vonseiten der Zuckerfabrik in Wabern ist man mit dem Verlauf im Werk sehr zufrieden. „Erschwerte Bedingungen gab es in diesem Jahr aufgrund der Trockenheit, sodass die Rodung insbesondere in der ersten Woche unter sehr widrigen Bedingungen stattfand“, so Vorholzer. Mit einsetzenden Niederschlägen zur Septembermitte habe sich die Situation aber schlagartig verbessert.

Auch in Appeldorn läuft die Verarbeitung bisher nahezu störungsfrei. „Die Tagesverarbeitung ist ­aktuell sogar höher als im Vorfeld angenommen“, berichtet Leipertz. Insofern läuft die Rübenanfuhr stetig und für die Rübenanbauer bisher zu den geplanten Abholterminen. Auch die Integration der Soester Liefergruppen habe reibungslos geklappt.

In Lage hatte man dagegen mit ungewöhnlich vielen Störungen zu kämpfen, sodass die Rüben gerade zu Beginn der Kampagne nicht wie geplant abfließen konnten. „Mit den betreffenden Landwirten wird aber im Nachgang und in Absprache mit dem Beirat der Rübenanbauer ­eine Lösung gefunden“, verspricht Dr. Stefan Brinker.

Stand der Kampagne

Aufgrund des im Vergleich zu den Vorjahren um etwa 10 bis 14 Tage früheren Starts, um der zu befürchtenden Gasknappheit zu entgehen, war in Lage schon Ende der vergangenen Woche mehr als ein Drittel der Rüben verarbeitet.

In Appeldorn lag der Starttermin dagegen zwischen dem „normalen“ Start Mitte September und dem der vergangenen Jahre – Anfang Oktober.

„Dies ist ein Kompromiss zwischen der risikohaften Energieversorgung und einem noch möglichst hohen Ertragszuwachs“, so Leipertz. „Gleichzeitig übernehmen wir aufgrund der ­unsicheren Gasversorgung in Lage einige Rüben­mengen aus dem Soester Anbauraum.“ So musste ein Kampagnenbeginn gefunden werden, der das Kampagnenende nicht zu weit in den Januar rutschen lässt, aber trotzdem noch Zuwächse berücksichtige. Aktuell ist auch dort etwas mehr als ein Drittel der Rüben verarbeitet.

Ertrag und Zuckergehalt

Die Erträge liegen in Lage bislang zwischen 50 und über 100 t/ha bei 16 bis 20 % Zuckergehalt.

Vorholzer berichtet aus Wabern von sehr hohen Zuckergehalten nahe der 20%-Marke zu Beginn der Kampagne, die aber mit überschaubaren Erträgen einhergingen. Durch die Niederschläge im September konnten die Rüben hier zwischenzeitlich deutlich wachsen, „was aber auch zulasten des Zuckergehalts ging“, so Vorholzer. Positiv waren die sonnigen Oktobertage, sodass insbesondere die Soester Börde inzwischen bei erfreulich hohen Erträgen und gleichzeitig guten Zuckergehalten angekommen ist.

Erfreulicher ist die Situation auch in Appeldorn: „Die Erträge übersteigen die Erwartungen der Landwirte. Im Durchschnitt stabilisieren sich die Rübenerträge mit etwas über 80 t/ha auf dem vor der Kampagne erwarteten Niveau“, berichtet Leipertz. Die Zuckergehalte sind dagegen noch unterdurchschnittlich. Das liege auch daran, dass sich viele Bestände nach Regen neu beblättert haben. „In den kommenden Wochen führen kühle Nächte und sonniges Herbstwetter hoffentlich wieder zu einem steigenden Zuckergehalt“, sagt...