Als Einstreu für Pferde, Rinder und andere Tiere, als hochwertiges Strukturfuttermittel oder auch als Beschäftigungsmaterial in Schweineställen – viele Betriebe benötigen an 365 Tagen im Jahr Stroh. Geerntet wird aber nur im Sommer. Deshalb ist die Art der Lagerung ein viel diskutiertes Thema unter Landwirten. Doch kann eine Miete unter freiem Himmel tatsächlich mit einer Halle mithalten?
Art der Nutzung
Grundsätzlich gilt: In einer geschlossenen Halle ist Stroh kaum Witterungseinflüssen ausgesetzt und kann im Lager nicht mehr nass werden. Aus diesem Grund bevorzugen viele Landwirte die Lagerung in der Halle. Was aber, wenn ein Betrieb erst jetzt mit der Strohlagerung beginnt oder seinen Viehbestand erweitert, sodass die Lagerkapazität der Strohhalle nicht mehr ausreicht? Lohnt sich der Neubau einer Halle für das verhältnismäßig preiswerte und platzintensive Erntegut?
Mitentscheidend ist dabei für viele Landwirte die Art der Strohnutzung. Während sie zum Einstreuen kleinere feuchte Stellen mit leichtem Pilzbesatz in Kauf nehmen können, akzeptieren sie zum Füttern nur einwandfreies Material. Gerade bei der Lagerung von Futterstroh gehen zum Beispiel Milcherzeuger deshalb oft keine Kompromisse ein und lagern das Stroh in der Halle.
Halle: Luxus oder nötig?
In den vergangenen Monaten sind die Preise für viele Rohstoffe rasant angestiegen. Doch auch in der Zeit davor (und danach) ist der Hallenbau ein aufwendiges und kostenintensives Projekt, das über viele Jahre abgeschrieben wird.
Benötigt ein Landwirt diese Halle tatsächlich nur als Lagerplatz für Stroh, kommt hinzu, dass diese über ein gesamtes Jahr gesehen durchschnittlich nur zur Hälfte genutzt wird. Auch wenn für diese Fälle in der Regel eine recht einfache Hallenkonstruktion – ohne Tore, mit maximal drei geschlossenen Seiten und nur mit geschot-
tertem Untergrund – ausreicht: Abhängig von der Bauweise, Traufenhöhe und den örtlichen Gegebenheiten muss der Bauherr mit Preisen von mindestens 250 €/m² rechnen.
Je nach Größe und Höhe der Halle sind pro Quadratmeter Lagerkapazitäten von rund 1,3 bis 2 Rundballen (1,4 m Durchmesser), 1,4 bis 2,1 Quaderballen mit 0,9 m Höhe oder 1,8 bis 2,7 Quaderballen mit 0,7 m Kanalmaß realistisch. Bedenkt man zusätzlich die im Jahresverlauf nur rund 60%ige Auslastung der Halle und legt eine Abschreibung über 25 Jahre zu Grunde, ergeben sich Lagerkosten von etwa 46 bis 69 €/t bei Rundballen (10 bis 15 €/Ballen) bzw. 43 bis 64 €/t bei Quaderballen (10 bis 14 bzw. 7 bis 11 €/Ballen). Natürlich hängen die Lagerkosten neben den Baukosten auch davon ab, wie dicht und hoch ein Landwirt sein Stroh stapelt. Hierzu sind jedoch einige Dinge zu beachten.
Auch die zeitweise Zweitnutzung einer Strohhalle ist ein Mittel, die Lagerkosten zu senken. Bis zum Winter steht häufig so viel Platz zur Verfügung, dass nicht motorisierte Geräte einen Platz neben dem Stroh finden.
Gutes Stroh trotz Regen?
Die Außenlagerung von Stroh hat mehrere Vorteile. Zum einen ist sie mit keinen oder kaum Fixkosten verbunden, zum anderen kann der Landwirt die Lagerfläche im Anschluss vollkommen flexibel anders nutzen. Darüber hinaus ist der Mehraufwand gering, wenn die Ernte größer ausfällt und es wird kein Platz verschwendet, wenn weniger geerntet wird.
Doch auch eine ordentliche Außenlagerung gibt es nicht „für lau“. Die Abdeckung mit Folie ist tabu und kommt maximal für eine sehr kurze Lagerdauer – z. B. vor der Abfuhr am Feldrand – infrage. Restfeuchtigkeit aus dem Stroh kondensiert aus den Ballen und sammelt sich an der Unterseite der Folie, von wo aus diese punktuell zurück in die Ballen gelangt. Bei einer längeren Lagerzeit ist als Folge mit erheblichen Verlusten zu rechnen.
Die bessere Alternative ist ein Einsatz von speziellem Vlies. Dieses Material ist luft- und dampfdurchlässig, während es Regen zuverlässig abweist. Wie mehrere Praktiker berichten, können sie ihr Stroh so – mit sorgfältiger Arbeit beim Abdecken – auch außerhalb der Halle über längere Zeiträume lagern.
Draußen ist Sorgfalt gefragt
Zu berücksichtigen ist hierbei, dass das Ein- und Auslagern des Strohs in diesem Verfahren deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt, als es in der Halle der Fall ist. Der Ballenstapel sollte so steil sein, dass sich nirgendwo auf dem Vlies Wasser sammeln kann. Im Zweifel muss der oberste Quaderballen im Stapel hierfür hochkant auf die lange Seite gelegt werden.
Nach jeder Ballenentnahme müssen Landwirte ihre Miete wieder sorgfältig abdecken und den Regenschutz beschweren. Aus versicherungstechnischen Gründen gestaltet sich gerade in Gebieten mit vielen Gebäuden oder Waldflächen wegen Abstandsauflagen auch die Standortsuche häufig schwieriger als gedacht.
Neben dem höheren Arbeitsaufwand entstehen die Kosten für eine Außenlagerung durch die Anschaffung von Vlies, das in der Regel rund drei Jahre lang zu gebrauchen ist. Trotz aller Schutzmaßnahmen lassen sich je nach Verwendung des Strohs nicht alle Verluste vermeiden, sodass auch hierdurch Kosten entstehen.
Mit Anschaffungskosten von rund 400 € für eine 12 mal 25 m große Vliesrolle (je nach Ballenform und -größe ausreichend für etwa 120 bis 200 Ballen) fallen die Kosten für Vlies kaum ins Gewicht. Alle weiteren Kosten hängen sehr stark von der betriebsindividuellen Logistik und den örtlichen Gegebenheiten ab. Je weiter die Lagerstätte vom Verwendungsort entfernt ist und je größer die Verluste beispielsweise durch einen feuchten Untergrund sind, desto höher sind die Kosten. Experten sprechen von bis zu 30 €/t.