Alles war angerichtet: Die Kulturen in den Versuchsparzellen standen super. Die Berater der Landwirtschaftskammer NRW waren bereit, den Besucher die neusten Erkenntnissen aus ihren jeweiligen Spezialgebieten zu erklären. Die Aussteller waren gespannt auf den Austausch mit ihren Kunden. Die Landwirte erwarteten neue Ideen für die Zukunft.
Doch dann sagte der Wetterbericht für den Veranstaltungstag lokal Starkregen, Hagel und Sturmböen voraus. So sind einige Besucher aus Sorge um Haus und Hof nicht nach Bad Sassendorf gefahren. Die zahlreichen Besucher, die trotzdem gekommen waren, haben das gewiss nicht bereut.
Denn Dr. Martin Berges, Staatssekretär im Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, hatte Recht, wenn er den Düsser Feldtag als „Leistungsschau des Ackerbaus in NRW“ bezeichnet hat. Er erwähnte auch, dass auf den Feldern in NRW 30 verschiedene Kulturarten wachsen. Viele davon waren auf dem Feldtag in Versuchsparzellen zu begutachten.
{{::gallery::standard::
1::}}
Berges betonte später, dass man Landwirten den Begriff Nachhaltigkeit nicht erklären müsse, da sie mit ihren Familien häufig seit vielen Generationen auf den Höfen wirtschafteten. Er wies aber auch darauf hin, dass man das Arbeiten auf den Betrieben nur dann als wirklich nachhaltig ansehen könne, wenn die Landwirte dabei auch ein ausreichendes Einkommen für ihre Familien und die ihrer Mitarbeiter erreichen könnten.
Digitalisierung ist kein Allheilmittel
„Wer Landwirtschaft 4.0 gewinnbringend einsetzen will, muss die Landwirtschaft 1.0 verstanden haben und beherrschen“, stellt Dirk Schulte-Steinberg, Landwirtschaftskammer NRW, klar. Denn moderne Technik kann helfen, Erträge zu optimieren und Betriebsmittel zu sparen. Das gelingt aber nur, wenn auch Parameter stimmen, die die Technik nicht im Blick haben kann. Ein Beispiel: Viele Düngerstreuer sind heute ohne Probleme dazu in der Lage, Dünger nach Potenzialkarten teilflächenspezifisch zu applizieren. „Das bringt mir aber nur einen Vorteil, wenn ich zuvor auch die Querverteilung meines Streuers kontrolliert habe“, so Schulte-Steinberg.
Praktiker Thinus Glitz weist außerdem darauf hin, dass neue Technik im Betrieb nur Erfolg bringt, wenn alle Arbeitskräfte Spaß am Einsatz haben. „Leider führen kleine Misserfolge oft zu negativer Generalisierung“, fügt Ludger Obermann, Landwirtschaftskammer NRW, hinzu. Wie immer gehören Fehler aber auch bei der Digitalisierung zum Lernprozess, sind sich die Experten sicher.
Auch Glitz hat seinen Betrieb nicht plötzlich, sondern Schritt für Schritt digitalisiert. Angefangen habe er beispielsweise mit digitalen Ackerschlagkarteien, einer Wetterstation und GPS-basierten Bodenproben. Auch ein Lenksystem sei mittlerweile fast Standard und führe sofort zu Einsparungen von Betriebsmitteln. „Dabei sind auch günstige Nachrüst-Lösungen mit Lenkradmotoren in der Regel sehr gut“, meint Glitz. Anschließend hat der Praktiker sich auch seinen Anbaugeräten gewidmet: Er investierte in ISOBUS-gesteuerte Technik, sodass er heute teilflächenspezifisch säen, düngen und spritzen kann. Die Technik bringt zwar Einsparungen und zum Teil auch Mehrerträge, ist aber auch teuer, berichtet der Praktiker. Um die Kosten über eine gewisse Auslastung zu rechtfertigen, müsse man daher auch Kooperationen mit benachbarten Landwirten oder Lohnunternehmen in Betracht ziehen.
Für Karl Werring, Präsident Landwirtschaftskammer NRW, ist klar: „Vielseitig, Digital, Nachhaltig“, das sind nicht nur Begriffe, das sind entscheidende Weichen für die Zukunft unserer landwirtschaftlichen Betriebe. Wenn es uns gelingt, diese Weichen richtig zu stellen, werden wir auch in Zukunft eine starke und erfolgreiche Landwirtschaft in Nordrhein-Westfalen haben.“
Mit moderner Technik Mittel sparen
„Rein rechnerisch ist es in Reihenkulturen wie Zuckerrüben ganz leicht, den Herbizidaufwand um 50 % zu reduzieren“, sagte Harald Kramer, Landwirtschaftskammer NRW, im Rahmen der Maschinenvorführung mit Blick auf die Reduktionsziele der EU. „Bei 45 cm Reihenabstand müssen wir nur ein 22,5 cm breites Herbizid-Band in die Reihe applizieren und die 22,5 cm dazwischen hacken.“ Dass es in der Praxis aber nicht so leicht ist wie in der Theorie, machten Kramer und Alexander Czech, Technikreferent bei der Landwirtschaftskammer NRW im weiteren Verlauf der Vorführung deutlich.
„Wer mit der Pflanzenschutzspritze eine Bandspritzung durchführen will, muss technisch schon in der Champions League spielen“, so Kramer. Was er damit meinte, wurde auf der Demonstrationsfläche deutlich: Hier hatten die Schlepper mit den Feldspritzen keine GPS-Daten vom Legen zur Verfügung. Schnell zeigte sich, dass sich kleine Versätze oder Ungenauigkeiten beim Drillen aufsummieren können. Bei einer 6 m breiten Drille und 30 m Pflanzenschutzgestänge ergeben sich bereits fünf verschiedene Spuren der Drille. „Damit das Band auch dann noch genau über die Reihe läuft, muss alles perfekt passen. Gerade am Vorgewende oder in Hanglagen ist das kaum möglich“, so Kramer.
Doch warum ist die Bandspritzung überhaupt nötig, wenn moderne, kameragesteuerte Hacken zum Einsatz kommen? „Im Ökolandbau sprechen wir bei einer sehr exakten Einstellung der Hacke von rund 50 Handarbeitsstunden pro Hektar Zuckerrüben. Unter schlechteren Bedingungen sind es auch schnell 150 Stunden“, erklärt Franz-Theo Lintzen, Ackerbauberater im Ökoteam der Landwirtschaftskammer NRW. Das liege daran, dass man selbst mit der besten Hacke nicht jedes Unkraut aus der Reihe entfernen kann, ohne die empfindlichen Kulturpflanzen zu schädigen.
Einfacher ist die Reihe mit dem Herbizid zu treffen, wenn man eine Hacke mit Bandspritzdüsen ausstattet. „Die Kamerasteuerung und ggf. Reihentaster führen die Hacke immer exakt und auch die exakte Höhenführung ist im Vergleich zum Spritzgestänge kein Thema“, erklärt Czech. Allerdings gehe man mit der Kombination einen Kompromiss zwischen den optimalen Einsatzbedingungen ein: Die Hacke braucht es trocken, die Spritze eher feucht. „Die Hersteller empfehlen daher, die Hacke mit Bandspritze am frühen morgen vor sonnigen Tagen einzusetzen. So nutzen wir den Tau für das Herbizid und die gelösten Unkräuter vertrocknen am Tag“, so Czech.
Unabhängig vom Gerät, mit dem Landwirte oder Lohnunternehmer die Bandspritzung durchführen, weist Kramer auf die Wahl der richtigen Düse hin: Nicht nur der Winkel der Düse muss zur Höhe der Düse während der Arbeit passen, sondern auch das Verteilmuster muss stimmen. „Düsen für die Flächenapplikation arbeiten mit einer Überlappung, die die gleichmäßige Verteilung erleichtert. Das ist bei Bandspritzen nicht der Fall. Die Düsen müssen daher über ihre gesamte Kegelbreite gleichviel Brühe applizieren.“
Lesen Sie mehr: