Landfrauenpräsidentin Petra Bentkämper

Mit dem Minister nach Brasilien

Auf der Minister-Reise nach Südamerika war auch die Präsidentin des Deutschen Landfrauenverbandes Petra Bentkämper an Bord des Regierungsfliegers. Wir haben sie nach ihren Eindrücken gefragt.

Frau Bentkämper, Mitte März flogen Bundeswirtschaftsminister Habeck sowie Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir für fünf Tage nach Brasilien und Kolumbien. Sie waren Teil der Delegation von Minister Özdemir. Wie kam es dazu? Und wer war noch dabei?

Zur Delegation von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir zählten neben mir auch Tina Andres, Vorstandsvorsitzende des Bundes der ökologischen Lebensmittelwirtschaft, und Gero Schulze Isfort vom Landmaschinenhersteller Krone. Wie sie habe ich eine Anfrage aus dem Büro von Cem Özdemir erhalten. Die Delegation von Robert Habeck bestand aus rund 20 Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft. Die meisten von ihnen haben sich um die Teilnahme beworben. Ebenfalls mit an Bord des Regierungsfliegers waren rund 40 Journalisten.

Wie viel Zeit hatten Sie, sich auf die Reise vorzubereiten?

Robert Habeck hatte die Reise bereits seit Längerem geplant, Cem Özdemir entschied sich später dazu, mitzureisen. Entsprechend kam die Anfrage erst acht Tage vor Abflug. Für die Einreise nach Kolumbien war es notwendig, gegen Gelbfieber geimpft zu sein. Es war der letzte Tag, an dem eine Impfung möglich gewesen wäre. Aufgrund meiner Reisen nach Afrika war das bei mir nicht mehr notwendig. Dennoch habe ich mir zwei Tage Bedenkzeit erbeten. Schließlich musste ich Termine verschieben und mit unserem geschäftsführenden Vorstand die Finanzen klären. Denn der Deutsche Landfrauenverband trägt den regulär üblichen Anteil, der für Teilnehmende an Regierungsreisen gilt. Für mich war es eine große Ehre, diese Anfrage vom Minister zu bekommen. Es zeigt, wie hoch unser Ansehen in Berlin ist.

Mitglied einer solchen Delegation zu sein, bietet die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und Kooperationen aufzubauen.

Welchen Mehrwert hat der Deutsche Landfrauenverband durch Ihre Teilnahme an der Reise?

Mitglied einer solchen Delegation zu sein, bietet die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und Kooperationen aufzubauen. Bei unserer Reise habe ich beispielsweise die kolumbianische Landwirtschaftsministerin kennengelernt. Sie wird im Sommer nach Deutschland reisen und bat mich, während ihres Aufenthalts ein gemeinsames Treffen zu ermöglichen. Unsere Themen werden dann die Stärkung von Frauen in der Landwirtschaft und der Austausch über Interessenvertretung und Verbandsarbeit sein.

Gab es abseits der offiziellen Termine die Möglichkeit sich mit Cem Özdemir auszutauschen? Falls ja, welche Themen haben Sie angesprochen?

Ja, die gab es, unter anderem an Bord des Fliegers. Auf dem Weg nach Brasilien waren wir zwölf Stunden am Stück in der Luft. Eine halbe Stunde nachdem der Flieger um 22.30 Uhr auf dem Militärflughafen Berlin gestartet war, begrüßte Robert Habeck alle Gäste und sprach die Einladung aus, dass er und Cem Özdemir gerne noch bereit für Gespräche seien. Dafür gibt es an Bord Besprechungsräume. Beim vertraulichen Gespräch mit Cem Özdemir habe ich natürlich die Themen „Zukunftskommission Landwirtschaft“ und Perspektiven der Tierhaltung in Deutschland angesprochen und auf Knackpunkte hingewiesen. Auf dem Rückflug haben Cem Özdemir und ich vereinbart, dass wir bei einem Treffen weiter über die Themen der Reise, wie die Verpflegung in unseren Schulen und Gewalt gegen Frauen, sprechen und gemeinsam nach Lösungsansätzen suchen wollen.

Frauenrechte und Schulverpflegung

Bei der Reise nach Südamerika vertrat Petra Bentkämper als Teil der Regierungsdelegation die Themen nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung und Frauen in der Landwirtschaft. Folgende Themen haben sie nach Informationen des Deutschen Landfrauenverbandes dabei besonders beeindruckt – im positiven wie im negativen Sinne:

  • Ein besonderes Anliegen war es für Petra Bentkämper, sich über die Situation der Frauen vor Ort zu informieren: „Es ist schockierend – alle sechs Stunden wird in Brasilien eine Frau ermordet. Das ist unerträglich und muss mit aller Härte bekämpft werden.“
  • Die Ernsthaftigkeit und Entschlossenheit der neuen Regierung, die Abholzung des Regenwaldes zu stoppen, hat Petra Bentkämper beeindruckt. „Sehr betroffen gemacht hat mich die grausame Verfolgung der indigenen Völker.“

Diese Projekte haben aus Sicht der Präsidentin Vorbildcharakter:

  • Brasilianische Schulen können staatliche Unterstützung erhalten, wenn 30 % des Schulessens frisch zubereitet wird und die Zutaten aus regionalem Anbau stammen.
  • In Brasilien gibt es staatlich geförderte Ernährungsräte, die bis in die kleinsten Orte hinein das Thema Ernährungsbildung vermitteln.
  • Im städtischen Bereich werden kommunale Flächen sozial schwachen Familien zur Verfügung gestellt, damit sie nach einer Schulung Obst und Gemüse für den eigenen Bedarf anbauen können.

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