Der Besuch bei Jenny Rasche im rumänischen Sibiu ist nun gut acht Monate her. Als 19-Jährige, zweifach alleinerziehende Mutter ging sie 2001 aus Stapelburg, Landkreis Wernigerode in Sachsen-Anhalt nach Sibiu. Ihr Ziel war, sich um rumänische Kinder zu kümmern. Vielleicht erinnern Sie sich noch daran, dass die junge Frau neben ihren mittlerweile sieben leiblichen Kindern, auch sieben Pflegekinder, teils mit schwersten Behinderungen, bei sich aufgenommen hat. Dabei hatten sie und ihr Mann Phillipp sich eigentlich geschworen 2023 mal kein weiteres Kind zu „bekommen“ – Aber eben nur „eigentlich“.
Anders als gedacht
Bei unserem Besuch im März gab es ein kleines Mädchen, das dringend aus seiner Familie raus musste. Jenny und ihr Mann Phillip nahmen sie kurzfristig auf. Kurz darauf bekam sie jedoch einen Platz in einem der acht Kinderhäuser, die Jennys Verein „Kinderhilfe Siebenbürgen“ betreibt. Dort kann sie nun wohlbehütet aufwachsen.
Doch dann begegnete Jenny Mario. Der kleine Junge saß in einer Art Glaskasten in einem staatlichen Heim. Er war unterernährt, dehydriert und hatte mit schweren Lungenproblemen zu kämpfen. Jenny päppelte ihn auf. Da die Kinderhäuser des Vereins weder auf behinderte Kinder ausgelegt noch – wie vom rumänishen Staat gefordert – dafür zertifiziert sind übernahm sie privat die Pflegeschaft für ihn.
Kein Ersatz!
Auch einen 15-jährigen, körperlich schwerst behinderten Jungen nahm sie bei sich auf. Er war so unterernährt, dass anfangs nicht klar war, ob er überleben würde.
Aktuell leben noch zwei weitere Mädchen in der Familie der gelernten Landwirtin. Die Mutter der beiden ist nicht in der Lage, sich zu kümmern. Jenny hofft, dass die Mädchen bald zu ihrer leiblichen Mutter zurückkehren können: „Wir können ihnen nicht ihre leibliche Familie ersetzen – auch wenn wir uns noch so bemühen.“ Und dennoch tut Jenny weiter – jeden Tag – ihr Möglichstes. Auch für den kleinen Neugeborenen, der blind, mit schweren Nierenanomalien und Fehlbildungen an Händen und Füßen vergangene Woche zu ihr gebracht wurde.
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